Oberhausen.
Kerstin Klüser freut sich über den Anruf – er verspricht Geld. Wie viel, das weiß sie vorher nie so genau. Die 45-Jährige hat sich im Netz auf der Internet-Seite www.pfandgeben.de registrieren lassen. So muss sie keine Mülltonnen durchwühlen, sondern kann die Pfandflaschen bei Familien, Studenten oder älteren Oberhausenern abholen.
Das Pfandgeld darf sie als Spende behalten. So bessert sie ihre Rente auf. Aber manchmal ist der Anruf für sie auch Anreiz, sich mal wieder aus ihren eigenen vier Wänden zu trauen.
Schulden türmten sich
Das Leben hat es mit Kerstin Klüser nicht immer gut gemeint. Viele Jahre hatte sie Probleme mit den Zähnen, Kieferschmerzen. Sie tingelte von Arzt zu Arzt, doch niemand konnte eine Ursache feststellen.
Ein Heilpraktiker fand schließlich heraus, dass sie eine Amalgamvergiftung hatte. „Er hat auch festgestellt, dass ich etwa ein Ampere Strom auf den Zähnen hatte.“
Die anschließende Behandlung musste sie allerdings selbst zahlen. Sie war immer öfter krank. Ihr Arbeitgeber machte der gelernten Bürokauffrau wegen der vielen Krankheitstage Druck.
Sie schied schließlich aus der Firma aus, doch wegen der Behandlungen türmten sich die Schulden. „Auf einmal wurde sogar mein Konto gekündigt. Ich hatte nie Probleme mit meiner Bank, war viele Jahre Kundin und dann sowas“, berichtet sie. All das geht ihr nahe, sie nimmt zu, traut sich kaum noch aus dem Haus. Am Ende muss sie sogar Privatinsolvenz anmelden.
„Momentan lebe ich von etwa 772 Euro.“ Weil sie knapp über dem Satz liegt, kann sie die Rente nicht aufstocken und bekommt nur rund 50 Euro Wohngeld vom Amt. Miete, Strom – alles muss sie selbst zahlen. „Mir bleiben in guten Monaten 260 Euro. Aber das wird bestimmt bald weniger, wenn die Strompreise steigen sollten,“ befürchtet die 45-Jährige.
Warten auf den großen Wurf
Wenn sie sich etwas gönnt, dann kauft sie vor allem etwas für ihre Katzen. Die Stubentiger lassen sie durchhalten und spenden Trost, wenn sie sich an sie schmiegen.
Um an etwas mehr Geld zu kommen, meldete sich die Oberhausenerin bei der Initiative „Pfandgeben“ und ließ ihre Rufnummer eintragen. In Berlin, wo das Portal von Studenten erfunden wurde, bessern sich viele Bedürftige damit ihre Rente auf.
Auf den großen Glücksgriff wartet Kerstin Klüser allerdings noch. In Essen durfte ein Pfandsammler mal eine vermüllte Wohnung leer räumen – und tauschte Flaschen im Wert von 160 Euro um.
Wer Kontakt zu Kerstin Klüser aufnehmen möchte, kann sich bei der WAZ-Redaktion Oberhausen unter 0208/85 906 27 melden.