Zwei Bomben entschärft und Verkehrschaos auf A 3 und Bahnstrecke verhindert
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Oberhausen. . Heute musste Peter Giesecke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst in Oberhausen zwei Blindgänger nacheinander unschädlich machen: Der erste war um 10.36 entschärft, die A 3 nur 33 Minuten lang gesperrt. Für die Entschärfung der zweiten Bombe war die Bahnstrecke zwischen Sterkrade und Wesel 20 Minuten länger als geplant gesperrt.
Am Freitagmorgen wurden Teile von Oberhausen-Sterkrade für die Entschärfung zweier Weltkriegsbomben evakuiert. Die Autobahn 3 war für den Einsatz von 10.03 bis 10.37 Uhr gesperrt, die Bahnstrecke Sterkrade-Wesel von 11.09 Uhr bis etwa 11.49 Uhr. Über den Einsatz in Oberhausen berichteten wir im Live-Ticker:
12.10 Uhr: Seine Ehefrau in Alstaden hatte Giesecke selbstverständlich auch diesmal direkt nach der Einsatzleitung über das gute Ende seiner Arbeit informiert. Übrigens hatte der 59-jährige Oberhausener heute doch keinen kürzeren Weg zur Arbeit, nur weil die Bomben in seiner Heimatstadt gefunden wurden: "Wir fahren immer in unserer Einsatzstelle an der Mündelheimer Straße am Düsseldorfer Flughafen los." Dort endet später auch sein Arbeitstag. Davor bringen er und seine Kollegen Dirk Putzer und Uwe Palmroth die Bomben noch ins Zwischenlager des Kampfmittelbeseitigungsdienstes nach Ratingen-Lintorf.
12.05 Uhr: Dass der Truppführer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes an der Weißensteinstraße nach 13, an der Weierstraße aber erst nach 39 Minuten fertig war, hat mit dem hohen Verkehrsaufkommen auf der A 3 zu tun: Den Detonator der ersten Bombe sprengte Giesecke nicht wie sonst sofort. Stattdessen nahm er ihn mit zur zweiten Bombe, "damit die A 3 schneller wieder freigegeben werden konnte". An der Weierstraße sprengte er dann später beide Detonatoren kontrolliert.
Und das geht so, erklärt Giesecke: "Der Detonator wird in einem Loch vergraben, dann kommt Sprengstoff drauf. Aus sicherer Entfernung, diesmal war ich so 100 Meter weit weg, wird er dann gezündet."
Die Messingzünder der britischen Bomben (die amerikanischer Zünder sind aus Eisen) "sahen sehr gut aus, die konnte ich leicht rausziehen".
Erstmals zwei Bomben in kürzester Zeit entschärft
12.01 Uhr: Peter Giesecke berichtet uns von seinem Einsatz. Für den 59-Jährigen war es sogar eine Premiere. Er hat zwar schon einmal zwei Bomben an einem Tag entschärft – das war am 18. April am Duisburger Hauptbahnhof und in Dinslaken-Lohberg –, aber noch nie zwei so nah beieinander liegende Bomben in solch kurzer Zeit. Zwischen Gieseckes Einsatzorten lagen heute geschätzte 300, 400 Meter.
11.49 Uhr: Entwarnung! Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat auch die zweite Gefahr beseitigt, 39 Minuten benötigte Peter Giesecke diesmal. Warum es ein paar Minuten länger dauerte, wird er uns gleich selbst erklären. Ordnungsamt und Polizei heben nun alle Sperren auf, Anwohner und alle, die in Oberhausen-Holten arbeiten, dürfen zurück in ihre Wohnungen beziehungsweise an ihre Arbeitsplätze.
11.47 Uhr: Nein, wir haben keine technischen Probleme. Stattdessen ist Sprengmeister Peter Giesecke immer noch damit beschäftigt, der britischen Fliegerbombe den Zünder zu ziehen. Im Handumdrehen geht das anders als bei der ersten Bombe heute Morgen offenbar nicht.
