Oberhausen. . Schon die Antonyhütte verschmutzte den Elpenbach. Gift und Dreck sind Schattenseiten der Wirtschaft. Ein Bewusstsein dafür entwickelte sich nur langsam

Ende des 18. Jahrhunderts gab es so etwas wie ein Amt für Umweltschutz nicht. Sonst hätten die Nonnen des Klosters Sterkrade eine Anlaufstelle für ihre Beschwerden gehabt. Denn dass es keinen behördlichen Wächter und keine Gesetze zum Schutz der Natur gab, heißt nicht, dass damals alles in Ordnung war.

Negative Folgen fürs Wasser

Im Gegenteil, die Industrialisierung nahm Fahrt auf und die Nonnen beklagten, dass der Betrieb der Antony­hütte für das Wasser des Elpenbaches negative Folgen habe. Zum Waschen und Kochen wäre es nicht mehr zu gebrauchen, das Säubern der Erze verunreinige den Bach, Forellen- und Mühlenteiche verschlammten.

Helmut Ploß, Mitarbeiter des Bereichs Umweltschutz bei der Stadtverwaltung Oberhausen, erzählt diese Anekdote. Ploß, Helmut Czichy, Leiter des Bereichs Umweltschutz, und Heinrich Bahne, langjähriger Vorsitzender des Landschaftsbeirates, halten zum 150. der Gemeindegründung Oberhausens eine Rückschau in Sachen Umweltschutz.

1984 reagierte die Stadt

Ein Bewusstsein dafür, dass eine florierende Wirtschaft, dass wachsender Wohlstand in Oberhausen Schattenseiten haben, entwickelte sich langsam. „Der Begriff Umweltschutz kam in den 1970er Jahren auf“, sagt Helmut Ploß.

Dabei ging es nicht nur um lokale Themen, die Öffentlichkeit diskutierte das Phänomen Smog, die Ölkrise oder den Ausbau der Atomenergie, es gründeten sich Bürgerinitiativen und sogar eine Partei, die den Naturschutzgedanken zum Kernpunkt ihres Programms machte: Der Oberhausener Kreisverband der Grünen, der Anfang der 1980er Jahre zusammenfand, war bundesweit einer der ersten.

1984 reagierte die Stadt und gründete den „Bereich Umweltschutz“ (damals Amt für Umweltschutz) in seiner heutigen Form, so Helmut Czichy, der von Anfang an dabei war. „Im Sommer 1985 haben wir unsere Arbeit aufgenommen, damals mit sechs Mitarbeitern, heute sind es 45“, sagt der Bereichsleiter.

Luftverschmutzung war Übel für die Gesundheit 

Das heißt nicht, dass sich vor 1984 die Verwaltung gar nicht um Natur und Umweltschutz gekümmert hatte, aber die Zuständigkeiten waren auf verschiedene Behörden verteilt.

Luftverschmutzung, die Folgenutzung von Industriebrachen mit belasteten Böden und der Schutz von Freiflächen – von denen es wegen der dichten Siedlungsstruktur in Oberhausen wenig gibt –, skizziert Helmut Czichy als die Merkmale und besonderen Herausforderungen in dieser Stadt in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg.

Was die Luftverschmutzung in den 50er Jahren angeht, so prägen die damaligen Verhältnisse zum Teil noch heute die Vorstellungen vom Ruhrgebiet: rauchende Schlote, Ascheflocken, die vom Himmel fielen und der reinen Wäsche auf den Leinen vor den Zechenhäusern den Garaus machten.

Rachitis, Bronchitis und Bindehautentzündungen

War die Wäsche das kleinere Problem, so bestimmt nicht die Gesundheit der Menschen. „Das muss sehr übel gewesen sein“, kommentiert Helmut Ploß die Zustände, die die Emissionen von Zechen-Kraftwerken, Kokereien, Eisenhütten, Hausbrand und Dampflokomotiven verursachten.

Ende der 1950er Jahre hatte der Oberhausener Amtsarzt Klaus-Peter Faerber „eine Studie über die Luftbelastungen und die daraus folgenden Erkrankungen bei Kindern gemacht“, so Helmut Ploß. Im Vergleich mit Kindern vom Niederrhein wies Faerber nach, dass Kinder in Oberhausen signifikant häufiger an Rachitis, Bronchitis oder Bindehautentzündungen litten.

