Oberhausen.

Dicht gedrängt sitzen die Menschen auf den Zirkusbänken, in der Manege sind feine weiße Tische und Stühle aufgebaut, die ebenfalls besetzt sind. Auf der Bühne im Zirkuszelt soll sie gleich beginnen, die festliche Eröffnung des NRW Theatertreffens 2012.

Ministerin Ute Schäfer (SPD) hat sich mit Apostolos Tsalastras, dem Kämmerer und Kulturdezernenten, unter die Besucher gemischt, die auf dem Festplatz vor dem Zelt schon in Festival-Laune sind. Sie stöbern im Programm, erzählen sich, welche Vorstellungen sie sich ansehen wollen. „Ich sammele Eindrücke“, sagt Christine Eis aus Dinslaken. Wie eine Feier will sie das Festival erleben. Fünf Stücke wird sie sich ansehen: „Ich freu’ mich auf das Theatertreffen, es sieht so aus, als würde es schön.“

Keine Bildung ohne Kultur

„Während ich sonst gern Klassiker sehe, bin ich hier auf die Stücke junger Autoren gespannt“, sagt Elisabeth Leber. Im Liegestuhl am Partystrand vor dem Zelt hat sie es sich gemütlich gemacht. „Der Wind macht das Fähnchen“ will sie sich mit einigen Schülern ansehen, die selbst ein Stück proben, „Klassentreffen“. „Dabei geht es auch um Fantasie und Realität.“

Damit ist die Lehrerin der Heinrich-Böll-Gesamtschule schon mitten drin in der Kernaussage der Reden, die gleich das Festival eröffnen werden. Tenor: Bildung funktioniert nicht ohne Kultur und Theater spielt dabei eine Hauptrolle.

Wenige Minuten später nennt die Ministerin unser Theater einen „hervorragenden Resonanzboden“ für die Botschaft des Festes, das die Vielfalt, Qualität und Dynamik der NRW-Theaterlandschaft zeige. Theater seien „Gütesiegel, Energiezentren für einen Raum“. Dafür gibt es kräftigen Applaus im Festzelt. „Mut zur Kontroverse und die Muße, zu genießen“, wünscht die Ministerin Künstlern und Zuschauern.

"Verankerung der Theater in unseren Städten"

"Grundlage für die hochwertige Theaterlandschaft in NRW ist die Verankerung der Theater in unseren Städten“, sagt Apostolos Tsalastras. „Die Voraussetzung dafür ist: Viele stehen für ihr Theater ein.“ Zum Sparzwang: „Wir brauchen eine intensive Diskussion darüber, was eine Stadt leisten muss. Bei uns ist es gute Tradition, dass sich die Künstler daran beteiligen.“ Das Festival möge deutlich machen: „Kultur ist zukunftsfähig und Engagement für das Theater lohnt sich.“

„Kunst hilft, die Gegenwart zu verstehen, uns an die Komplexität der Realität heranzuführen“, sagt Intendant Peter Carp. „Wer hier aufwächst, sollte wissen, was im Theater passiert.“ Carp sagt aber auch: „Ich habe immer mehr den Eindruck, dass die Bereitschaft, Banken zu retten, sehr viel größer ist als die, Kulturinstitutionen zu finanzieren.“ Da sei die Frage erlaubt und logisch: „Hat man Angst vor Vielfalt und Komplexität? Glauben wir, dass Europa seine Blütezeit schon hinter sich hat? Wenn wir aber doch an die Zukunft glauben, muss Geld fließen. Auch die Kunst braucht für Innovationen Risikokapital.“