„So alt wie unsere Stadt“, damit titelt die Bürger-Schützen-Gesellschaft (BSG) 1862 Oberhausen ihre druckfrische Chronik und tatsächlich zählt die Geschichte der Gesellschaft nunmehr 150 Jahre – genau wie Alt-Oberhausen.
Begonnen hat alles 1862. Die Organisation der Gemeinde Oberhausen verlief noch im Chaos, da fanden sich einige Bürger zur „Gesellschaft Gemütlichkeit“ zusammen, um „den zerfahrenen politischen Zustand in eine größere Gemeinschaft zu überführen“, wie es in der Chronik heißt. Bald aber wurde auch das sportliche Schießen ein großes Anliegen der Gruppe und sie benannte sich um – in die heutige „Bürger-Schützen-Gesellschaft 1862“. 300 Mitglieder zählte diese bereits bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt.
Schießsport am „Hasenkolk“
Von da an durchlebte der Verein Hoch- und Tiefpunkte, die von mehreren Ortswechseln geprägt waren. 1884 pachtete die Gesellschaft beispielsweise ein Stück des Kaisergartens namens „Hasenkolk“, in dem auch das 25-jährige Bestehen des Vereins gefeiert wurde. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg mussten die Schützen ihre Schießstände allerdings wieder aufgeben, womit auch die erste Blütezeit des Vereins vorbei war. In den Jahren danach traf man sich nur zu kleineren Festen.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erholte sich die BSG wieder gänzlich: Im Mai 1951 beschlossen einige, den Verein wieder zu beleben. An diese Entscheidung knüpfte ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte an: das 100-jährige Jubiläum, bei dem sich 2000 Schützen aus dem gesamten Stadtgebiet beteiligten und festlich durch die Innenstadt zogen.
Sport auch für das hohe Alter
In den folgenden Jahren wurde fleißig das Schießen mit Gewehr, Pistole und Bogen trainiert und das Vereinsleben gepflegt: Von 1988 bis 2011 nutzte man das heute geschlossene „Haus Klapdor“ als Vereinstreff und für das traditionelle Königsschießen, die wöchentlichen Trainingseinheiten fanden und finden in der Willy-Jürissen-Halle statt.
Rothebusch im Schützen-Fieber
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Die Zeiten haben sich allerdings geändert. Heute zählt der Verein nur noch 60 Mitglieder, wobei das jüngste 15 und das älteste 92 Jahre alt ist. Anhand dieser weiten Altersspanne erklärt Andreas Pätsch (45), Vorsitzender der BSG, auch den seiner Ansicht nach vorliegenden Vorzug des Sportes: „Dem Schießen kann man auch im hohen Alter noch frönen, das ist bei vielen Sportarten anders.“ Er sieht die Schützen-Gesellschaft auch als einen sozialen Treffpunkt. Der Sport könne zudem einiges zur Jugenderziehung beitragen, denn: „Er erfordert Disziplin und Konzentration.“
Erfolge trotz Nachwuchsmangel
Doch der Verein leidet unter Nachwuchsmangel: Nur fünf Jugendliche schießen derzeit aktiv, der Altersdurchschnitt sei hoch. Dementsprechend ist der größte Wunsch des Vorsitzenden der Fortbestand der BSG. An größere Ziele wie den Bau eigener Schießstände sei nicht mehr zu denken – die Baugenehmigungen seien schwierig zu erhalten, die Kosten für kleine Vereine unerschwinglich.
Die BSG 1862 Oberhausen e.V. feiert dennoch weiter sportliche Erfolge: Bei der letzten Landesmeisterschaft qualifizierte sich die Schützin Martina Ortz mit der Luftpistole in der Damenklasse für die Deutsche Meisterschaft, aufgrund eines Formfehlers habe sie nicht teilnehmen können. Sie hofft nun auf eine zweite Chance im nächsten Jahr.
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