Oberhausen. .

Mit den wärmeren Temperaturen erwartet man, dass auch die Bäume im Stadtgebiet allmählich wieder grünen. Doch mancherorts wird man in diesem Jahr darauf wohl vergebens warten. Die Motorsäge hat ganze Arbeit geleistet. Für die Naturschützer ein Trauerspiel, gehen doch ihrer Meinung nach wertvolle Nistmöglichkeiten für Vögel verloren.

  • Beispiel 1: Straßburger Straße/Virchowstraße. Die einst mächtigen Straßenbäume sind nur noch „Ruinen“, kaum hüfthoch zeugen die radikal gekürzten Pflanzen von einstiger Pracht. An der Virchowstraße wurden Rubinien gefällt – im Zuge des Alleeprogramms der Stadt. An ihrer Statt werden neue Bäume gesetzt, sagt Alexander Höfer, Sprecher der Oberhausener Gebäudemanagement (OGM), die auch für Baumschnitte im öffentlichen Raum zuständig ist.
  • Beispiel 2: Styrumer Allee. Auch dort sind die Platanen nur noch Gerippe. Schatten werden sie in diesem Sommer kaum spenden. Höfer: „Die Stadt hat vor rund 15 Jahren entschieden, hier Kopfschnitte durchzuführen, das muss alle sechs bis sieben Jahren gemacht werden. Jetzt war es wieder soweit. An den Schnittstellen bildet sich wieder dichtes Blattwerk.“
  • Beispiel 3: Landwehr. Auch hier sind einige Baumriesen nur noch kahle Stämme ohne Ast- und Zweigwerk. „Sie hatten eine Baumkrankheit, den Scheinfluss, durch den Infektionen in den Baum eindringen. Insofern waren das Gefahrenbäume“, erklärt Höfer.
  • Beispiel 4: Die Ränder an den Autobahnen. Hier stapeln sich abgesägte Zweige, Stämme und Äste in dichten Haufen, während die Begrünung teilweise völlig verschwunden ist oder gekürzt wurde.

Die Mitglieder des Naturschutzbundes (Nabu) Oberhausen sehen den Kahlschlag mit Sorge. Nabu-Mitglied Wilhelm Klawon: „Es ist sogar vorgekommen, dass ein Baum samt Specht-Brut abgeholzt wurde.“ Aus seinen Worten spricht Resignation: „Die Stadt beruft sich immer wieder darauf, dass das Gefahrenbäume seien.“

Kein Rücksicht auf Vögel

Auf Vögel werde keine Rücksicht genommen, sagt Klawon: „Dazu kommt, dass die Hecken viel zu kurz geschnitten werden. Das heißt noch mal weniger Nistplätze.“ Ausweichmöglichkeiten sieht er kaum für die gefiederten Stadtbewohner. Auch private Gärten bildeten keine Alternativen, weil die Territorien dort bereits besetzt seien. „Es gibt immer weniger Kleinvögel. Manche sind inzwischen sogar gefährdet“, zeichnet Klawon ein düsteres Bild. Er appelliert an Besitzer privater Gärten, für die Vögel ein wenig Wildwuchs zu lassen, damit nicht auch noch die letzten Refugien verschwinden. Im Gegensatz zum Nabu sieht Alexander Höfer keine Gefahr für die Vögel: „Die haben genug Ausweichmöglichkeiten.“

Warum wird aber nahezu gleichzeitig in der Stadt und an den Autobahnen auf Stadtgebiet geholzt? Höfer: „Es gibt keine Absprache mit dem Landesbetrieb Straßen NRW.“

Straßen NRW betreibt laut Informationen seiner Homepage den Baumschnitt „im Dialog mit Fach- und Naturschutzbehörden sowie den betroffenen Städten, Gemeinden und Anwohnern“. Bernd Löchter, Sprecher von Straßen NRW, räumt aber ein, dass es „keine Terminabsprachen mit der Stadt“ gebe.

Die Maßnahmen, so Löchter, würden „parzellenweise“ durchgeführt, um Kleintieren und Insekten die Möglichkeit zu geben, sich auf die neue Situation einzustellen. Ausschlaggebend sei, ob Bäume die Sicht behindern und kranke, alte Bäume zur Gefahr für die Verkehrsteilnehmer werden.