Am Ende haben sie es doch gemacht. Haben mitten auf dem Altmarkt in der prallen Sonne gestanden und das Steigerlied gesungen. Freundlich, aber bestimmt hat Angelina Figus ihr „Collegium Musicum Monteverdi“ dazu gebracht, auch ohne Textheft die Hymne des Ruhrgebiets zu intonieren. Zwar nur einstimmig und nur die erste Strophe, aber so laut und klar, dass alle Leute, die sonst noch so auf dem Platz ihre Mittagspause verbrachten, sich mit staunender Miene herumgedreht haben. Den Chor, der eigens für den heutigen Day of Song aus unserer sardischen Partnerstadt Carbonia angereist ist, bringt das nicht aus dem Takt.

Eine eingeschworene Gemeinschaft sind sie, so etwas wie eine große Famiglia, der 1988 gegründete Chor mit seinen 22 Mitgliedern. Alle werden herzlich integriert, das zeigt die Selbstverständlichkeit im Umgang mit den vier behinderten Sängern. Drei Frauen- und eine Männerstimme bringt das „Collegium“ zu Gehör. In ihrer Heimat treten sie mit Alter Musik und traditionell-sardischem Liedgut auf. Und jetzt: das Steigerlied und Herbert Grönemeyers selbst für Muttersprachler schwer zu memorierendes „Komm zur Ruhr“. Die werden am heutigen Samstag auf der Fronleichnamskirmes gesungen (um 11.45 Uhr), beim „Spem in Alium“ am Sonntagabend (21 Uhr) im Gasometer und natürlich auch bei der Großveranstaltung heute (20.30 Uhr) in der Arena in Gelsenkirchen.

„Wir haben alle Brüder, Tanten, Onkel in Deutschland“, erklärt Chorleiterin Angelina Figus, warum sich alle hier wohlfühlen. Sie selbst hat in den 50er Jahren kurz in Oberhausen gelebt, ihr Vater war Bergmann. Und weil Carbonia auch ehemalige Zechen­stadt ist, fühlten sie sich verbunden, so die 53-Jährige. Nur so schön grün wie im Revier sei es bei ihnen nicht. Und so viel gesungen werde auch nicht, zumindest nicht in ihrer Gegend. Drum sei dies eine prima Gelegenheit, andere Chöre zu erleben: „Bellissima!“