Oberhausen. . Mehrere hundert Teilnehmer bei Demo und Kundgebung in Oberhausen. IG-Metall-Jugend überzieht Stadt mit Aufklebern und besprüht Kreuzung. Jugendsekretär verteidigt Aktion: Sticker lassen sich rückstandsfrei entfernen.
Die Samba-Truppe holt auch den größten Tiefschläfer aus dem Bett. Fahnenschwenkende Menschen ziehen um 10.39 Uhr über die Hermann-Albertz-Straße. Damit’s auch keiner vergisst: Es ist der 1. Mai und Demo-Tag.
Gut 200 haben sich hinter den Bannern eingereiht. Katholiken, Sozialdemokraten, Sozialisten, Linke, Gewerkschafter, Überzeugte und Versprengte. Aus einem Lautsprecher tönen Arbeiterlieder. Die Menschen tragen Botschaften vor sich her. Mal ganz konkret: „Gegen die Rente mit 67.“ Mal allgemein: „Internationale Solidarität.“
Auf dem Ebertplatz dann ein buntes Fest mit noch mehr Gästen: Die Gruppierungen bemühen sich, ihre Forderungen unters Volk zu bringen. Gemeinsam rufen alle zum Protest gegen Rechtspopulismus auf. Das gibt viel Applaus.
Oberbürgermeister Klaus Wehling verbindet seine Rede mit einem Aufruf für die Landtagswahl am 13. Mai. „Wählen ist Recht, Wählen ist Pflicht!“ Es gebe „keine Alternative zur Regierung von Hannelore Kraft“. Röttgen-Fans sind hier in der deutlichen Minderheit.
Wehling fordert dann noch eine „neue Steuerpolitik zugunsten der Städte und Gemeinden“. IG Metall-Chef Peter Koppers kündigt Warnstreiks in der Metallindustrie an. „Die Warnstreikwelle rollt bereits. Sie wird Oberhausen am Donnerstag erreichen.“
Gegen übertriebenes Sparen
Gastrednerin Conny Schiemanowski wettert unter anderem gegen die Finanzpolitik der
Bundesregierung, gegen aus ihrer Sicht übertriebenes Sparen: „Die Schuldenbremse ist schon bittere Realität. Sie muss weg!“, ruft die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Auch das Betreuungsgeld sei falsch: „Wir brauchen keine Regelungen, die den beruflichen Ausstieg von Frauen fördern.“
Ein Nachspiel könnte der 1. Mai für die DGB-Jugend haben. Die jungen Gewerkschafter überziehen die Stadt während des Demonstrationszuges mit Aufklebern, zum Teil in DIN-A-4-Größe. Die Werbung landet im Sekundentakt auf Autos, Stromkästen, Schaufensterscheiben. Die Aktivisten sprühen in gelber Farbe einen Spruch auf eine Kreuzung. Den Polizisten, die den Zug sichern, wird’s zu bunt als die Jugendlichen auch Verkehrsschilder zupflastern.
„Das ist keine Sachbeschädigung. Die Aufkleber kann man wieder abmachen“, sagt IG-Metall-Jugendsekretär Chris Günther. Im Zweifel fielen sie irgendwann von selbst ab. Die Aufkleber seien nicht mit Kleber beschichtet, sondern so genannte „Static Sticker“, die alleine durch Ladung an den Flächen haften. Apropos Haftung: Keine Sorge, dass sich nicht doch Privatleute verunglimpft fühlen und Ansprüche stellen, weil jungen Metaller Privatflächen bepappen? „Eigentlich ist es eine Aufklärungskampagne“, sagt Günther. Anlass sei die Tarifrunde in der Metallindustrie.