Fotos zeigen 150 Jahre Oberhausen

Das Hüttenwerk Oberhausen und der Gasometer.
Das Hüttenwerk Oberhausen und der Gasometer. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Zeche wurde 1968 trotz vorhandener Vorräte und hoher Produktivität stillgelegt. Zu sehen ist der Schacht Concordia Schacht 1.
Die Zeche wurde 1968 trotz vorhandener Vorräte und hoher Produktivität stillgelegt. Zu sehen ist der Schacht Concordia Schacht 1. © Geschichtswerkstatt
Die Zeche Concordia in Oberhausen.
Die Zeche Concordia in Oberhausen. © WAZ
Der Concordia-See in Oberhausen, der auf diesem Bild noch mit Wasser gefüllt ist. Erst der im Jahr 1883 fertiggestellte Kanal zur Ruhr legte den Concordia-See endgültig trocken.
Der Concordia-See in Oberhausen, der auf diesem Bild noch mit Wasser gefüllt ist. Erst der im Jahr 1883 fertiggestellte Kanal zur Ruhr legte den Concordia-See endgültig trocken. © WAZ
Der kleine Markt in Sterkrade und die Gutehoffnungshütte im Jahr1921.
Der kleine Markt in Sterkrade und die Gutehoffnungshütte im Jahr1921. © Oberhausener Jahrbuch 2010
Die Mechanische Werkstatt der Gutehoffnungshütte 1901.
Die Mechanische Werkstatt der Gutehoffnungshütte 1901. © Oberhausener Jahrbuch 2010
Die Zeche in Oberhausen-Sterkrade um 1908.
Die Zeche in Oberhausen-Sterkrade um 1908. © Archiv Lindemann
Die Gleise an der Zeche in Oberhausen-Sterkrade 1988.
Die Gleise an der Zeche in Oberhausen-Sterkrade 1988. © Archiv Lindemann
Die St. Antony-Hütte in Oberhausen. Dort entstand 1754 eines der ersten Hüttenwerke im Ruhrgebiet.
Die St. Antony-Hütte in Oberhausen. Dort entstand 1754 eines der ersten Hüttenwerke im Ruhrgebiet. © NRZ
Die Zeche Königsberg in Oberhausen.
Die Zeche Königsberg in Oberhausen. © Archiv Lindemann
Die Zeche Osterfeld um 1915.
Die Zeche Osterfeld um 1915. © Archiv Lindemann
Der Toreingang der Zeche Jacobi in Oberhausen-Osterfeld.
Der Toreingang der Zeche Jacobi in Oberhausen-Osterfeld. © Archiv Lindemann
Das Teufgerüst des Nordschachts in Oberhausen-Osterfeld.
Das Teufgerüst des Nordschachts in Oberhausen-Osterfeld. © Archiv Lindemann
Das Teufgerüst von Schacht 4 in Oberhausen-Osterfeld.
Das Teufgerüst von Schacht 4 in Oberhausen-Osterfeld. © Archiv Lindemann
Die Zeche Hugo in Oberhausen um 1928.
Die Zeche Hugo in Oberhausen um 1928. © Archiv Lindemann
Die Zeche Roland in Oberhausen-Dümpten.
Die Zeche Roland in Oberhausen-Dümpten. © Archiv Lindemann
Die Zeche Alstaden an der Behrensstraße in Oberhausen.
Die Zeche Alstaden an der Behrensstraße in Oberhausen. © Archiv Lindemann
Die  Burg und die Zeche Vondern  um 1925.
Die Burg und die Zeche Vondern um 1925. © Archiv Lindemann
Die Villa Meuthen an der Grillostraße, die als Direktorenvilla der Concordiazeche genutzt wurde.
Die Villa Meuthen an der Grillostraße, die als Direktorenvilla der Concordiazeche genutzt wurde. © NRZ
Das Wohnhaus des Industriellen W. Grillo.
Das Wohnhaus des Industriellen W. Grillo. © Stadtarchiv Oberhausen
Bergleute in Oberhausen unter Tage.
Bergleute in Oberhausen unter Tage. © Archiv Lindemann
Bergleute aus Oberhausen auf dem Weg zu ihrer Schicht im Schacht.
Bergleute aus Oberhausen auf dem Weg zu ihrer Schicht im Schacht. © Archiv Lindemann
Bergmann aus Oberhausen.
Bergmann aus Oberhausen. © Archiv Lindemann
Bergleute der Zeche Sterkrade.
Bergleute der Zeche Sterkrade. © Archiv Lindemann
Schmiedearbeiter aus Oberhausen.
Schmiedearbeiter aus Oberhausen. © Archiv Lindemann
Der Sängerbund Gutehoffnungshütte in Oberhausen versammelte sich 1951 vor der im Krieg zerstörten Sterkrader Clemenskirche, um gemeinsam zum Sängerbundfest in Mainz zu reisen. 2008 feierte der Sängerbund sein 140-jähriges Bestehen und als Werkschor das 250-jährige Bestehen der Antony-Hütte.
