Oberhausen. . Der Langzeitzünder einer Bombe auf dem Gelände der Firma Hilti wurde möglicherweise bereits vor 15 Uhr aktiviert, die Bombe hätte drei Stunden später explodieren können. Dennoch verzögerte sich die Evakuierung. Erst um 16.31 Uhr war der Blindgänger entschärft.

Bei Arbeiten zur Löschwasserversorgung war auf dem Gelände der Firma Hilti Deutschland Logistik GmbH, Ecke Essener Straße/Hausmannsfeld, am Dienstag gegen 14 Uhr eine Fünf-Zentner-Bombe mit einem Langzeitzünder gefunden worden. Die vier Meter tief liegende Waffe, so teilte die Stadt um kurz vor 14.30 Uhr eilig mit, sollte „innerhalb der nächsten Stunde vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf entschärft“ werden.

Anlass zur Eile gab die Ungewissheit über den Zustand des Säurezünders (chemisch-mechanischer Langzeitzünder). Die Sprengmeister aus der Landeshauptstadt waren um 14.30 Uhr vor Ort. "Und sie haben die Bombe offenbar bewegt", sagte Stadtsprecher Ralf Terlau. Dadurch sei der Zünder möglicherweise aktiviert worden. "Danach bleiben bei diesen Modellen in der Regel drei bis vier Stunden bis zur Explosion." Gleichwohl war unklar, ob der Blindgänger noch scharf war. "Aber das wollen wir ja nicht ausprobieren. In der Regel dauert die Entschärfung nur eine Stunde."

Die Zeit lief dem Kampfmittelräumdienst davon

Trotz des Risikos konnte Sprengmeister Peter Giesecke seine Arbeit bis kurz nach 16.15 Uhr noch nicht beginnen. Die Evakuierung verzögerte sich, weil Anwohner ihre Wohnungen nicht verlassen wollten. Stadtsprecher Terlau: "Polizei und Ordnungsamt haben sich darum gekümmert." Dennoch musste sich Giesecke gedulden, obwohl die Bombe (möglicherweise) tickte.

Um 16.31 Uhr, nach 13 Minuten Feinarbeit, hatte er den Zünder dann aber ausgebaut und kontrolliert gesprengt, die Gefahr beseitigt. "So angespannt hab' ich Herrn Giesecke aber noch nie erlebt", meinte Ralf Terlau, der den Oberhausener Sprengmeister schon nach etlichen Einsätzen gesprochen hatte. Der Schlamm in vier Metern Tiefe habe es Giesecke zu schlechter Letzt erschwert, die Bombe zu stabilisieren. Immerhin: Der Routinier vom Kampfmittelräumdienst hatte der Gravur auf dem Zünders noch während des Einsatzes entnehmen können, dass die Fliegerbombe erst sechs Stunden nach Aktivierung des Zünders explodiert wäre.

Keine Zeit für eine Sicherheitszone

Peter Giesecke nach einer Entschärfung in Duisburg im Jahr 2010. Foto: Stephan Eickershoff
Peter Giesecke nach einer Entschärfung in Duisburg im Jahr 2010. Foto: Stephan Eickershoff © WAZ FotoPool

Zuvor hatten Feuerwehr und Rotes Kreuz alle Anwohner im Umkreis von 250 Metern über Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, ihre Wohnungen schnellstmöglich zu verlassen. Die Einrichtung einer Sicherheitszone um die Evakuierungszone herum sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, erklärte Terlau. Da der Fundort in einem Industriegebiet liegt, sei die Zahl der Anwohner "überschaubar" gewesen. Wie viele Angestellte der Firma Hilti und Mitarbeiter anderer Unternehmen sich in Sicherheit bringen mussten, war auch kurz nach der Entschärfung noch unklar.

Hilti beliefert die Bauindustrie mit Technologie, ist besonders für seine Bohrmaschinen bekannt. Der Hauptsitz der Hilti-Gruppe befindet sich in Schaan im Fürstentum Liechtenstein. (pw/WE)