11.37 Uhr: Ursprünglich wollte die Deutsche Bahn ihre Züge nun wieder auf die Strecke zwischen Oberhausen-Sterkrade und Wesel schicken. Daraus wird aber nichts. Peter Giesecke braucht etwas mehr Zeit, um die Fliegerbombe an der Weierstraße unschädlich zu machen. Am Hauptbahnhof in Oberhausen stauen sich mehrere Güterzüge und zwei RE 5. Ein ICE, der jetzt eigentlich in Oberhausen abfahren sollte, hat es nur bis Köln geschafft: technischer Defekt.
Zwei Bomben entschärft
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11.35 Uhr: In der Leitstelle warten Einsatzleiter Reiner Süselbeck und sein Team auf die Entwarnung durch Peter Giesecke: "Wir haben noch nichts von ihm gehört. Er schraubt da seit zehn nach zehn an der Bombe rum."
Bis zu sechs Kilometer lange Staus auf A 3, A 2 und A 42
11.26 Uhr: Die Staus auf A 3 und A 42 lösen sich langsam auf, nur zwischen dem Kreuz Oberhausen und Dinslaken-Süd stockt der Verkehr noch auf drei Kilometern. Die Autobahnpolizei hat für uns die Staus durch die Sperrung noch einmal zusammengefasst:
Am längsten waren die auf der A 42 zwischen Duisburg-Neumühl und Oberhausen-Zentrum (sechs Kilometer, Gegenrichtung: zwei km) und auf der A 3 zwischen Kaiserberg und Oberhausen-West (fünf Kilometer). Auf der A2 war der Stau zwischen dem Kreuz Oberhausen und Essen/Gladbeck bis zu vier Kilometer lang. Das klingt nicht nach dem befürchteten Verkehrskollaps. Möglicherweise hat sich die frühzeitige Ankündigung der Vollsperrung ausgezahlt.
11.20 Uhr: Im Oberhausener Nordwesten nichts Neues. Zur Überbrückung etwas Sprengstoff-Statistik: Im Regierungsbezirk Düsseldorf wurden 2011 die meisten Bomben in Essen (11), Duisburg (10), Oberhausen (5), Düsseldorf (4), Kleve (4) und Wuppertal (3) entschärft. In Dortmund und Köln machten die Kampfmittelbeseitiger im Vorjahr jeweils 31 Blindgänger unschädlich. In Nordrhein-Westfalen wurden 2011 insgesamt 862 Bomben entschärft.
11.15 Uhr: Trotz all der Routine und der vielen hundert Blindgänger, denen Truppführer wie Giesecke schon den Zünder gezogen haben: "Wir spielen nicht mit Halmahütchen", hat uns der 58-Jährige mal gesagt und damit auch auf die Todesopfer bei der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Göttingen im Jahr 2010 verwiesen. Das verdeutlichen auch diese Bilder aus München, wo am 29. August eine Fliegerbombe aus Sicherheitsgründen gesprengt werden musste.
11.09 Uhr: Die beiden RE 5 haben Sterkrade passiert, die Bahnstrecke wird nun gesperrt. Peter Giesecke beginnt nun damit, dem zweiten Blindgänger den Zünder zu ziehen.
11.05 Uhr: Die Polizei meldet vier Kilometer stockenden Verkehr zwischen dem Kreuz Kaiserberg (A 3/40) und dem bis 10.37 Uhr gesperrten Autobahnkreuz Oberhausen-West (A 3/42).
11.03 Uhr: Nur nochmal zur Erinnerung: Auch die Sicherheitszone um die Fundstelle der ersten Bombe (Weißensteinstraße) bleibt bis nach der Entschärfung des zweiten Blindgängers (Weierstraße) bestehen.
10.55 Uhr: Die Royal Air Force (RAF) warf im zweiten Weltkrieg besonders viele Bomben auf Duisburg ab. Das Hauptziel der britischen Luftstreitkräfte wurde, wie Oberhausen, auch Opfer seiner westlichen Lage. „Die Stadt mit den Flüssen war aus der Luft sehr gut zu erkennen. Und vor allem unerfahrene Piloten warfen gleich all ihre Bomben hier ab, um nicht weiter landeinwärts fliegen zu müssen“, weiß Luftkriegs-Historiker Harald Molder. Am 14. und 15. Oktober warf die RAF bei drei Angriffen 9000 Tonnen Bomben auf Duisburg ab. Die Geschosse brachten 3500 Menschen um ihr Leben, legten weite Teile der Stadt in Schutt und Asche. Unsere Bildergalerie zeigt, wie Duisburg danach aussah:
Duisburg in Trümmern
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10.50 Uhr: Die zweite Fliegerbombe an der Weierstraße entdeckten die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes bei der Auswertung von Luftbildern. Unser Video erklärt diese Arbeit, einen Text über diese spannende Büroarbeit haben wir auch noch.