Der Sängerbund Gutehoffnungshütte in Oberhausen versammelte sich 1951 vor der im Krieg zerstörten Sterkrader Clemenskirche, um gemeinsam zum Sängerbundfest in Mainz zu reisen. 2008 feierte der Sängerbund sein 140-jähriges Bestehen und als Werkschor das 250-jährige Bestehen der Antony-Hütte. © privat
Die Reste der inzwischen über 250 Jahre alten St. Antonyhütte und die damaligen Mitglieder des Sängerbundes Gutehoffnungshütte im Jahre 1987.
Die Reste der inzwischen über 250 Jahre alten St. Antonyhütte und die damaligen Mitglieder des Sängerbundes Gutehoffnungshütte im Jahre 1987. © privat
Der Tennisclub  Sterkrade Blau-Weiss e.V.
Der Tennisclub Sterkrade Blau-Weiss e.V. © Gerd Wallhorn / WAZ
Eine Trinkhalle aus Oberhausen in den 1950er Jahren.
Eine Trinkhalle aus Oberhausen in den 1950er Jahren. © Stadtarchiv Oberhausen
Frauenhaus in Oberhausen.
Frauenhaus in Oberhausen. © Tom Thöne / WAZ
Das St. Marien Hospital in Oberhausen-Osterfeld.
Das St. Marien Hospital in Oberhausen-Osterfeld. © Stadtarchiv Oberhausen
Das St. Elisabeth Krankenhaus Oberhausen.
Das St. Elisabeth Krankenhaus Oberhausen. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Johanniter Krankenhaus in Sterkrade: 1895 weihte Prinz Albrecht von Preußen das vom Johanniterorden erbaute Krankenhaus ein.
Das Johanniter Krankenhaus in Sterkrade: 1895 weihte Prinz Albrecht von Preußen das vom Johanniterorden erbaute Krankenhaus ein. © NRZ
Das Sterkrader Johanniter Krankenhaus.
Das Sterkrader Johanniter Krankenhaus. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Haus A des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO).
Das Haus A des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO). © WAZ
Das Evangelische Krankenhaus Oberhausen.
Das Evangelische Krankenhaus Oberhausen. © Stadtarchiv Oberhausen
Das St. Josefs-Hospital in Oberhausen-Sterkrade.
Das St. Josefs-Hospital in Oberhausen-Sterkrade. © Stadtarchiv Oberhausen
Das St. Josefs-Krankenhaus und die Marienkirche in Oberhausen.
Das St. Josefs-Krankenhaus und die Marienkirche in Oberhausen. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Mülheimer Straße mit der St. Marien Kirche und dem Josefs Hospital.
Die Mülheimer Straße mit der St. Marien Kirche und dem Josefs Hospital. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Amtshaus mit katholischer Kirche in Oberhausen-Osterfeld.
Das Amtshaus mit katholischer Kirche in Oberhausen-Osterfeld. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Christus Kirche in Alt-Oberhausen gehört zu den ältesten Gebäuden im Stadtteil. 2008 wurde sie 100 Jahre alt.
Die Christus Kirche in Alt-Oberhausen gehört zu den ältesten Gebäuden im Stadtteil. 2008 wurde sie 100 Jahre alt. © privat
Die evangelische Kirche in Oberhausen-Holten.
Die evangelische Kirche in Oberhausen-Holten. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Clemens-Kirche an der Steinbrinkstraße in Oberhausen-Sterkrade - noch ohne den markanten Glockenturm.
Die Clemens-Kirche an der Steinbrinkstraße in Oberhausen-Sterkrade - noch ohne den markanten Glockenturm. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Ankunft der Glocke an der St. Clemens Kirche  in Oberhausen-Sterkrade 1988.
Die Ankunft der Glocke an der St. Clemens Kirche in Oberhausen-Sterkrade 1988. © Archiv Lindemann
Die Glockenweihe an der St. Clemens Kirche  in Oberhausen-Sterkrade 1988.
Die Glockenweihe an der St. Clemens Kirche in Oberhausen-Sterkrade 1988. © Archiv Lindemann
Propsteikirche St. Clemens am großen Markt mit dem Hotel Kaiserhof und dem Geschäftshaus Lantermann.
Propsteikirche St. Clemens am großen Markt mit dem Hotel Kaiserhof und dem Geschäftshaus Lantermann. © Stadtarchiv Oberhausen
