Oberhausen. .
Fünf Jahre lebte Claus-Jürgen Schaumburg (55) in seiner Gartenlaube am Ginsterweg - ohne Toilette und Wasser. Die wenigen Stufen zu seiner Erdgeschosswohnung waren für ihn nach einem Schlaganfall zu einem unüberwindbaren Hindernis geworden.
Der fußamputierte Mann ist halbseitig gelähmt, sitzt im Rollstuhl.
Um die kalten Winter der letzten Jahre zu überstehen, hat er sich in das kleine Holzhaus eine Elektroheizung einbauen lassen. „Das hat mir eine Nachzahlung von 1200 Euro beschert, aber wirklich geholfen hat es nicht“, ärgert sich der 55-Jährige. Die Wände seien viel zu dünn und natürlich nicht isoliert. „Außerdem gibt es überall Ritzen, durch die der Wind pfeift.“ Und durch die bereits jetzt jede Nacht die Schnecken kriechen - weil es in der Hütte so schön feucht sei. „Ich fürchte mich vor dem nächsten Winter“, gesteht Schaumburg.
Das Leben in der Laube war ursprünglich nur als vorübergehende Notlösung geplant. „Aber dann ist es irgendwie dabei geblieben.“ Bis Februar dieses Jahres habe ihn die in der Mietwohnung lebende Tochter versorgt. „Aber die ist inzwischen ausgezogen.“ Seine Schwester halte die Laube so gut es geht sauber, wasche seine Wäsche. Eine Nachbarin bringe ihm Kanister mit Trinkwasser. „Damit ich mir mal ne’n Kaffee kochen kann.“ Auch ein Pflegedienst rollt zweimal täglich an, sorgte zumindest für einen Toilettenstuhl und Körperhygiene. „Ich habe die Pflegestufe 1.“
Per Gerichtsurteil erhielt Claus-Jürgen Schaumburg inzwischen eine gesetzliche Betreuerin an die Seite gestellt. Die gab sich alle Mühe, eine bessere Unterkunft für ihren Schützling zu finden. „Aber das ist gar nicht so einfach“, musste Juristin Christine Fischer erkennen. „Denn Herr Schaumburg ist sehr wählerisch.“ Er habe unzählige Wohnungsangebote seitens des Sozialamtes abgelehnt.
„Im Sommer ist es nämlich gar nicht so schlecht hier“, räumt der Frührentner ein, der am liebsten in der näheren Umgebung bleiben würde. Mit dem aus eigener Tasche gekauften Elektromobil sei er tagsüber viel unterwegs.
Erst auf Druck der Vermieterin, der THS Wohnen GmbH, kam nun Bewegung in die Sache. Denn die THS, die erst jetzt von der Wohnsituation ihres Mieters erfuhr, machte Claus-Jürgen Schaumburg unmissverständlich klar: „Das geht gar nicht.“ Auch ein Umbau seiner Wohnung könne keine Dauerlösung werden: Denn die ca. 50 qm erstrecken sich über zwei Etagen.
Druck, der Betreuerin Christine Fischer half, ihren Schützling zu überzeugen und zumindest vorübergehend in der Alten- und Pflegeeinrichtung Haus am Buschkämpen unterzubringen. „Wir konnten Herrn Schaumburg vorher ja nicht gegen seinen Willen einfach irgendwo unterbringen.“ Da er für eine Heimunterbringung zu jung ist, hat sich die Juristin in Absprache mit der Stadt nach einem Dauerpflegeplatz in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen an der Ripshorster Straße umgesehen. „Dort könnte Herr Schaumburg ab November einziehen“, freut sich Christine Fischer. Nun steht nur noch die Zusage der Stadt über die Kostenübernahme aus. „Denn mit seiner kleinen Rente allein kann Herr Schaumburg das nicht bezahlen.“
Auch die THS will am Ball bleiben: „Bis zur Auflösung des Mietverhältnisses auf jeden Fall, denn das ist für uns das Signal, dass für Herrn Schaumburg eine angemessene Unterkunft gefunden wurde“, versichert THS-Sprecher Ralf Radschun.
Bei der Betreuung handelt es sich um die staatliche Fürsorge für Person und Vermögen von Menschen, die aufgrund von Krankheit ihre Angelegenheiten nicht selbst regeln können. Hiervon sind rund 1,3 Mio Bundesbürger betroffen. Zuständig für die Anordnung ist das Betreuungsgericht. Für einen Menschen mit körperlicher Behinderung darf eine Betreuung nur auf dessen Antrag gestellt werden.