10.45 Uhr: Stadtsprecher Martin Berger sitzt in der Leitstelle. Die will nun noch zwei Züge der Linie RE 5 (Koblenz-Emmerich-Koblenz) über die Strecke zwischen Sterkrade und Wesel fahren lassen, den Abschnitt dann, exakt wie geplant, für die zweite Entschärfung sperren. Vier Züge werden also betroffen sein: Ein aus Koblenz kommender Regionalexpress macht in Oberhausen schon wieder kehrt, ein aus Emmerich anfahrender in Dinslaken. Zwei jeweils nachfolgende Züge warten die Aufhebung der Streckensperrung ab und fahren dann mit Verspätung weiter. „Weitere Verbindungen sind nicht betroffen, wenn alles planmäßig läuft“, so der Bahnsprecher.
10.38 Uhr: Der Stau wird sich freilich nicht sofort in Luft auflösen: Am Kreuz Oberhausen (Fahrtrichtung Köln) ist er jetzt drei Kilometer lang, ebenso am Kreuz Oberhausen-West (Fahrtrichtung Arnheim/Hannover) ebenfalls. Auch zwischen Oberhausen und Dinslaken-Süd werden aktuell drei Kilometer Stau gemeldet, allerdings in Richtung Arnheim.
10.37 Uhr: Die nächste Bombe bitte: Truppführer Peter Giesecke und seine Helfer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst machen sich jetzt auf den Weg zum Blindgänger an der Weierstraße. Der Verkehr auf der A 3 und der A 42 nimmt wieder Fahrt auf, Peter Giesecke sein Dank.
Autobahn 3 in Oberhausen ist seit 10.37 Uhr wieder befahrbar
10.36 Uhr: Die Auto- und Lkw-Fahrer auf der A 3 können aufatmen: Peter Giesecke hat der ersten Bombe im Handumdrehen den Zünder gezogen. Die Einsatzleitung gibt der Autobahnpolizei nun durch, dass sie die Vollsperrung der A 3 aufheben kann.
Bunker an Rhein und Ruhr
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10.32 Uhr: So langsam knubbelt es sich an an den Autobahn-Sperrpunkten: Auch auf der A 42, am Kreuz Oberhausen-West, steht der Verkehr nun: Der Stau auf der Fahrbahn Richtung Kamp-Lintfort ist zwischen OB-West und Buschhausen zwei Kilometer lang.
10.25 Uhr: Auch auf der A 3 zwischen dem Kreuz Oberhausen und Dinslaken-Süd staut sich der Verkehr nun auf zwei Kilometern, für die Gegenrichtung meldet die Polizei einen Kilometer.
10.23 Uhr: Peter Giesecke kann mit der Entschärfung der englischen Fünf-Zentner-Bombe beginnen. Oberhausen-Holten hält den Atem an. Auch die Auto- und Lkw-Fahrer auf der A 3 werden die Daumen drücken.
10.15 Uhr: Einsatzleiter Reiner Süselbeck vom Ordnungsamt Oberhausen muss noch Mitarbeiter an die Weißensteinstraße schicken: "Da fahren immer noch Leute in die Sicherheitszone rein." Sobald auch dieser Kontrollpunkt besetzt ist, will er Sprengmeister Peter Giesecke grünes Licht geben: "Wir beeilen uns." Ein Polizei wird die Evakuierungszone um die Weißensteinstraße heute nicht aus der Luft kontrollieren, weil dort vergleichsweise wenige Menschen leben. Etwa 70 Haushalte und 30 Firmen sind betroffen. Zum Vergleich: Am 24. August waren bei der Entschärfung in Mülheim-Dümpten 15.000 Anwohner in der Sicherheitszone betroffen.
