Essen. . Unzählige gefährliche Sprengkörper liegen noch unentdeckt in NRW im Boden. Und manche Bomben können mit dem Alter gefährlicher werden.

Vor allem in Nordrhein-Westfalen liegen unzählige gefährliche Sprengbomben noch unentdeckt in der Erde.

Wächst die Gefahr durch die Weltkriegsbomben?

Manche Bomben können mit dem Alter gefährlicher werden. Wenn der Sprengstoff instabil wird oder der Zünder rostet, steigt die Gefahr der Detonation.

Wie viele Bomben befinden sich noch in den Böden in NRW?

„Das kann man seriös nicht beantworten“, sagt Armin Gebhard, Referent im Bereich Kampfmittelbeseitigung beim NRW-Innenministerium. „Wir wissen nicht mal die Ausgangszahl.“ Also, wie viele Bomben genau abgeworfen wurden. Schätzungen gehen von über 160 000 Tonnen Bombenlast aus, die auf das Ruhrgebiet niederfielen. Die Beladelisten der alliierten Flugzeuge sind nicht genau geführt worden. Es gibt widersprüchliche Dokumente.

BlindgängerExperten sprechen davon, dass zwischen fünf und 15 Prozent der abgeworfenen Bomben Blindgänger seien. „Diese Quote ist nicht zu 100 Prozent belegbar. Zudem wurden schon während des Krieges und kurz danach Kampfmittel geräumt, aber nicht vernünftig dokumentiert“, erklärt Gebhard. „Wir haben noch mehr als genügend Arbeit vor uns.“ Jahrzehnte werde es dauern, die Bomben zu entschärfen.

Warum können die Blindgänger nicht einfach im Boden bleiben?

Die Sprengkörper sind immer noch hoch wirksam. Die Bomben sind also genauso gefährlich wie zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Thermische und mechanische Belastungen können zur Detonation führen.

Wie viele Entschärfungen gibt es jährlich in NRW?

Die Zahl der jährlich entschärften Sprengbomben mit einem Gewicht von 50 Kilogramm und mehr liegt zwischen 230 und 300 Stück. Im Jahr 2011 waren es 247, im Jahr 2012 bis Ende August bereits um die 120.

Wie werden die Blindgänger-Bomben gefunden?

„Im Vorfeld von Bauarbeiten werden Luftbilder der Alliierten ausgewertet“, erklärt Gebhard. So gab es im vergangenen Jahr 14 743 Anfragen zur Luftbildauswertung an den Beseitigungsdienst. Über 330 000 Luftbilder verfügt der Kampfmittelräumdienst in NRW. Sie wurden während des Krieges von Aufklärungsflugzeugen gemacht. Eine erste Charge der Bilder erhielt das Land in den 1980er-Jahren, eine zweite in den 1990er-Jahren. Vorher musste man zuerst mit Detektoren über das Baufeld gehen.

Die Bombenlast auf Deutschland während des Zweiten Weltkriegs.
Die Bombenlast auf Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. © Gerd Bertelmann

30 Prozent der Blindgänger sind Zufallsfunde, auf die Arbeiter beispielsweise beim Graben stoßen. Dann muss sofort der Kampfmittelräumdienst benachrichtigt werden. Sprengmeister dürfen die Bomben entschärfen, indem sie entweder den Zünder entfernen oder die Bombe kontrolliert sprengen. Meist ist in diesen seltenen Fällen der Zünder nicht zugänglich. In München-Schwabing gab es allerdings zuvor mehrere missglückte Entschärfungsversuche.

Welche Gebiete in NRW sind von den Blindgängern betroffen?

„Bombardiert wurde praktisch jede Großstadt“, sagt Ralf Blank, Abteilungsleiter am Historischen Centrum Hagen und Lehrbeauftragter an der Uni Bochum. Gerade die Rüstungsindustrie und deren Zulieferer im Ruhrgebiet waren Ziele der Alliierten: „Die Produktion bei Krupp in Essen war im Herbst 1944 so gut wie ausgeschaltet“, sagt Blank. Thyssen in Duisburg wurde ebenfalls bombardiert.

