Oberhausen.

Welche Erwartungen verbinden die anderen um Wählerstimmen konkurrierenden Parteien mit dem Wechsel an der Spitze der SPD Oberhausen? Wir fragten nach:

Daniel Schranz, CDU-Fraktionschef: „Ich erwarte weder für die SPD noch für die Stadt selbst einen Schub. Eine echte personelle Erneuerung ist das nicht. Selbst wenn man Groscheks rhetorische Qualitäten schätzen mag, dahinter verbirgt sich immer noch die alte Ruhrgebiets-SPD, die heute nicht mehr den Nimbus von früher erreicht.

Das Problem der Partei: Was kommt denn hinter Groschek und dem früheren Kämmerer Bernhard Elsemann, der nun Vize werden soll? Da sieht es äußerst mau aus in der SPD.“

Linken-Ratsherr Dirk Paasch (fraktionslos): „Ich erwarte keine große Veränderung in der Partei, obwohl die SPD dringend eine Erneuerung nötig hätte. Groschek und Elsemann bedeuten keine Verjüngung. Groschek entstammt der Riege der vier SPD-Strippenzieher in der Stadt, die Inhalte und Posten unter sich absprechen. Ein Aufbruch ist diese Personalie nicht, zumal Groschek keine eigenen Ideen mitbringt, sondern stets ein Parteisoldat war, der die Entscheidungen im Bund und Land einfach abnickt. Die SPD wird so weiter wurschteln wie bisher und Groschek selbst sieht das hier wohl als sein Altenteil an.“

"Offener und ehrlicher Charakter"

Grünen-Parteichef Andreas Blanke: „Wir freuen uns darauf, mit Mike Groschek enger zusammenzuarbeiten und hoffen, dass er es schafft, die SPD zu verjüngen. Bei den Koalitionsverhandlungen hat sich gezeigt, dass er ein offener und ehrlicher Charakter ist.

Wir hoffen, dass unsere Zusammenarbeit mit der SPD weiter so gut läuft wie unter Wolfgang Große Brömer. Dass Groschek das Profil der SPD schärfen will, schreckt uns nicht – das macht jeder Parteichef so. Wir sind ja nicht mit der SPD verheiratet, sondern sind eine Zweckgemeinschaft eingegangen. Jeder kümmert sich um seine Klientel. Wir versuchen natürlich zu verhindern, dass Groschek sein Ziel erreicht, dass die SPD wieder die absolute Mehrheit schafft. Eine Koalition ist immer besser als wenn eine einzige Partei regiert.“

Regina Boos, FDP-Vorsitzende: „Ich hätte mir eine Verjüngung der Parteispitze gewünscht. Notwendig wäre eine Erneuerung der SPD, um mehr Bürgernähe zu erreichen. Man kann Herrn Groschek nur wünschen, dass er seine Versprechen mit Hilfe seiner Parteifreunde wahr machen kann, die Bürger stärker an Entscheidungen zu beteiligen. Dann kann ein Ruck durch die Partei gehen.“

"Erwarte keine inhaltliche Änderung"

Hans Otto Runkler, Vize-Chef der FDP: „Die personelle Trennung der Ämter Fraktions- und Parteivorsitz macht Sinn; so können sich beide stärker darauf konzentrieren, den Kontakt zur Bundes- und Landesebene zum Wohle der Stadt zu intensivieren. Man kann nur hoffen, dass Groschek künftig mehr die kommunalen Oberhausener Interessen im Blick hat und diese stärker berücksichtigt. Ich halte Groschek für einen sehr tatkräftigen, durchsetzungsstarken und vom Machtwillen durchaus beseelten Politiker. Man darf nicht unterschätzen, welche Dynamik ein solcher Führungswechsel in einer Partei auslösen kann.“

Yusuf Karacelik, Linken-Ratsfraktionschef: „Ich sehe hier nur einen Wechsel der Gesichter in der Führung der Partei, aber erwarte keine inhaltliche Änderung. Groschek ist niemand mit neuen Ideen, einen neuen Schwung wird es nicht geben. Wir sind offen für Zusammenarbeit mit der SPD in inhaltlichen Fragen, doch ich befürchte, dies wird unter Groschek eher schwieriger als vorher. Er steht für die alte, rechte Industrie-SPD.“