Oberhausen. Anwohnern fällt Trennung von Platanen schwer. Stadt hat Erkrankung von 30 Prozent der Bäume festgestellt.

Der Ärger um die Baumfällungen in der Goethestraße nimmt kein Ende. Einige Anwohner haben das Gefühl, von der Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Sie fühlen sich nicht ausreichend informiert über die Maßnahme und verstehen nicht, warum ihre geliebten Platanen weichen müssen.

„Ich bin traurig“, sagt Petra Eisennacher. „Ich wohne seit 45 Jahren in der Straße und habe die Bäume aufwachsen sehen.“ Ihr Großvater habe sich einst dafür eingesetzt, dass die Platanen, die heute dem gesamten Marienviertel seinen Charme verleihen, gepflanzt wurden. „Das war damals im Zeichen des Klimas“, sagt Petra Eisennacher. Und fragt: „Waren denn unsere Vorfahren alle doof?“

Vogelkonzert zum Morgen

Die 50-Jährige spielt auf die Argumentation der Stadt an, welche die Auswirkungen des Klimawandels als einen der Gründe für die Neubepflanzung mit Gleditschien anführt. Auch in der Platane vor ihrem Haus lebten zahlreiche Vögel und Insekten, sagt Petra Eisennacher. „Morgens ist es hier wie im Vogelkonzert.“ Dass den Tieren der Lebensraum genommen wird, kann sie nicht verstehen. Abgesehen davon, dass die Platane ihrer Dachgeschosswohnung Schatten spende und den Autolärm der Mülheimer Straße fernhalte.

Klaus Humpe, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Oberhausen, muss Petra Eisennacher zumindest in einem Punkt widersprechen: „Platanen sind ökologisch weniger wertvoll als andere Bäume.“ Weil sie eine glatte Borke habe und diese überdies recht schnell verliere, könnten sich nur wenige Insekten in einer Platane heimisch fühlen. „Das rechtfertigt aber den Kahlschlag nicht“, fügt Humpe mit Nachdruck hinzu.

"Die Stadt ist kein Dschungel"

Auch wenn es sinnvoll sei, auf andere Bäume umzusteigen und sich im Laufe der Zeit von Bäumen zu trennen („Die Stadt ist nun mal kein Dschungel“), sei diese radikale Vorgehensweise wie in der Goethestraße nicht begreifbar. „Warum diese Hektik?“, fragt Humpe. „Man sollte schauen, welche Bäume gefährdet oder krank sind und dann peu a peu vorgehen.“

Unterdessen hat die Stadt erneut einen Informationsbrief an die betroffenen Haushalte verteilt. Darin wird auf das 2006 verabschiedete Alleenkonzept hingewiesen, dessen vorrangiges Ziel es sei, einen vitalen Straßenbaumbestand zu haben – „bei gleichzeitiger Minimierung von Kosten“. Platanen mit ihrem „aggressiven Wurzelwachstum“ verursachten „erhebliche finanziellen Aufwendungen“.

Daneben ist neuerdings auch die Rede davon, dass „etwa 30 Prozent“ der Baumkronen mit dem Massariapilz befallen sind. Kein Trost für Petra Eisennacher. Sie vermisst ihre Platane schon heute.