Oberhausen. .

André Schroer ist noch keine fünf Minuten an der St.-Antony-Hütte, aber schon begeistert: „Dass dieses Viertel als Wiege der Ruhrindustrie so hervorgehoben wird, finde ich toll“, sagt der 46-jährige Osterfelder und blickt um sich: Ein buntes Treiben herrscht in dem Industriearchäologischen Park, Männer in Fräcken und Zylindern promenieren neben Frauen in Reifröcken und Rüschenkostümen, Handwerker schlagen Metalle in traditioneller Weise zurecht - die Hütte hat erstmals zum historischen Fest eingeladen.

Und es sollte nicht das letzte gewesen sein: Hunderte interessierte Anwohner und Besucher sind an diesem Sonntag gekommen, um amüsiert den von Schauspielern vorgeführten Streitgesprächen zwischen Gottlob Jaboci und Helene Amalie Krupp zu lauschen, um sich selbst am Tanz des 18. Jahrhunderts zu versuchen, und der passenden Musik zu folgen.

Paul ist an all dem vorbeigerannt: Hin zum Spielgerät, das seit diesem Sommer an der Antony-Hütte steht und an einen Hochofen erinnern soll. „Die Rutsche ist cool“, sagt der Siebenjährige, klettert flink am Seil das Gerüst hinauf. Unten wartet Werner Dezelak, der das Kind seiner Nachbarn an diesem Sonntag zum Hüttenfest mitgenommen hat. „Ich bin früher immer auf dem Weg zur Schule an diesem Park vorbeigefahren. Nun ist der Ort seiner Bedeutung nach auch würdig gestaltet“, sagt der 69-Jährige.

Mit Paul macht er sich auf zu den Handwerkerständen vor dem Museum: Mit dem flachen Ende eines überdimensionalen Nagels drückt Volker Allexi roten Sand in einer Eisengussform so lange fest, bis er ohne Probleme den kleinen Ambos, der in der Mitte steckt, herauspulen kann. Nur seine Form bleibt zurück. „Das Gleiche mache ich jetzt noch einmal“, erklärt Allexi, „dann schraube ich die Formen aufeinander. Durch das Loch da an der Seite kommt nachher das flüssige Metall“, erklärt Allexi.

Gerhard Maas nickt, das Fest, die Konzerte, Führungen und Darbietungen findet er „sehr ansprechend. Ich wusste gar nichts davon, bin durch Zufall hergekommen“, sagt der 66-Jährige. „Jetzt rufe ich erst einmal meine Enkel an, damit die auch noch vorbeikommen.“

Finn hingegen wusste schon seit Wochen von dem Fest, mit seinen Eltern ist er aus Issum am Niederrhein nach Osterfeld gekommen. Warum? „Wo sonst kann man selbst schmieden?“, sagt Finn und schwingt sogleich einen Hammer mit Wucht auf die Stahlstange, die ihm Ralf Ambustin hinhält.

„Nicht die Spitze flach schlagen“, warnt der Schlosser. Hinter ihm brennt ein Ofen, in dem er den Stahl dreht und wendet. 1200 Grad, genau richtig, damit sich er sich gut formen lässt. Eigentlich sei er sonst gar nicht so sehr fürs Werkeln, sagt Finn, doch er wolle ein besonderes Weihnachtsgeschenk machen: „Einen Kerzenständer“, flüstert der Grundschüler. „Für wen verrate ich noch nicht.“