Auch das Sauerland blieb nicht verschont: In Meschede wurden das Honsel-Werk zerbombt. Es produzierte Aluminiumgussteile für Düsenjäger. Dramatisch auch der Angriff auf die Möhnetalsperre im Mai 1943. Die Staumauer wurde gesprengt, eine acht Meter hohe Wasserwand ergoss sich ins Tal. Mehr als 1500 Menschen starben, darunter viele Zwangsarbeiter. Auch am Niederrhein gab es Ziele: Im März 1945 zerbombten die Briten bei einem Luftlandungsunternehmen Wesel und Umgebung.

Bombensprengung in Duisburg

Bombenentschärfer Peter Giesecke vom Kampfmittelbeseitungsdienst steht vor dem Krater der Weltkriegsbombe, die am Dienstagnachmittag in Duisburg-Kaßlerfeld entdeckt worden war.Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Bombenentschärfer Peter Giesecke vom Kampfmittelbeseitungsdienst steht vor dem Krater der Weltkriegsbombe, die am Dienstagnachmittag in Duisburg-Kaßlerfeld entdeckt worden war.Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Um 22:18 Uhr wurde die Bombe gesprengt. 700 Tonnen Sand waren zuvor auf der Zehn-Zentner-Bombe aufgehäuft worden.
Um 22:18 Uhr wurde die Bombe gesprengt. 700 Tonnen Sand waren zuvor auf der Zehn-Zentner-Bombe aufgehäuft worden. © WAZFotoPool
Der Krater nach der Sprengung.  Alles lief glatt. Nur ein Baum wurden durch die Detonation gefällt.
Der Krater nach der Sprengung. Alles lief glatt. Nur ein Baum wurden durch die Detonation gefällt. © WAZFotoPool
40 Lastwagen brachten am Dienstagabend  insgesamt 700 Tonnen Sand nach Duisburg.
40 Lastwagen brachten am Dienstagabend insgesamt 700 Tonnen Sand nach Duisburg. © Benjamin Bartoleit
40 Lastwagen brachten am Dienstagabend  insgesamt 700 Tonnen Sand nach Duisburg.
40 Lastwagen brachten am Dienstagabend insgesamt 700 Tonnen Sand nach Duisburg. © Benjamin Bartoleit
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Clarissa kam mit ihrer Familie, den Hunden und ihrem Hamster Sunjag
 Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Clarissa kam mit ihrer Familie, den Hunden und ihrem Hamster Sunjag Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Vor der Sprengung wurden die Anwohner in den Evakuierungsraum in der Turnhalle der Gesamtschule Falkstraße gebracht. Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Zahlreiche Senioren mussten aus dem Seniorenheim Klemensstrasse zum Teil liegend evakuiert werden und wurden zur Falkstraße gebracht.Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool
Zahlreiche Senioren mussten aus dem Seniorenheim Klemensstrasse zum Teil liegend evakuiert werden und wurden zur Falkstraße gebracht.Foto: Stephan Eickershoff/WAZFotoPool © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff
Teile des Weihnachtsmarktes lagen in der Sicherheitszone, die nicht betreten werden durfte. Auch das Einkaufscenter Königsgalerie wurde geräumt und das Riesenrad stellte den Betrieb ein. Foto: Stephan Eickershoff © WAZFotoPool
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12.208 Kampfmittel wurden 2011 in NRW geräumt. Darunter waren auch 9470 Granaten und Handgranaten sowie 26 Minen. 33 Tonnen Sprengstoff enthielten die entschärften Alt-Waffen. Die Zahl der entschärften Kampfmittel bleibt seit Jahren konstant. 15,5 Millionen Euro kostetet die Entschärfung und Entsorgung im letzten Jahr das Land. Der Bund erstattete davon fünf Millionen Euro für die Beseitigung von so genannter „reichseigener Munition“. Dabei handelt es sich etwa um Kampfmittel der Wehrmacht aus dem Zweiten Weltkrieg.