Oberhausen. Karl-Heinz (56) und Christiane Beermann (53) trauern um ihre Tochter Stefanie, die im Alter von 31 Jahren starb. Schlimm genug, aber ständig werden die Blumen vom Urnengrab gestohlen. Jetzt wehren sich die Angehörigen mit Schildern gegen den Blumenklau auf dem Westfriedhof in Oberhausen.
Ob die weißen Rosen am Samstag noch in der Vase stehen? Christiane Beermann ist sich da nicht so sicher. Die 53-Jährige hat schon zu oft erlebt, dass der Platz vor dem Urnengrab von Tochter Stefanie († 31) einfach leer war: Blumen weg. Engel weg. Dreist gestohlen.
Die Beermanns sind nicht die einzigen Betroffenen auf dem Westfriedhof. Viele Angehörige haben mittlerweile Schilder auf den Gräbern aufgestellt: „Finger weg von den Blumen!“ Am Nachbargrab steht ein Appell ans Gewissen der Diebe: „Blumen können nur Freude bereiten, wenn man sie bezahlt und nicht einem lieben Verstorbenen stiehlt.“
Auch Kannen und Vasen sind beliebtes Diebesgut
Es ist nicht alleine der Wertverlust, der die Beermanns schmerzt. Christiane Beermann fragt: „Ist denn der Tod unserer Tochter nicht schon genug?“ Wenn sie auf die Blumen sieht, ist für die trauernde Mutter alles wieder ganz frisch: Am 26. Mai ist es gerade zwei Jahre her, dass sie und Mann Karl-Heinz (56) plötzlich ihr Kind verloren. „Sie bekam nach einer Lungenentzündung beidseitig eine Lungenembolie. Es hat nur vier Stunden gedauert. Dann war alles vorbei.“ Stefanie starb mit 31.
Die Diebstähle sind auch beim für die Friedhöfe zuständigen Gebäudemanagement (OGM) bekannt. „Wir haben es immer wieder mit Diebstählen und Vandalismus zu tun“, sagt OGM-Sprecher Alexander Höfer. Dass jetzt wieder mehr Blumen verschwunden sind, liege aber vor allem an der wärmeren Jahreszeit. Schon seit einigen Jahren kommt es immer wieder zu Diebstählen von wertvollen Kupferkannen und Vasen.
"Man kann nur an die Vernunft der Menschen appellieren"
Eine Videoüberwachung für Friedhöfe – wie in einigen Nachbarstädten – schließt Höfer zum aktuellen Zeitpunkt aber grundsätzlich aus. „Ich halte das für pietätlos.“ Auch technisch dürfte eine Rundumüberwachung auf dem riesigen Westfriedhof kaum zu realisieren sein. Das OGM ruft Friedhofsbesucher zu Wachsamkeit auf. Wer etwas Merkwürdiges beobachte, solle dem Personal Bescheid sagen. Die Angestellten seien sowieso schon für das Thema sensibilisiert. Letzlich bleibe aber nur die Hoffnung auf ein bisschen Anstand: „Man kann nur an die Vernunft der Menschen appellieren.“
Die Beermanns rätseln schon seit den ersten Diebstählen, was die Diebe mit den Blumen anstellen. Ob sie die weiterverkaufen? „Wir haben schon geguckt, wo auf anderen Gräbern weiße Rosen stehen“, sagt Christiane Beermann. Karl-Heinz hatte schon den traurigen Verdacht, dass Beerdigungsgäste kurz vor der Trauerfeier zugeschlagen haben könnten. „Das ist so schön praktisch.“ Dass jemand so gefühllos sein soll, wollen sie sich aber besser nicht vorstellen.