Oberhausen. Goethestraßen-Anwohner verstehen nicht, warum man gesunde Platanen rodet. Die Stadt führt finanzielle und ökologische Gründe auf.

Ziemlich aufgebracht war Klaus Loghin, als er gestern Mittag in der WAZ-Redaktion stand. Zusammen mit einem Nachbarn war er vorbeigekommen, um seinem Ärger Luft zu verschaffen. Denn das, was er am Morgen vor seiner Haustür in der Goethestraße sehen musste, hatte seinen Puls deutlich beschleunigt. „Ich bin so sauer“, lautete einer der ersten Sätze, die er herausbrachte. Der Grund: die derzeit laufenden Baumfällungen zwischen Mülheimer Straße und Lipperheidstraße.

„Die sind absolut gesund“, sagt Klaus Loghin, von Beruf Gartenbauer, über die Platanen, deren Rodung er für ein Unding hält. Jeder Baum müsse geschützt werden, „nicht nur im Regenwald, auch in der Stadt“. Es stünde „eine Klimakatastrophe“ bevor, wenn die Schatten spendenden Gewächse verschwänden. Loghin: „Die sind doch damals aus Klimaschutzgründen gepflanzt worden.“

Was den Baumfreund ebenfalls wütend macht: „Wir Anwohner sind über diese Maßnahme nicht informiert worden. Das wird über den Kopf der Bürger hinweg gemacht. Das darf nicht sein.“

Bei der Stadt ist man erstaunt über die Vorwürfe von Loghin und seinem Nachbarn. Sabine Lauxen, frischgebackene Umweltdezernentin, erklärt auf Nachfrage, dass alles seine Ordnung habe. Die Rodungsaktion in der Goethestraße sei Teil des Alleenkonzeptes, von Bezirksvertretung und Rat längst abgesegnet. Und informiert worden seien die Anwohner auch, mit einem Infobrief, der an die betroffenen Haushalte ging (und nun auch der Redaktion vorliegt).

36 neue Bäume

26 Platanen sollen insgesamt weichen, dafür werden laut Stadt jedoch 36 neue Bäume gepflanzt: Gleditschien, die dornenlose Art. Peter Wientgen, Leiter des Fachbereichs Grünplanung, führt zahlreiche Gründe für das Fällen und Ersetzen der gesunden Platanen auf. Zunächst einmal müsse man bedenken, dass es etwa 6000 Platanen in den Straßen Oberhausens gebe, die meisten davon vor etwa 50 Jahren gepflanzt. Diese alle eines Tages gleichzeitig wegen Überalterung zu fällen, sei finanziell nicht machbar. Deshalb gehe man sukzessiv vor. Weitere Gründe: Gleditschien werden nicht so groß und mächtig und behindern deshalb nicht den Luftaustausch. Sie haben auch einen weniger aggressiven Wurzelwuchs, verursachen also weniger Kosten als die Platanen. Sie benötigen wenig Pflege und bieten mehr Lebensraum für Kleinstlebewesen – laut Wientgen ein ökologisches Plus.