Oberhausen. Seit zehn Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen Oberhausen und der Region Carbonia/Iglesias auf Sardinien, die sich auf erstaunlich viele Gemeinsamkeiten gründet.
Sardinien: Da denkt jeder gleich an Sonne, Strand und Meer, an Urlaub in Luxushotels. Der Gedanke, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen sardischen Städten und Oberhausen geben könnte, drängt sich nicht unmittelbar auf. Und doch gibt es sie. Ähnlich wie in Oberhausen war der Bergbau lange Zeit prägend für die beiden je rund 30.000 Einwohner umfassenden Städte Carbonia und Iglesias – und nach dem Zechensterben gab’s hier wie dort die Notwendigkeit eines Strukturwandels. Seit zehn Jahren gibt es zwischen Oberhausen und der sardischen Region Carbonia/Iglesias eine offizielle Städtepartnerschaft.
Verbindungen reichen weit zurück
Verbindungspunkte gibt es allerdings schon sehr viel länger: In der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stadt Iglesias wurde seit Jahrhunderten nach Erzen geschürft – unter anderem nach Zink, das seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts an der dortigen Steilküste auf Schiffe verladen wurde. Eine historische Aufnahme belegt, dass eines dieser Schiffe die „Vielle Montagne“ war, die „Altenberg“. Im 2500 Kilometer entfernten Oberhausen wurde das Erz verarbeitet – in der Zinkfabrik „Altenberg“.
Viel jünger als Iglesias ist die Stadt Carbonia. Sie wurde in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts am Reißbrett geplant und 1937/38 unter Benito Mussolini aus dem Boden gestampft. Hier sollten die Kumpel unterkommen, die aus Sizilien und vom italienischen Festland angeworben worden waren, um in den neu erschlossenen Kohlebergwerken zu arbeiten.
Bis zum großen Zechensterben in den 50er Jahren fuhren dort bis zu 18.000 Kumpel ein. Viele Bergleute packten danach die Koffer und reisten der Arbeit nach – und mancher ließ sich von Arbeitsvermittlern nach Oberhausen locken, um auf Concordia IV/V einzufahren. Für viele von ihnen wurde Oberhausen zur zweiten Heimat, so dass sich vielfältige persönliche Verbindungen zwischen hier und dort ergaben. Deshalb hatte sich der sardische Kulturverein „Rinascita“ schon länger dafür stark gemacht, eine Städtepartnerschaft zu begründen, was aber – vor allem wegen der häufig wechselnden Provinzregierungen – nie richtig in Schwung kam.
Wandel durch Kultur
Am 5. November 2002 wurde die Partnerschaft schließlich vom Rat beschlossen. Seither gibt es vielfältige Kontakte und einen befruchtenden Austausch, denn die Herausforderungen ähneln sich: „Wandel durch Kultur ist hier wie dort das Thema“, sagt Desbina Kallinikidou, bei der Stadt zuständig für internationale Beziehungen. Vor allem der Tourismus gewinnt in den sardischen Orten, die, obschon sie großes Potenzial haben, immer noch abseits der großen Touristenströme liegen, an Bedeutung – zumal dort in Kürze erneut Tausende von Arbeitsplätzen wegbrechen, durch den Weggang der Aluproduktion.
Seit kurzem gibt es dazu einen Austausch auf Fachkkräfteebene: Junge Touristikschüler aus der Partnerregion können in Oberhausen Praktika machen. Und wer dieser Tage nach Sardinien fliegt, kann am Flughafen Cagliari auf 100 Monitoren Werbung für Oberhausen sehen – und die Einladung, auf www.oberhausen.de mehr zu entdecken.