Durchschnittlich 95.000 Fahrzeuge fahren auf der A 3 täglich durch Oberhausen
10.07 Uhr: Andreas Roth, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW, gibt die aktuellste Verkehrserhebung für die A 3 in Oberhausen durch. Danach sind dort täglich 95.000 Fahrzeuge unterwegs. Roth verweist Autofahrer auf die aktualisierten Meldungen auf den dWiSta-Wechseltextanzeigen an der A 3. "Der Aufwand für die Ausschilderung von Umleitungsempfehlungen wäre einfach zu groß gewesen."
10.03 Uhr: Polizeisprecher Andre Hartwich meldet: "Alle Sperrpunkte im Kreuz Oberhausen und im Kreuz Oberhausen_West sind geschlossen". Auf der A 3 Richtung Oberhausen hat sich am Kreuz Kaiserberg nereits ein zwei Kilometer langer Stau gebildet.
10.00 Uhr: Ab 10 Uhr sollten alle Auffahrten auf die A 3 zwischen dem Kreuz Oberhausen und dem Kreuz Oberhausen-West gesperrt sein. Wir warten auf die Vollzugsmeldung der Autobahnpolizei.
9.55 Uhr: Die Autobahnpolizei Düsseldorf meldet, dass die Tangente Dortmund – Niederlande der A 42 im Kreuz Oberhausen-West bereits gesperrt ist.
9.50 Uhr: Die Autobahnmeisterei bereitet die Sperrungen seit 9.23 Uhr vor.
9.45 Uhr: Nicht nur Menschen, die in einer der beiden Evakuierungszonen (500-Meter-Radius) leben und/oder arbeiten, sind betroffen. In den beiden Sicherheitszonen (1000-Meter-Zone) ist während der Entschärfungen "zivilschutzmäßiges Verhalten" vorgeschrieben: Niemand darf ins Freie, die Bürger sollten sich in Räumen aufhalten, die der Fundstelle abgewandt sind.
9.35 Uhr: Den Auto- und Lkw-Fahrern, die auf der A 3 Richtung Oberhausen fahren, kommen schon jetzt und weiter südlich Hindernisse in die Quere: Zwischen dem Kreuz Hilden und der Anschluss-Stelle Mettmann liegen Gegenstände auf der Fahrbahn.
9.30 Uhr: Der Landesbetrieb Straßen NRW hat übrigens trotz der Sperrung der A 3 keine Umleitungsempfehlungen ausgeschildert. Ein Sprecher erklärte, der Aufwand sei zu groß, zumal der Betrieb nur mit einer 45-minütigen Vollsperrung rechne. Stattdessen sollten die Auto- und Fernfahrer auf die Verkehrsleitanzeigen an der A 3 achten. Bei der letzten "Riegelzählung" der Stadt Duisburg registrierten die Verkehrsplaner nördlich des Autobahnkreuzes Kaiserberg – es liegt nur eine Anschlussstelle südlich des Kreuzes OB-West – 123.900 Fahrzeuge täglich.
Einsatzleiter und Sprengmeister sind alte Bekannte
9.22 Uhr: Süselbeck ist heute vor allem angespannt, weil ein guter Bekannter das größte Risiko hat: Sprengmeister Peter Giesecke. Süselbeck: "Ich bin Oberhausener, er ist Oberhausener. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Und ein gewisses Restrisiko bleibt einfach."
9.20 Uhr: Einsatzleiter Süselbeck erklärt uns nochmal, dass beide Sicherheitszonen nach der Entschärfung der ersten Bombe (Weißensteinstraße) bestehen bleiben: "Es bleibt uns keine Zeit, die Zonen zeitversetzt einzurichten und freizugeben, weil die Entschärfungen so schnell hintereinander erfolgen sollen."
9.15 Uhr: Im Stadtgebiet in Sterkrade werden die Behörden 17 Sperrstellen an den beiden Sicherheitszonen (1000-Meter-Radius) einrichten, zwölf das Ordnungsamt, fünf die Polizei Oberhausen. Hinzu kommen die Posten der Autobahnpolizei an der A3: Sie macht die Zufahrten auf die A 3 im Kreuz Oberhausen, an der Anschluss-Stelle Holten und im Kreuz Oberhausen dicht. Spannend wird sein, wie sich diese Vollbremsung der Blechkolonnen auf der A 3 (südlich des Kreuzes OB-West, Fahrtrichtung Hannover/Arnheim sowie am "Niederrhein-Arm" der A 3 am Kreuz Oberhausen) und auf der A 2 (nordöstlich des Kreuzes OB, Fahrtrichtung Köln) auswirkt.