1958 musste sich die Evangelische Kirchengemeinde Königshardt (heute Königshardt-Schmachtendorf) von ihrer kleinen alten Kirche, gebaut 1872, trennen. Der Holzbockkäfer hatte den Dachstuhl befallen, das Gebäude drohte einzustürzen.
1958 musste sich die Evangelische Kirchengemeinde Königshardt (heute Königshardt-Schmachtendorf) von ihrer kleinen alten Kirche, gebaut 1872, trennen. Der Holzbockkäfer hatte den Dachstuhl befallen, das Gebäude drohte einzustürzen. © NRZ
Das Zisterzienserinnen-Kloster an der Klosterstraße in Oberhausen-Sterkrade, das mittlerweile abgerissen wurde. Dahinter zu sehen ist der Turm der zweiten Pfarrkirche St. Clemens.
Das Zisterzienserinnen-Kloster an der Klosterstraße in Oberhausen-Sterkrade, das mittlerweile abgerissen wurde. Dahinter zu sehen ist der Turm der zweiten Pfarrkirche St. Clemens. © Stadtarchiv Oberhausen
Der Platz am Großen Markt  in Oberhausen-Sterkrade.
Der Platz am Großen Markt in Oberhausen-Sterkrade. © NRZ
Der Große Markt in Oberhausen-Sterkrade mit dem Kaiserhof.
Der Große Markt in Oberhausen-Sterkrade mit dem Kaiserhof. © Privat
Der Platz am Großen Markt  in Oberhausen-Sterkrade.
Der Platz am Großen Markt in Oberhausen-Sterkrade. © WAZ
Das Amtsgericht Oberhausen am Kaiserplatz (heute Friedensplatz).
Das Amtsgericht Oberhausen am Kaiserplatz (heute Friedensplatz). © Stadtarchiv Oberhausen
Das Amtsgericht Oberhausen am Kaiserplatz (heute Friedensplatz).
Das Amtsgericht Oberhausen am Kaiserplatz (heute Friedensplatz). © Stadtarchiv Oberhausen
Der Ebertplatz in Oberhausen in den 1930er Jahren.
Der Ebertplatz in Oberhausen in den 1930er Jahren. © NRZ
Das erste Rathaus der Stadt Oberhausen.
Das erste Rathaus der Stadt Oberhausen. © Stadtarchiv Oberhausen
Das erste Rathaus der Stadt Oberhausen an der Schwartzstraße.
Das erste Rathaus der Stadt Oberhausen an der Schwartzstraße. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Schwartzstraße Richtung Mülheimer Straße um 1906 und das alte Rathaus (erbaut 1873), welches 1942 zerstört wurde. An gleicher Stelle steht das heutige Rathaus.
Die Schwartzstraße Richtung Mülheimer Straße um 1906 und das alte Rathaus (erbaut 1873), welches 1942 zerstört wurde. An gleicher Stelle steht das heutige Rathaus. © Sammlung Marita Arntz
Das neue Rathaus der Stadt Oberhausen am Grillo Park.
Das neue Rathaus der Stadt Oberhausen am Grillo Park. © Stadtarchiv Oberhausen
Das neue Rathaus (rechts), das Sparkassengebäude (mitte), die Türme der Marienkirche, der Wasserturm an der Mülheimer Straße (links) und der Hochgasscheibenbehälter.
Das neue Rathaus (rechts), das Sparkassengebäude (mitte), die Türme der Marienkirche, der Wasserturm an der Mülheimer Straße (links) und der Hochgasscheibenbehälter. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Rathaus in Alt-Oberhausen wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.
Das Rathaus in Alt-Oberhausen wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. © NRZ
Die
Die "Postburg", ein Teil der Bahnhofshalle und das Rathaus der Stadt Oberhausen. © Stadtarchiv Oberhausen
Das
Das "Bali-Kino" im Bahnhofsgebäude Oberhausen wurde 1954 eingerichtet. Mit der Sanierung 1993 verschwand das Kino wieder. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Eröffnung des neuen Kaufhof-Gebäudes in den 1960er Jahren.
Die Eröffnung des neuen Kaufhof-Gebäudes in den 1960er Jahren. © Ulla Emig/Ruhrkontrast
Das Postamt Oberhausen, das Hotel Posthof und das Weinhaus Rebstock.
Das Postamt Oberhausen, das Hotel Posthof und das Weinhaus Rebstock. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Haus Union an der Schenkendorfstraße.
Das Haus Union an der Schenkendorfstraße. © Stadtarchiv Oberhausen
