Oberhausen. Ende Mai wird das erste Jugendparlament gewählt. Am „Bertha“ hat das Werben um Stimmen schon begonnen

In Nordrhein-Westfalen tobt momentan die heiße Phase des Landtagswahlkampfs. Die kommunalen Finanzen und die Haushaltspolitik sind dabei die ganz großen Themen. Auch in den weiterführenden Schulen in Oberhausen wird bald um jede Stimme gestritten.

Und hier geht es vor allem um eines: das Mitspracherecht von Jugendlichen. Denn vom 21. bis zum 25. Mai sind alle Schüler zwischen 13 und 17 Jahren aufgerufen, das erste Jugendparlament der Stadt zu wählen. Im Bertha-von-Suttner-Gymnasium wurden die Schüler jetzt darüber informiert, was es mit dem Jugendparlament auf sich hat und warum es sich lohnt, daran teilzuhaben.

Mit der Politikauseinandersetzen

Es herrscht gebannte Stille in der Aula des „Bertha“. Erstaunlich ruhig lauschen die Oberstufenschüler dem Vortrag von Katrin Wenzel und Sebastian Witteler, die über die Idee hinter dem Jugendparlament sprechen. Die beiden Schüler – Katrin von der Theodor-Heuss-Realschule und Sebastian vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium – engagieren sich seit Jahren in der Organisation des Parlamentes. „In anderen Städten klappt es bereits“, erzählt Sebastian. „Jetzt soll es endlich auch in Oberhausen für Jugendliche die Chance geben, sich einzubringen und mit der Politik auseinanderzusetzen.“

Und dieser Ansatz scheint am „Bertha“ ganz gut anzukommen. Dem Tenor: „Das ist eine gute Sache“ wird eigentlich von keiner Seite widersprochen.

Jetzt reden die Jugendlichen mit

So glaubt etwa Lea Stahl, 15 Jahre alt und in der Schülervertretung aktiv, an die Chancen, die ein Jugendparlament bietet. „Ich finde das super. Bisher entscheiden die Politiker über Sachen, die uns betreffen. Jetzt können wir mitreden.“ Ob Politikverdrossenheit ein Hindernis sein könnte? „Es gibt natürlich immer Leute, die sich dafür nicht interessieren“, erwidert Lea. „Aber bei uns am Berta ist das eigentlich nicht so. Der Großteil interessiert sich schon für politische Themen.“

Jacqueline Upadek (17) hat sogar schon eine konkrete Idee, was das Jugendparlament denn thematisch angehen könnte: „Es gibt viel zu wenig Möglichkeiten für Musiker zu proben. Ich spiele in einer Band und zum einen gibt es kaum Probenräume und zum anderen sind die vorhandenen auch zu teuer.“ „Wir sind bisher mit der Resonanz zufrieden“, sagt Hauke Hayer, als Verbindungslehrer für den Austausch zwischen Schulleitung und Schülervertretung zuständig. Zwar würden noch weitere Kandidaten gesucht, die sich für die Wahl aufstellen lassen. „Insgesamt wird das Jugendparlament aber gut angenommen und für eine sinnvolle Angelegenheit gehalten.“ Problematisch sei dagegen die kurze Vorbereitungszeit gewesen. „Gerade jetzt haben wir auch viel mit dem Abitur und Klassenarbeiten zu tun.“

Vorbereitungen laufen

Die Vorbereitungen für die Wahlen zum Oberhausener Jugendparlament laufen momentan auf Hochtouren. Ende Mai, vom 21. bis zum 25., sind alle Schüler zwischen 13 und 17 Jahren zur Wahl aufgerufen. Jede weiterführende Schule wird zwei Vertreter entsenden. Die erste konstituierende Sitzung ist für Juli vorgesehen.

An der Hauptschule Eisenheim ist man bisher auf einem guten Weg, was die Planungen für die Wahl anbelangt, wie Konrektor Norbert Becker berichtet. „Die Organisation steht. Wir werden die Wahlen an einem Tag durchführen. Die Urne für die Stimmabgabe wird in der Aula aufgebaut.“ Besonders erfreulich findet Becker, dass sich bereits elf Kandidaten gefunden haben. „Mit so vielen hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Das ist klasse. Wir sind mit nur 320 Schülern ja eher eine kleine Schule.“ Informiert hatte man die Schüler nicht mit einer einzigen großen Veranstaltung. „Wir sind von Klasse zu Klasse gegangen.“ Anders sieht es bei der Friedrich-Ebert-Realschule aus. Hier ist die Beteiligung nicht so groß. Vier von 770 Schülern haben sich zur Wahl aufstellen lassen.

„Hoher Arbeitsaufwand“

„Das sind wenig. Ich finde aber, es sind viele“, glaubt Schulleiterin Erika Ilgen an einen guten Schnitt. „In der Sekundarstufe I ist es das größte Problem, geeignete Kandidaten zu finden, weil die Schüler noch sehr jung sind und die engagierten sitzen in der Regel schon in der Schülervertretung.“ Die Organisation bedeute zudem viel Arbeit: „Es ist schon ein Aufwand, der in einer ziemlich arbeitsintensiven Zeit auf die Schule zukommt. Aber das ist es wert. Wir wollen die Schüler zu mündigen Staatsbürgern machen. Da ist das Jugendparlament ein Meilenstein.“

Die Schulen sind also recht zufrieden. Jugendringvertreter Thomas Krey, der die Jugendlichen bei der Planung unterstützt, dagegen weniger. „Es läuft relativ schlecht. Die Informationen kommen nicht bei den Jugendlichen an, die Schüler kriegen es nicht mit. Es fehlt die große Verbreitung der Schulleitung, und nicht alle Schulen informieren ihre Schüler. Es sollten alle machen, machen sie aber nicht.“ Dabei sei das Parlament sehr wichtig, „um den Jugendlichen Interesse an Politik zu vermitteln und damit der Politikverdrossenheit vorzubeugen“. Das Parlament sei dringend nötig, „damit die Jugendlichen mitbestimmen können und Gehör kriegen“.