Oberhausen. . Notrufsäulen auf Friedhöfen? Diese Anregung einer Bürgerin wird bei der Stadt durchaus ernst genommen. CDU-Ratsherr Tscharpke fordert, auf die Bedürfnisse älterer Menschen mehr Rücksicht zu nehmen. Denn schnelle medizinische Hilfe bei einem Notfall auf dem Friedhof ist kaum möglich.
Ulrike Menke steckt der Schreck noch tief in den Knochen. Als die Oberhausenerin vor einigen Tagen das Grab ihrer Eltern auf dem Alstadener Friedhof besuchen wollte, erblickte sie eine Gruppe älterer Herrschaften, die hilflos um eine Sitzbank herumstand. Als sie nähertrat, entdeckte sie den Grund für den Auflauf: Ein älterer Mann lag neben der Bank, offenbar bewusstlos. Menke war zur rechten Zeit am rechten Ort. Denn sie war die einzige, die zufällig ein Handy dabei hatte und somit rechtzeitig den Rettungsdienst alarmieren konnte – auf einem Friedhof wohl eher ein Glücksfall als eine Selbstverständlichkeit.
„Ich will gar nicht wissen, wie die Sache ausgegangen wäre, wenn ich mein Telefon im Auto liegen lassen hätte.“ sagt die Oberhausenerin. „Die Friedhöfe sind sehr weitläufig und werden vor allem von älteren Menschen besucht, die nicht unbedingt über ein Handy verfügen. Da müsste sich dringend etwas ändern.“ So wirft Menkes Erlebnis Fragen nach der generellen Sicherheitssituation auf Friedhöfen auf.
Unangenehme Erinnerungen
Auch wecken ihre Schilderungen Erinnerungen an einen ganz ähnlichen Fall, der sich erst im Juni ebenfalls auf dem Alstadener Friedhof abgespielt hatte. Ein 80-jähriger Rentner war dort nach einer Herzattacke zusammengeklappt. Doch schnelle Hilfe war zunächst nicht möglich, da der Rettungswagen vor verschlossenen Toren stand. Ulrike Menke ist der Fall noch sehr präsent. „Das fand ich beängstigend.“ Doch nützten auch neue Zufahrtsregelungen wenig, wenn nicht die Möglichkeit bestehe, schnell Hilfe zu holen: „Es wäre doch sinnvoll, auf den Friedhöfen Notrufsäulen zu installieren. Auf Autobahnen ist das ganz normal, aber auf Friedhöfen stehen Menschen auf verlorenem Posten, wenn sie Hilfe benötigen“, moniert die 54-Jährige.
Bei der Stadt verspricht man, die Anregung der Bürgerin zu überdenken. „Konkret gibt es noch keine Pläne für solche Notrufsäulen, aber das ist durchaus vorstellbar“, sagt Werner Nagel, bei der OGM für den Bereich Friedhofswesen zuständig. Mit den Zufahrtsregelungen für Friedhöfe beschäftigt sich jetzt auch die Politik. „Grundsätzlich sollen Rettungs- und Polizeifahrzeuge immer Zufahrt zu den Friedhöfen haben“, so Nagel. „Wir arbeiten an einer Lösung, die das gewährleistet.“ Für Bürger soll es dennoch weiterhin gewisse Einschränkungen geben, um die Ruhe auf den Friedhöfen nicht zu stören. Mit dem Auto dürfen Bürger das Gelände nur mit einer Ausnahmegenehmigung – etwa im Falle einer schweren körperlichen Behinderung – befahren.
„Die Polizei und die Feuerwehr sind natürlich an den Gesprächen beteiligt. Wir suchen da kurzfristig nach einer Lösung“, versichert Nagel. Der CDU-Stadtverordnete Hans-Josef Tscharke mahnt an, das Thema ernst zu nehmen: „Im Zuge des demografischen Wandels leben immer mehr ältere Bürger in Oberhausen. Auf deren Bedürfnisse müssen wir künftig mehr Rücksicht nehmen.“
Der ältere Herr, der auf dem Alstadener Friedhof zusammengebrochen war, wurde nach Ulrike Menkes Anruf mit dem Rettungswagen in das St. Josef-Hospital gebracht – sein Zustand sei stabil, hieß es gestern.