Oberhausen. .

Vor knapp einem Jahr machte eine Schmachtendorfer Grundschulklasse Schlagzeilen, weil sie dem Papst einen Brief schreiben wollte. Das Kirchenoberhaupt wollte Sexualkunde vom Stundenplan verbannt wissen. Doch die Schüler waren ganz anderer Meinung. Fragt uns doch mal, forderten sie, deutlich und selbstbewusst. Sie erinnerten damit aber auch daran, wie selten genau das geschieht.

Wie geht es euch, das hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr wieder gefragt. Die Kinder haben zugegebener Maßen nicht selbst geantwortet, sie haben ihre Körper sprechen lassen: Der eine ist zu dick, der andere kann nicht auf einen Baum klettern, der dritte seine Gedanken kaum klar ausdrücken, der vierte braucht in der ersten Klasse Förderunterricht. Mit anderen Worten: Uns geht es nicht gut.

Nun muss die nächste Frage sein: Was fehlt euch, damit es euch besser geht? Diese Frage dürfen aber nicht nur Pädagogen und Erzieher stellen. Eltern sind gefragt.

Familienhebammen helfen, wenn Eltern die Verhaltensweisen ihrer Kinder nicht lesen können, erklären, dass ein unruhiges Kind oft nur mehr Bewegung braucht, welche Nahrung ein Kind benötigt, warum Vorlesen die natürlich vorhandene Fantasie und Neugierde eines Kindes eher befriedigt als stupides Fernsehen. Die Arbeit der Familienhebamme zeigt in dieser Stadt große Erfolge – wir brauchen dringend mehr.

Kinder werden in dieser Stadt eingebunden, wenn es um Orte geht, an denen sie sich aufhalten. Bei der Sanierung eines Spielplatzes fragt vorher das Jugendamt nach Wünschen, auch beim Bau des Aquaparks war die Meinung der Kinder gefragt. Die Erfahrung zeigt: Wenn Kinder einen Raum mitgestalten, nehmen sie ihn später auch wahr.

Deshalb ist das Jugendparlament so wichtig. Hier können Jugendliche sich politisch beteiligen, eigene Ideen umsetzen, sich Gehör verschaffen. Wer aufgeweckte und kritische Bürger will, muss jungen Menschen einen Ort geben, an dem sie sich genau dazu entwickeln können. Deshalb ist es richtig, dass das Jupa übergangsweise mit Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt wird. Alternativ hätten die Jugendlichen nur eins gelernt: Dass man sie zwar fragt, die Antwort aber egal ist.