9.10 Uhr: Einsatzleiter des Ordnungsamtes ist Reiner Süselbeck. Er macht sich gleich auf den Weg zur Einsatzleitstelle, einem Bus der Feuerwehr auf dem Park + Ride-Parkplatz der A-3-Anschluss-Stelle Holten (Erlenstraße/Königstraße), der auch als Evakuierungsraum für Anwohner dient, die nicht wissen, wo sie unterkommen sollen. Süselbeck rechnet mit einer problemlosen Evakuierung: "Die Zahl der Anwohner in der Evakuierungszone ist relativ gering." Betroffen sind etwa 70 Haushalte, 30 Firmen und eine Asylbewerber-Unterkunft.
Die Feuerwehr musste bislang nur einer Bürgerin helfen, die Evakuierungszonen (500-Meter-Radius) zu verlassen.
Eine Bombe bei Tiefbauarbeiten, die zweite bei Luftbildauswertungen entdeckt
9.05 Uhr: Der Einsatzplan in groben Zügen: Ab 10 Uhr sperren Polizei, Autobahnpolizei und Ordnungsamt die Zufahrten in die beiden Sicherheitszonen (1000-Meter-Radius um die Fundstellen an Weißensteinstraße und Weierstraße). Dann macht die Autobahnpolizei auch die Auffahrten auf die A 3 zwischen den Kreuzen Oberhausen (A 2/3/516) und Oberhausen West (A 3/42). Um 10.30 Uhr soll Giesecke mit der Entschärfung der ersten Bombe an der Weißensteinstraße beginnen. Wenn diese unschädlich gemacht ist, gibt die Autobahnpolizei die A 3 wieder frei. Alle anderen Sperrungen bleiben danach bestehen aber, weil Giesecke und seine Kollegen um etwa 11 Uhr mit der Entschärfung des Blindgängers an der Weierstraße beginnen sollen. Ab 11.07 Uhr wird, so zumindest der Plan, die Bahnstrecke zwischen Sterkrade und Wesel gesperrt. Betroffen sind vier Züge des Regionalexpress 5 (Koblenz-Emmerich).
9 Uhr: Peter Giesecke wohnt in Oberhausen-Alstaden und hat einen brenzligen Einsatz im Norden seiner Heimatstadt, in Sterkrade, genauer: in Holten. Allerdings muss der Sprengmeister ab 10.30 Uhr gleich zwei britischen Fünf-Zentner-Bomben hintereinander den Zünder ziehen.
Beide Blindgänger wurden am Dienstag in der „Schwarzen Heide“ entdeckt, eine bei Tiefbauarbeiten für ein Fundament an der Weißensteinstraße, die andere bei anschließenden Luftbildauswertungen an der Weierstraße. Das Exemplar an der Weißensteinstraße wird sicher tausende Auto- und Lkw-Fahrer ausbremsen: Es liegt geschätzte 700 Meter von der A 3 entfernt (siehe Karte unten), weshalb die Autobahnpolizei die viel befahrene Nord-Süd-Verbindung zwischen den Autobahnkreuzen Oberhausen (A 2/3/516) und Oberhausen-West (A 3/42) ab 10 Uhr komplett sperren muss.
Der Landesbetrieb Straßen NRW meldete die Verkehrsbehinderung bereits am Mittwochmorgen in der Hoffnung, dass sich zumindest Pendler auf die Vollsperrung einstellen können. Aus gutem Grund: Südlich des Autobahnkreuzes Oberhausen-West, auf der A 3 nördlich des Kreuzes Kaiserberg, zählten Verkehrsplaner zuletzt 123.900 Fahrzeuge täglich, darunter viel Fernverkehr.
Fernfahrer sollten Oberhausen weiträumig umfahren
Darum fürchtet auch Jochen Schütt, Sprecher der Autobahnpolizei Düsseldorf, „dass viele überrascht sein werden und in den Stau fahren. Größere Verkehrsbehinderungen“ seien nicht auszuschließen.