Das Kastell in Oberhausen-Holten.
Das Kastell in Oberhausen-Holten. © Stadtarchiv Oberhausen
Die ehemalige Havenstein-Schule in Oberhausen-Dellwig. Seit 1993 arbeiten in dem Gebäude an der Schwartzstraße 71 Künstler. 30  Künstler können das Kunsthaus Haven als “Stipendiaten”  für je zwei beziehungsweise drei Jahre nutzen.
Die ehemalige Havenstein-Schule in Oberhausen-Dellwig. Seit 1993 arbeiten in dem Gebäude an der Schwartzstraße 71 Künstler. 30 Künstler können das Kunsthaus Haven als “Stipendiaten” für je zwei beziehungsweise drei Jahre nutzen. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Baugrube am Kleinen Markt des heutigen Kaufland (gegenüber der GHH-Hauptverwaltung, heute Technisches Rathaus) 1988.
Die Baugrube am Kleinen Markt des heutigen Kaufland (gegenüber der GHH-Hauptverwaltung, heute Technisches Rathaus) 1988. © Archiv Lindemann
Die Emscher vor der Regulierung. Im Hintergrund ist die Zeche Vondern zu sehen, die heute mit der A 42 überbaut ist.
Die Emscher vor der Regulierung. Im Hintergrund ist die Zeche Vondern zu sehen, die heute mit der A 42 überbaut ist. © Stadtarchiv Oberhausen
Die Bogenbrücke über den Kanal war 1949 erstellt worden. Damals fuhren etwa 3000 Fahrzeuge täglich über die Brücke. 1959 waren es schon 25.200 Fahrzeuge am Tag.
Die Bogenbrücke über den Kanal war 1949 erstellt worden. Damals fuhren etwa 3000 Fahrzeuge täglich über die Brücke. 1959 waren es schon 25.200 Fahrzeuge am Tag. © Kurt Michelis / NRZ (Repro)
Ein Autobus 1988 vor dem Hagelkreuz in Oberhausen.
Ein Autobus 1988 vor dem Hagelkreuz in Oberhausen. © Archiv Lindemann
Historische Ansicht aus Oberhausen-Sterkrade.
Historische Ansicht aus Oberhausen-Sterkrade. © Archiv Lindemann
Historische Ansicht aus Oberhausen-Sterkrade.
Historische Ansicht aus Oberhausen-Sterkrade. © NRZ
Historische Ansicht des Oberhausener Ortsteils Sterkrade.
Historische Ansicht des Oberhausener Ortsteils Sterkrade. © Archiv Lindemann
Die Straße Dreilinden 1988 in Oberhausen-Sterkrade.
Die Straße Dreilinden 1988 in Oberhausen-Sterkrade. © Archiv Oberhausen
Kaufhaus DIVI 1989 in Oberhausen-Sterkrade.
Kaufhaus DIVI 1989 in Oberhausen-Sterkrade. © Archiv Lindemann
Die Bauphase von Kaufland 1989 in Oberhausen-Sterkrade.
Die Bauphase von Kaufland 1989 in Oberhausen-Sterkrade. © Archiv Lindemann
Die Baugrube von Kaufland 1989.
Die Baugrube von Kaufland 1989. © Archiv Lindemann
Vor dem Rohbau von Kaufland 1989.
Vor dem Rohbau von Kaufland 1989. © Archiv Lindemann
Der Oberhausener Stadtteil Osterfeld.
Der Oberhausener Stadtteil Osterfeld. © Rheinischer Städteatlas
Der Stadtteil Klosterhardt  im Norden des Oberhausener Stadtbezirks Osterfeld.
Der Stadtteil Klosterhardt im Norden des Oberhausener Stadtbezirks Osterfeld. © Privat
Das Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte, heute Museumsdepot des LVR-Industriemuseums.
Das Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte, heute Museumsdepot des LVR-Industriemuseums. © NRZ
Der Neumarkt Sterkrade 1988.
Der Neumarkt Sterkrade 1988. © Archiv Lindemann
Die Platzsanierung der Gutehoffnungshütten-Verwaltung 1989.
Die Platzsanierung der Gutehoffnungshütten-Verwaltung 1989. © Archiv Lindemann
Historische Ansicht Kreuzung Wörth-/Marktstraße.
Historische Ansicht Kreuzung Wörth-/Marktstraße. © NRZ
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Die Luftverschmutzung wurde zum großen politischen Thema, als der SPD-Kanzlerkandidat Willy Brandt 1961 in seinem Wahlkampf forderte: „Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden“. Damals klang diese Forderung utopisch, gab es doch kaum Gesetze, die den Verursachern der Luftverschmutzung Einhalt geboten hätten.

