Oberhausen. . Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum erhält die Gedenkhalle ein Katalogbuch. Sehr ansprechend gestaltete und interessante Ergänzung zur Ausstellung.
Katalog zur Ausstellung und historisches Sachbuch zugleich ist ein großformatiger, 392 Seiten umfassender Band mit vielen Abbildungen, der Oberhausens Stadtgeschichte während der Jahre 1933 bis 1945 erzählt. „eine keine reine Stadtgesellschaft“: Der Titel des Werkes, das pünktlich vor der 50-Jahrfeier der Gedenkhalle erschien, ist mit Bedacht gewählt.
„Oberhausen war keine exponierte Stadt, weder von ihrer Lage, Größe oder Bedeutung her“, sagt Clemens Heinrichs, der Leiter der Gedenkhalle. Die „Volksgemeinschaft“, die die Nationalsozialisten propagierten, habe in Wahrheit nie existiert und dennoch prägten Ausgrenzung, Denunziation, Militarisierung der Gesellschaft, Verfolgung, Völkermord und Zwangsarbeit die Jahre der Nazidiktatur – auch in Oberhausen.
„Dass die Worte, die den Titel bilden, auf dem Einband ineinandergeschoben erscheinen“, sagt Heinrichs, „weist darauf hin, dass der Katalogband keinem chronologischen Ablauf folgt. Man muss beim Lesen nicht unbedingt vorne beginnen. Wir wählten den multi-perspektivischen Ansatz.“
„Der Katalog soll die Ausstellung nicht ersetzen“, betont Kulturdezernent Apostolos Tsalastras. „Er zeigt andere Personen, Biografien, Schwerpunkte auf und es ist fantastisch, noch mehr zu erfahren.“
Fotos zeigen 150 Jahre Oberhausen
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18 hochrangige Experten aus ganz Deutschland, zumeist studierte Historiker, Politik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, haben die Beiträge geschrieben, die das Werk enthält.
Archive, Kirchengemeinden und Gedenkstätten, aber auch viele Privatpersonen steuerten die abgebildeten Dokumente bei. Heinrichs: „Die Sach- und Lebenszeugnisse sind grau unterlegt und sie werden erläutert.“
Das Buch ist auch ein bisschen Kunstkatalog
Katrin Dönges, Historikerin und Mitglied im Redaktionsteam des Katalogs, schwärmt: „Es sind wirklich tolle Bilder drin, das Buch ist auch ein bisschen ein Kunstkatalog.“ Das Haupt-Anliegen sei es gewesen, Stadtgeschichte individuell zu betrachten. „Es gab nicht nur Täter, Opfer und Widerständler, sondern viele unterschiedliche Personen, die gehandelt, mitgewirkt, sich beteiligt haben. Uns ging es um Details, um Namen, um Straßen. Wer saß wo und was passierte mit ihm? Das sind die Fragen, die gestellt werden.“
Zwangssterilisationen, die Verfolgung Homosexueller sowie der Sinti und Roma, die Rolle der Kirchen – der Bildband ergänzt die Ausstellung der Gedenkhalle um wichtige Themen und bezieht auch die Erinnerungskultur nach 1945 mit ein.
In Rekordzeit fertig gestellt
Dass es in nicht einmal einem Jahr gelungen ist, ein solch umfangreiches Werk fertig zu stellen, liege an dem enorm effizient arbeitenden Team und hänge mit der Neugestaltung der Ausstellung der Gedenkhalle zusammen. „Bei der Entwicklung des neuen Ausstellungskonzeptes knüpften wir bereits Kontakte, sichteten Material und wussten gleich: Wir haben viel mehr, als wir auf einer Ausstellungsfläche von 200 Quadratmetern unterbringen können.“ Ein Defizit, das durch den Katalog nun ein bisschen ausgeglichen wird.
Der Band erscheint im Verlag Karl Maria Laufen in einer Auflage von 300 Exemplaren und kostet 29 Euro. Kein hoher Preis für ein solch ansprechend gestaltetes Standardwerk auf hochwertigem Papier. Bibliotheken, darunter die Nationalbibliothek in Leipzig, haben bereits Interesse angemeldet.
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