Oberhausen. .
Ein schwer herzkranker Mann aus Oberhausen muss sich einer Operation in einer Fachklinik in der Nachbarstadt Essen unterziehen. Bei diesem Eingriff stirbt der 55-Jährige. So geschehen am vergangenen Wochenende.
Für seine Lebenspartnerin, die 20 Jahre mit diesem Mann zusammengelebt hat, ist der Tod des geliebten Menschen schon schwer zu verkraften. Nun muss die Frau aber auch damit fertig werden, dass ihr Partner anonym in Essen bestattet wird. In Oberhausen, der Stadt, in der beider Lebensmittelpunkt war, wird sie keinen Ort zum Trauern haben. Das ist so, weil sie nach dem Gesetz als Lebensgefährtin nicht bestattungspflichtig und somit auch nicht berechtigt ist, den Ort der Bestattung zu wählen. Und weil sie kein Geld hat, denn die Frau lebt von Sozialhilfe nach dem Sozialhilfegesetzbuch II, sprich Hartz IV.
Unmenschliches Verhalten
Eine Praxis, die Mike Laudon, Leiter des Oberhausener Arbeitslosenzentrums „Kontakt“, ein ärgerliches und trauriges Kopfschütteln zugleich abringt. Laudon kennt das Paar, dessen Namen hier nicht genannt werden soll, und hat den Fall dieser Zeitung geschildert. Er und Hermann-Josef Wagner, Geschäftsführer des Vereins Arbeitslosenzentrum Kontakt, sind der Auffassung: „Auch ein Hartz IV-Empfänger hat doch das Recht, sich von einem ihm nahe stehenden, verstorbenen Menschen zu verabschieden.“ Unmenschlich finden sie es, wenn der Geldbeutel und der Zufall darüber entscheide, wo der langjährige Lebenspartner seine letzte Ruhe findet.
Was Mike Laudon und Hermann-Josef Wagner in diesem Zusammenhang besonders ärgert: Die betroffene Frau – weil sie nicht mit dem Verstorbenen verheiratet war – hat zwar kein Recht, bei der Bestattung mitzureden. Aber nach den Regeln des SGB II wurden sie als Bedarfsgemeinschaft veranschlagt, was bedeutet, dass beide zusammen weniger Geld erhalten haben, als wenn sie getrennt geführt worden wären. „Der Staat kann doch nicht einerseits sagen ‘Ihr seid eine Bedarfsgemeinschaft’ mit den damit verbundenen Nachteilen und andererseits elementare Rechte beschneiden“, sagt Mike Laudon.
Beisetzung im anonymen Urnenreihengrab
Im vorliegenden Fall hat die Kommune Essen die Bestattung von Amts wegen bereits in Auftrag gegeben. Essen ist zuständig, weil der Oberhausener im Uniklinikum verschieden ist, „damit sind wir komplett außen vor“, sagt ein Sprecher der Stadt Oberhausen. So will es das Gesetz. Weil zwar zwei bestattungspflichtige Brüder ermittelt werden konnten, die aber eine Bestattung nicht in Auftrag gegeben haben, hat dies das Essener Ordnungsamt getan. Und wie dann üblich, handelt es sich um eine anonyme Feuerbestattung, die Beisetzung erfolgt in einem anonymen Urnenreihengrab auf dem Friedhof „Am Hallo“ – Termin unbekannt.