Öffentliches Bewusstsein änderte sich

Klagen über die Belastungen wurden „mit der Ortsüblichkeit in Industrieregionen abgeschmettert“, sagt Helmut Ploß. Aber das öffentliche Bewusstsein änderte sich und fand auch Eingang in Gesetze: Ploß nennt als Beispiel und Meilenstein das Landesimmissionsschutzgesetz von 1961.

Die Politik der hohen Schornsteine war eine weitere Reaktion auf die dicke Luft in Oberhausen und im übrigen Ruhrgebiet. Mit im wahrsten Sinne des Wortes weitreichenden Folgen: Die Schadstoffe verflüchtigten sich nicht, sondern kamen anderswo wieder herunter und verseuchten dort Böden (Stichwort „Waldsterben“).

Das Müllvolumen wuchs an 

Ein anderes Umweltproblem ergab sich im Verlauf der 1960er Jahre durch den wachsenden Wohlstand und die wachsende Bevölkerung in Oberhausen: „Die Lebensgewohnheiten veränderten sich“, sagt Helmut Ploß. „Es gab zunehmend Wegwerfartikel, viel mehr Verpackungen und Plastiksachen mit einem geringeren Haltbarkeitswert.“

Die Folge: Die Oberhausener produzierten mehr Müll. Die vorhandenen Kies-, Sand- und Tongruben, die bis dato mit den Abfällen verfüllt wurden, reichten längst nicht mehr aus.

Ploß berichtet, wie 1968 die geordnete Deponie am Standort Hühnerheide in Betrieb ging, die auch den Vorgaben für Gewässer- und Grundwasserschutz entsprach.

