Oberhausen. .

Acht Prozent hat die bis dahin jahrzehntelang allein dauer-regierende SPD in Oberhausen bei der letzten Kommunalwahl 2009 verloren, sie musste danach mit den Grünen koalieren, doch kaum ein Bürger in dieser Stadt hat das Gefühl, das die Sozialdemokratie vor Ort nach diesem Schock für sie wachgerüttelt worden ist.

Michael Groschek, der mit seinen künftigen Stellvertretern Elia Albrecht-Mainz und dem früheren Kämmerer Bernhard Elsemann, wohl am Montag mit einem guten Ergebnis zum neuen Oberhausener SPD-Vorsitzenden gewählt werden dürfte, kennt den Zustand seiner Partei vor Ort ganz genau - auch wenn er zuletzt als NRW-SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordneter vor allem in Düsseldorf und Berlin präsent war.

"Wir stehen für ein Bündnis der Bürger."

Groschek ist zu sehr seiner Partei verpflichtet, als das er ein negatives Wort über die vergangenen Jahre verlieren würde, doch was er als Zukunftsentwurf für seine SPD kurz vor dem Parteitag präsentiert, zeigt im Umkehrschluss die Defizite des Unterbezirks. Wie ein roter Faden zieht sich durch seine Sätze die Analyse, dass die SPD vor Ort die normalen Bürger bisher zu wenig eingebunden hat.

„Die SPD muss wieder stärker soziale Bewegung werden und nicht Verwalter des Status Quo.“ „Wir machen die partnerschaftlichen Angebote in der Politik, wir sind der Koalitionspartner der Bürgerschaft.“ „Wir stehen für ein Bündnis der Bürger.“ „In der Partei wollen wir Basis statt Basta, die Zeiten des Kadavergehorsams sind vorbei.“ „Wir mobilisieren bürgerschaftlichen Sachverstand.“

Begeisterungsfähig

Auch Elsemann setzt auf die Begeisterungsfähigkeit der Oberhausener: „Wir müssen die Freude an der Gestaltungsmitbestimmung wecken und aufnehmen.“ Und Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz fügt hinzu: „Wir müssen die Bürger mit ihrer konstruktiven Kritik anhören und einbinden.“

Groschek schwebt dabei die direkte Mitbestimmung der Basis bei mehr Entscheidungen vor - etwa durch Urwahlen der Mitglieder, aber auch durch mehr Veranstaltungsformen der SPD, bei denen auch parteiferne Menschen sich einbringen können.

Sommerakademie als Ideenwerkstatt

So ist auf Ortsebene eine Sommerakademie für junge Oberhausener jeder Couleur als Ideenwerkstatt und Politik-Schulung geplant. Auch die Bindung zu alten Verbündeten, wie den Gewerkschaften, soll gestärkt werden - durch einen regelmäßig tagenden Gewerkschaftsrat.

Dass das geplante für alle schmerzhafte 40-Millionen-Euro-Sparpaket der Partei auch angesichts des massiven Verdi-Widerstands weitere Stimmenverluste bescheren kann, diese Gefahr sieht Groschek schon lange. Deshalb versucht er, die Bürger optimistisch für die heikle Aufgabe zu stimmen. „Oberhausen darf nicht Jammertal, sondern muss Stadt der guten Hoffnung sein. Wir haben in der Vergangenheit zahllose Krisen gut bewältigt und nun müssen wir auch jetzt die Chancen betonen, nicht die Risiken.“

Kreatives Potenzial

Dank der Solidarität des Landes und anderer NRW-Kommunen erhalte Oberhausen durch neue Finanzspritzen die Chance, wieder auf eigenen Füßen stehen zu können - wenn man sich eben selbst der großen Kraftanstrengung, das Sparpaket zu schnüren, stellt. Dann könne man wieder ohne Kommunalaufsicht entscheiden, dann könne man auch wieder an staatlichen Förderprogrammen teilnehmen. Und ansonsten müsse man sich eben mehr einfallen lassen: In der Stadt existiere kreatives Potenzial, mit dem man auch ohne Geld viel bewegen könne.