Oberhausen. . Die Kreditauskunftei Schufa spricht in ihrer Studie von Rentnern, die aus Freude am Leben immer häufiger bereit sind, sich etwas auf Pump zu gönnen. Die Mitarbeiter der Verbraucherberatungsstelle in Oberhausen zeichnen ein anderes Bild: Dort ist von Altersarmut, teils sogar von Not die Rede.

„Die Senioren, die zu uns kommen, sind vor allem Frauen, die aufgrund ihrer geringen Rente nicht mehr klar kommen“, sagt Angelika Wösthoff, Leiterin der Verbraucherberatungsstelle Oberhausen. Sie knappsten mit einer Rente unter der Pfändungsgrenze herum. „Solange der Partner noch lebte, funktionierte das einigermaßen.“ Doch mit der Witwenrente allein würde es eng. „Vor allem, wenn das Paar einen Kredit aufgenommen hat, den die Frau nun abbezahlen muss.“

In einem Fall hatte eine Seniorin 15 Jahren lang außer den Zinsen nichts abzahlen können. An einen anderen Fall erinnert sich die Verbraucherschützerin besonders gut: „Da kam eine völlig verzweifelte Rentnerin mit 14.000 Euro Schulden zu uns, weil ein Inkasso-Büro ihr mit der Pfändung drohte.“

Leicht sollte es das Inkasso-Büro aber dank der Verbraucherberatung nicht haben. „Wir überprüfen alle Angaben genau, häufig werden etwa Beträge aufgeführt, die längst verjährt sind.“ Außerdem: „Bleiben den Betroffenen nur rund 650 Euro für Miete und Leben – bieten wir gar nix an, sonst bemühen wir uns aber um einen Vergleich, bei dem ein Teil der Schulden erlassen wird.“ Bei der Rentnerin konnte die Last so von 14000 auf 4500 Euro gedrückt werden.

Zunehmend ältere Menschen bei der Schuldnerberatung

Da in diesem Alter nicht abzusehen sei, dass sich die wirtschaftliche Situation noch großartig ändere, rate sie ab und an zur Privatinsolvenz. „Da kann den Senioren zwar nichts passieren, aber das muss man trotzdem aushalten können“, weiß Wösthoff.

„Die Zahl der älteren Menschen, die in unsere Schuldnerberatung kommen, steigt“, bestätigt auch Frank Lackmann. Der Referent für Entschuldung der Verbraucherzentrale NRW sieht „eine Welle an Altersarmut auf uns zukommen“.

Kosten für Miete, Energie und Gesundheit seien gestiegen

Viele Rentner hätten bis Mitte 50 tatsächlich verstärkt Konsumkredite für ein Auto oder auch für Möbel aufgenommen. „Aber Miete und Energie sind zuletzt enorm gestiegen – und nun können sie die Raten nicht mehr aufbringen“, sagt Lackmann. Auch die Gesundheitskosten seien geradezu explodiert.

Außerdem würden Geldinstitute ihr Kreditrisiko bei Senioren gerne durch Zinsaufschläge oder Zusatzversicherungen absenken. „Eine Restschuldversicherung, die den Todesfall abdeckt, macht Sinn, aber bei allem anderen sollte man genau hinsehen“, rät Lackmann. Von der Stadtsparkasse Oberhausen und von der Deutschen Bank in Oberhausen sind zum Thema Kredite an Senioren übrigens nur lapidare Auskünfte zu erhalten: „Wir prüfen jeden Einzelfall.“

Anstieg bei den Privat-Insolvenzen unter Senioren

Deutschlandweit, darauf macht NRW-Verbraucherberater Lackmann aufmerksam, sind die Privatinsolvenzen der über 60-Jährigen von 9532 im Jahr 2010 auf 10.173 im Jahr 2011 gestiegen. „Das macht ein Plus von 6,7 Prozent“, so Lackmann, „während die Privatinsolvenzen allgemein um 5,8 Prozent rückläufig sind“.

Allgemein gelte: „Wer in Not geraten ist, sollte möglichst schnell eine Schuldnerberatung aufsuchen.“ Doch aufgepasst: „Eine gute Beratung kostet entweder nichts oder wenig – von Beratern, die selbst Geld verlangen, sollte man die Finger lassen!“ Gute Adressen in Oberhausen sind: Schuldnerberatungsstelle der Diakonie, Lothringer Str. 20, 807 020, und die Verbraucherberatungsstelle Oberhausen, Lothringer Str. 20, 2 51 09.