Doch auch mit dieser Deponie reichte das Kippvolumen nicht aus, so Ploß, und so entstand 1972 durch den Umbau des Kraftwerkes der Zeche Concordia eine Müllverbrennungsanlage, die als Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage (GMVA) von den Städten Oberhausen, Duisburg, Dinslaken, Moers und Voerde beliefert wurde.

Belastete Böden blieben zurück

Wie schon erwähnt, war eine andere große Herausforderung in Oberhausen die Bodenbelastung: Dort, wo sich Stahl- und Bergbauindustrie sowie dazugehörendes Gewerbe in Zeiten des Strukturwandels zurückzogen, hinterließen sie Flächen. Diese sollten, berichtet Helmut Czichy, „für neues Gewerbe, für Freizeit und für neue Arbeitsplätze genutzt werden“.

Proteste zeigten Wirkung

In den 70er und 80er Jahren gab es wenig Erfahrungen mit Bodenbelastungen, es fehlten Daten, Kenntnisse über die Stoffe und ihre Wirkung sowie Gesetze. „Wir haben in Oberhausen an der Methodik mitgewirkt, solche Altlastengefahrenabschätzungen vorzunehmen“, sagt Umweltamtsleiter Helmut Czichy.

Ein Beispiel für die Folgenutzung eines industriellen Areals, das durch Gift im Boden zunächst lahmgelegt wurde, ist das soziokulturelle Zentrum Altenberg an der Hansastraße. Anfang der 1980er Jahre war die ehemalige Zinkfabrik stillgelegt worden, Grundstück und Gebäude etablierten sich als Ort für Kultur und Kreativität. 1986 musste das Areal abgesperrt und saniert werden, so Ploß und Czichy, weil sich die Schwermetalle Quecksilber und Kadmium auf dem Gelände fanden.

Sicherung von Freiräumen und Umweltzonen gegen Feinstaub 

„Die Sicherung von Freiräumen in der Stadt hatte in den 80er- und 90er Jahren eine große Bedeutung“, spricht Helmut Czichy ein anderes Thema an.

Als Beispiel nennt er hier den Widerstand von Bürgern gegen den Plan, durch das Hexbachtal eine Nord-Süd-Autobahn zu bauen als Verlängerung der A 31. Dieser Protest begann schon in den 70er Jahren, „aber da wurde fast zehn Jahre diskutiert“. Und die Bahn schließlich nicht gebaut.

Proteste am Grafenbusch

Ein anderes Beispiel sei der Grafenbusch, hier hätten Bergbau und Bezirksregierung geplant, eine Bergehalde anzulegen. Bürger protestierten, der Wald blieb erhalten.

Die Ausweisung von Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten sei für die Sicherung der Freiflächen wichtig gewesen, so Czichy. Teilweise durchgesetzt im Streit mit Landwirten, Grundbesitzern und Industrie. „Es war schwierig, Menschen, die noch andere Zustände kannten, davon zu überzeugen, dass Umweltschutz ein Standortentwicklungsfaktor ist.“

Belastende Feinstaubwerte

Mit dem Thema Feinstaub ergibt sich die Klammer zu der Luftbelastung in den 50er und 60er Jahren. Durch den Strukturwandel und neue Filtertechniken hat sich zwar die Belastung deutlich verringert, aber der gewachsene Straßenverkehr ist als Verursacher für belastende Feinstaubwerte verantwortlich.

2008 wurde der erste Luftreinhalteplan Ruhrgebiet aufgestellt, der zum Beispiel die Einrichtung von Umweltzonen zur Folge hatte. 2011 trat der neue Luftreinhalteplan Ruhrgebiet in Kraft, der die Umweltzonen ausweitete.

Themen der Zukunft

Nach den Herausforderungen der Vergangenheit – was steht in der Zukunft an: Helmut Czichy nennt die Themen Kilmaschutz, „die lokale Reduzierung des CO2-Ausstoßes“, das Problem der Überhitzung der Städte, den Emscherumbau und die weitere Renaturierung von Bachwasserflächen, den Erhalt der Artenvielfalt in den Naherholungsgebieten und auf den ehemaligen Industriebrachen, die sich die Natur zurückerobert hat. Für den städtischen Bereich Umweltschutz wird es weiter viel zu tun geben.