Wunderbar, Elogen auf die Geschichte unter Tage, gesungene Hymnen auf den Bergbau. Das Konzert „Im Schoß der Erde“, das am Samstagabend im Großen Haus des Theaters am Will-Quadflieg-Platz 1 eine mehrteilige Veranstaltungsreihe gleichen Namens zu Ruhr.2010 eröffnete, gehörte sicherlich zu den bislang außergewöhnlichsten Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahres.

Ohne die enge Verbindung der Stadt Oberhausen mit dem sardischen Ort Carbonia-Iglesias, dessen Geschichte ebenfalls vom Bergbau geprägt ist, hätte es dieses großartige Twins-Projekt zur Kulturhauptstadt wohl kaum gegeben.

Und nicht dieses Konzert, das vier brillante Musiker auf die Oberhausener Theaterbühne brachte. Lieder aus dem Bergbau wechselnd in sardischer und deutscher Sprache, fein abgestimmt balancierend zwischen südländischem Temperament und einer ans klassische deutsche Kunstlied gelehnten Interpretation.

Mal schier explodierend, dann wieder nachgerade sinnlich am Flügel von Laia Genc und an Klarinette wie Saxophon von Allessandro Palmitessa begleitet, fügten die wohl bedeutendste sardische Sängerin Elena Ledda und die deutsche Liedgestalterin Agnes Erkens Elemente aus Jazz und Folk, aus Gospel, Chanson und Oper zu einem musikalischen Ereignis. Vor klassischen Hintergrundbildern aus sardischen und deutschen Gruben konfrontierten sie das begeisterte Publikum mit gesungenen, teils raren Gemälden aus der so außergewöhnlichen Welt unter Tage.

Es sind anrührende, auch kraftvolle Balladen, mit denen zwei exzellente Frauenstimmen sich eine Männerwelt aneignen, biegsame Kantilenen erzählen von einer rauen Welt. Keine Frage, die Interpretation einiger Strophen des ursprünglichen Steigerliedes, entstanden teilweise schon Anfang des 16. Jahrhunderts in den ostdeutschen Erz- und Silberminen und um 1700 erstmals in einem Liederbuch im sächsischen Freiberg veröffentlicht, wächst zum Höhepunkt des Konzertes. Wie Agnes Erkens sich dem Klassiker, der in abgewandelter Form trotz aller Grönemeyers und Co. Immer noch die Hymne des Ruhrgebietes ist, nähert, das hat der Chronist in dieser Eindringlichkeit noch nicht gehört. Glückauf!