Oberhausen. .

Fehlt Oberhausen eine kreative Vision für eine lebenswerte Zukunft? Haben die Oberhausener verlernt, einen Traum zu entwerfen und dafür zu kämpfen? Die beiden Oberhausener Grünen-Direktkandidaten für den Landtag, der bekannte Theater-Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi, und Grünen-Parteichef Andreas Blanke, beantworten beide Fragen mit einem klaren „Ja“ - und sehen hier erhebliche Defizite bei den Stadtoberen.

„Die Stadt verwaltet nur die Schulden statt innovative Ideen zu entwickeln. Den Leuten hier muss man aber doch bewusst machen, dass Oberhausen auch in Zukunft lebenswert ist“, sagt Behboudi, der seit 17 Jahren zum Ensemble des Theaters OB gehört. „Ohne Vision können wir einpacken. Den Kopf in den Sand stecken, ist nicht die richtige Vorgehensweise“, sagt Blanke und plädiert für einen verstärkten kreativen Einsatz der geringen Geldmittel.

Austausch von Gastschauspielern

Beide Landtagskandidaten halten es für notwendig, dass sich Oberhausens Politiker für die Einrichtung einer Fachhochschule in der Stadt stark machen. „Zusammen mit dem innovativen Ehrgeiz der Forscher des hiesigen Fraunhofer-Instituts Umsicht entstünde dann in Oberhausen eine attraktive Keimzelle, die junge Leute und Fachleute anlockt“, ist Blanke überzeugt.

Durchaus kritisch sieht der Grünen-Parteichef den von Rot-Grün auf Landesebene mitentwickelten Stärkungspakt, der die Stadt Oberhausen zu einem Sparpaket von 40 Millionen Euro für eine Finanzspritze von 65 Millionen Euro vom Land zwingt. „Ich weiß nicht, wo wir soviel Geld schadlos einsparen können.“

Behboudi sieht aufgrund seiner Erfahrung beim Theater Effizienzgewinne, wenn Revier-Städte miteinander kooperieren würden: Gemeinsame Technik-Abteilung aller Theater, ein Austausch von Gastschauspielern und von Inszenierungen nennt er beispielhaft. „Benötigen wir wirklich drei verschiedene Kirschgarten-Inszenierungen an drei Theatern im Jahr?“, fragt er.

"Politikverdrossenheit ist groß"

Dass die Grünen in der Koalition mit der SPD vor Ort nach außen recht leise geworden sind, bestreitet Blanke nicht. Er beteuert aber, dass die Grünen in internen Verhandlungen mit der SPD sehr wohl wichtige Weichenstellungen vornehmen. „Die Grünen werden gebraucht, weil die SPD bei weitem nicht so modern ist wie sie tut.“ Auf Landesebene setze sie immer noch auf Kohlekraftwerke („Aussterbende Technik“) und versorge ihr Klientel mit wenig sinnvollen Wohltaten, wie der Befreiung von Kita-Gebühren im dritten Kita-Jahr. „Das Geld benötigen wir vielmehr für den Ausbau an Betreuungsplätzen.“

An den Wahlkampfständen reagieren die Oberhausener mit Interesse. Doch nicht nur Behboudi spürt hier: „Die Partei- und Politikverdrossenheit ist sehr groß.“ Für die Grünen ist das einer der Gründe, warum die junge Piratenpartei im Umfrage-Höhenflug ist - sie werde aus Protest gewählt.