Oberhausen.
In diesen Zeiten ist es nicht gerade einfach, regierender Sozialdemokrat in dieser Stadt zu sein - der ungerechte Vergleich Oberhausens mit DDR-Kommunen in überregionalen Medien, der Bürger-Ärger um zu hohe Müllgebühren, die millionen-schwere Rückforderung von Landesgeldern, das dicke 40-Millionen-Euro-Sparpaket vor der Brust und eine Demo gegen den Abriss des Hauses der Jugend vor der Tür des Parteitages. Da kann man schon nervös werden.
Doch Michael Groschek, der dann mit fast einstimmiger Mehrheit gewählte neue SPD-Parteichef, begeisterte die 158 Delegierten und zahlreichen Gäste im Saal „London“ der Luise-Albertz-Halle am Montagabend mit einer Mutmach-Rede, die am Ende alle Sozialdemokraten im Saal dazu brachte, stehend ihrem „Mike“ Beifall zu zollen.
Er erinnerte geschickt an die Erfolge der gestandenen Oberhausener Sozialdemokraten, von Luise Albertz, Friedhelm van den Mond, Heinz Schleußer und Burkhard Drescher, die allesamt zahlreiche Krisen durchstanden und zum Vorteil der Stadt Neues geschaffen hätten. „Wir in Oberhausen halten zusammen, wir haben eine große Tradition der Gemeinschaft. Wir können stolz auf die Stadt und die Partei der guten Hoffnung sein.“
Markenzeichen der Stadt
Originalität sei das eigentliche Markenzeichen dieser Stadt, wie man an den großen hier geborenen Künstlern wie etwa Christoph Schlingensief und markanten Sportlern sehe. „Wir haben ein Reichtum an Menschen, die der Stadt ein Gesicht von Erfolg und Sympathie geben.“
Die Parteimitglieder sollten sich angesichts der vielen Kritik an der SPD und an der Stadtspitze nicht bange machen lassen. „Die Wahlergebnisse zeigen doch: Je mehr Oberhausen eine Wahl hat, desto besser das Wahlergebnis. Die Verantwortlichen können ja dann wohl nicht so tumb sein, wie sie von interessierter Seite oft dargestellt werden“, sagte Groschek.
Zuvor hatte bereits Große Brömer die Bürgernähe seiner Partei in der Stadt hervorgehoben. „Wir sind der Anwalt der kleinen Leute und geben ihnen eine Stimme. Wir gehen aktiv auf die Bürger zu. Es gibt keine Bürgerinitiative, mit der wir nicht sprechen. Die SPD ist nicht müde und satt, sondern ist hellwach, wenn es um die Interessen der Stadt geht. Und wir sind hungrig auf Wahlerfolge.“ Die Delegierten klatschten zustimmend.
Sommerakademie für junge Menschen
Inhaltlich kündigte Groschek eine Sommerakademie für junge Oberhausener an, um diese fit zu machen, politische Verantwortung zu übernehmen. Zudem wolle sich die SPD stärker um die Stadtteile kümmern. „Oberhausen ist mehr als andere eine Stadtteil-Stadt. Ohne das Engagement in den Stadtteilen und Vereinen würde das soziale Netz so grob sein, dass viele durch die Maschen fallen würden.“
Der neue Parteichef forderte seine Leute auf, den Wählern reinen Wein einzuschenken und die Stadt neu zu denken. So könnten beispielsweise alte Gebäude wie eben das „Haus der Jugend“ nicht ewig erhalten werden. „Das Konzept hat sich überlebt. Bauen wir doch lieber in den Stadtteilen viele kleine Häuser der Jugend.“ Groschek denkt daran, die Schulen in den Stadtteilen zu Häusern der offenen Tür umzubauen, in denen man auch gerne am Nachmittag seine Freizeit verbringen kann.
Zudem kündigte Groschek an, die Marktstraße mit einem neuen Konzept für junge kreative Leute als Wohnstandort anziehend zu machen.