Nur wer einen großen Bogen um die Autobahnkreuze Oberhausen (im Norden des gesperrten Streckenabschnitts) und Kaiserberg (südlich der Vollsperrung) macht und zum Beispiel über die Autobahnen 57 (linksrheinisch) oder 59 (von Duisburg-Süd nach Dinslaken) ausweicht, dürfte halbwegs in Fahrt bleiben. Fernfahrer, die über A 2 und 3 Richtung Süden rollen wollen, kämen über A 1 und A 45 beziehungsweise A 40 am Freitagvormittag sicher schneller ans Ziel.
Erst wenn die Bombe an der Weißensteinstraße entschärft ist, schätzungsweise gegen 11 Uhr, gibt die Polizei den etwa 4,4 Kilometer langen A-3-Abschnitt wieder frei. Danach ruht während der Entschärfung der zweiten Bombe (Weierstraße, siehe Karte auf nächster Artikelseite) ab voraussichtlich 11 Uhr der Eisenbahnverkehr (nächste Artikelseite).
Was Bahnfahrer und Anwohner über den Einsatz wissen müssen
Nach Angaben eines DB-Sprechers wird die Eisenbahnstrecke Sterkrade-Wesel für die Entschärfung der zweiten Bombe (Weierstraße) „von 11.07 bis 11.37 Uhr“ gesperrt. So zumindest der Einsatzplan. Vier Züge auf der Strecke des RE 5 (Koblenz-Emmerich-Koblenz) werden in diesem Falle betroffen sein: Ein aus Koblenz kommender Regionalexpress macht in Oberhausen schon wieder kehrt, ein aus Emmerich anfahrender in Dinslaken. Zwei jeweils nachfolgende Züge warten die Aufhebung der Streckensperrung ab und fahren dann mit Verspätung weiter. „Weitere Verbindungen sind nicht betroffen, wenn alles planmäßig läuft“, so der Bahnsprecher.
Die Zahl der Anwohner und Arbeitenden in den Evakuierungszonen um die Fundstellen ist dagegen überschaubar: Innerhalb beider Gefahrenbereiche im Umkreis von jeweils 500 Metern (Evakuierungszonen) befinden sich insgesamt etwa 70 Haushalte, 30 Firmen und eine Asylbewerber-Unterkunft, die evakuiert werden müssen. Das Ordnungsamt Oberhausen hat die Anwohner nach Angaben von Stadtsprecher Uwe Spee informiert und wird am Freitag mit 15 Mitarbeitern im Einsatz sein. In der Sicherheitszone (1000-Meter-Radius um die Fundstellen) darf sich während der Bombenentschärfungen niemand im Freien aufhalten.
Wie der Straßenverkehr in Oberhausen umgeleitet wird
Den Einsatz des Ordnungsamtes leitet Reiner Süselbeck. Die Einsatzleitstelle richten die Behörden in einem Bus der Feuerwehr ein. Der steht auf dem Park + Ride-Parkplatz der A-3-Anschluss-Stelle Holten (Erlenstraße/Königstraße) und dient auch als Evakuierungsraum für Anwohner, die nicht anderswo unterkommen können. Gebrechliche und kranke Personen, die ihre Wohnung alleine nicht verlassen können, können unter den Telefonnummern 0208/825-2907 und -2500 Hilfe anfordern.
In Oberhausen-Holten leiten Polizei und Ordnungsamt den Verkehr am Freitag ab 10 Uhr großräumig um. Die Weierstraße wird zwischen der Weseler Straße und dem Kreisverkehr, die von Trotha-Straße ab dem Kreisverkehr in Fahrtrichtung Westen bis zur Autobahnauffahrt gesperrt. Die Weißensteinstraße ist während des Einsatzes von der Bahnstraße nur bis zur Straße „Im Waldteich“ zu befahren.
In Oberhausen-Sterkrade waren die Feuerwerker des Kampfmittelbeseitigungsdienstes erst am 31. August im Einsatz: Für Peter Giesecke war es ein Routinejob. Nach 20 Minuten hatte er die Fünf-Zentner-Bombe auf dem Waldteichgelände in entschärft. Wie dieser Blindgänger sind übrigens auch die Sprengkörper an Weißenstein- und Weierstraße mit Aufschlagzündern ausgestattet, was Giesecke die Arbeit am Freitag zumindest etwas erleichtern dürfte.
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