Oberhausen.
Wenn einer das Gegenteil von dynamisch, quicklebendig, rührig, munter, eifrig und ideenreich in dieser Stadt suchen will, muss er sich nur auf drei Buchstaben besinnen: SPD.
Die Partei ist über all die Regierungsjahre, all die Jahrzehnte an der Macht müde und satt geworden. Man wurde ja so oder so gewählt. So ruhte man sich darauf aus, dass die Verwaltungsspitze, dass es der Fraktionschef schon richten, dass der Laden irgendwie in Gang gehalten wird. Man trifft sich gerne auf geselligen Sommerfesten und in gemütlichen Kreisen des Ortsvereins, meist ist man sich selbst genug und bejammert höchstens noch das finanzielle Elend der Stadt, das angeblich nur die bösen Anderen verursacht haben.
Nur allzu oft beliebt es Sozialdemokraten auch noch, sich als Interessenvertreter vor allem der mit sicheren Arbeitsplätzen versehenen Stadtbediensteten zu verstehen - und dabei den Rest der Bürgerschaft, die den ganzen Wirrwarr an Beteiligungsgesellschaften und Bürokratenämtern auch noch bezahlen muss, zu vergessen.
Wo hat die SPD in Oberhausen ihre Stärken gelassen?
Wo hat die SPD in Oberhausen ihre Stärken gelassen, mit denen sie zur mächtigen Volkspartei wurde? Verwurzelt in Unternehmen, Vereinen, Verbänden, Clubs und Initiativen hörte sie auf Nachbarn, Freunde, Mitglieder und Nicht-Mitglieder, auf Chefs und Arbeitnehmer. Sie band Meinungen ein, organisierte den Interessenausgleich innerhalb der Partei.
Das ist heute nicht mehr so einfach innerhalb von Parteistrukturen möglich. Doch Oberhausen hat ein riesiges Potenzial an äußerst heimat-begeisterten Kreativkräften, an Menschen, die für ihre Stadt vieles geben würden. Bündelt die SPD heute diese Gruppe Engagierter, deren Einsatz die Stadt so dringend benötigt? Treiben die Ortsvereine neue Ideen voran, puschen Stadtspitze, Wirtschaft und Kultur zu Höchstleistungen? Werben sie in der Öffentlichkeit für ihre Initiativen? Führen sie die Stadtgespräche, legen sie für ihre Bürger die Finger in die Wunde? Die traurige Antwort lautet bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme: Leider nein.
So zersplittert die Linke vor sich hin
So aber besteht für die SPD die Gefahr, dass Wählern andere Parteien viel attraktiver erscheinen - egal, wie dünn ihr Programm ist (Piratenpartei), wie teuer ihre Inhalte (Linkspartei) oder wie brav ihre Führungskräfte (Grüne) sind. So zersplittert die Linke vor sich hin.
Die SPD hat mit ihrem Führungswechsel eine gute Chance, alte Stärken wiederzugewinnen: Michael Groschek gehört zwar zur langjährigen Führungsgarde in dieser Stadt, doch er ist lernfähig und pfiffig genug, die Partei zu beleben und nach vorne zu führen. Wenn alle Ortsvereine so dynamisch, öffentlichkeitswirksam und tatkräftig wären wie Groschek als Person, müsste sich niemand um die alte Tante SPD Sorgen machen.