Oberhausen.
Eigentlich müsste man Michael Groschek, der sich am heutigen Montag zum neuen Vorsitzenden der SPD Oberhausen in der traditionsreichen Luise-Albertz-Halle wählen lassen will, gar nicht mehr vorstellen. Groschek, den sehr viele Oberhausener liebevoll „Mike“ nennen, ist in der Stadt so bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“.
Im Dezember ist der frühere SPD-Ratsfraktionschef auch schon 55 Jahre alt geworden - doch wo andere mit dem Alter gelassener werden, ist Groschek so wie ihn viele seit frühester Jugend kennen: Ständig unter Strom, laute Stimme, mit der man Säle ohne Mikro aufrütteln kann, coole Sprüche, breites Lachen, großes Selbstbewusstsein und mit dem Willen, das Heft des Handeln auch in kleinen Gruppen in der Hand zu halten.
Zahllose anerkennende Anekdoten über den umtriebigen Groschek kursieren in den lokalen Kneipen, er selbst spricht gerne darüber, wie er politisiert wurde. Wie schlimm er die stets adrett gekleidete Schülerunion fand, wie er sich Kandidaturen zutraute, wozu andere nicht den Mumm hatten, wie er zur Bundeswehr ging als seine Kumpel nur die Kriegsdienstverweigerung akzeptabel fanden - und wie er zunächst vergeblich in die SPD eintreten wollte.
„Dafür bist Du zu jung“
Mit 15 Jahren war das schon, entbrannt für den Modernisierer Willy Brandt, aber der Parteisekretärin in Oberhausen war so viel Leidenschaft wohl nicht geheuer - jedenfalls wies sie den jungen Groschek mit den Worten ab: „Dafür bist Du noch zu jung.“
Groschek ließ sich nicht beirren und trat einfach später (1974) in seine Lieblingspartei ein. Mit großem Erfolg: Mit 23 Jahren wurde er Juso-Vorsitzender in Oberhausen, mit 25 Jahren Vorstand des Ortsvereins Oberhausen-Ost, mit 27 Jahren zog er in den Rat und schon vier Jahre später, 1988, übernahm er den Vorsitz der SPD-Ratsfraktion - und blieb in diesem Amt 13 Jahre lang ein entscheidender Gestalter dieser Stadt.
Bis heute ist sein Einfluss auf Beschlüsse in Oberhausen, sei es personeller oder inhaltlicher Art, sehr hoch - obwohl er als Landtags- (2000 bis 2009) und als Bundestagsabgeordneter (seit 2009) sowie als seit elf Jahren amtierender NRW-SPD-Generalsekretär alle Hände voll zu tun hat.
Groschek gilt als loyaler Mann
Aber mit Oberbürgermeister Klaus Wehling, dem SPD-Ratsfraktionsvorsitzenden und Parteichef-Vorgänger Wolfgang Große Brömer sowie OGM-Chef Hartmut Schmidt verbindet ihn mehr als eine Nur-Parteifreundschaft. In gemeinsamen Urlauben wird nicht nur über schöne Landschaften geplaudert.
So haben viele Oberhausener den Eindruck, dass vor allem diese vier mächtigen SPD-Männer die Geschicke dieser Stadt bestimmen.
Groschek gilt in der Partei als sehr loyaler und zuverlässiger Mann. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, warum Groschek als NRW-Generalsekretär gleich drei sehr unterschiedliche Typen als Parteichef überdauerte und trotz der Wahlschlappe 2005 im Land als oberster Wahlkämpfer nicht gehen musste - und nun nach elf Jahren freiwillig nach der Landtagswahl im Mai aus dem Amt ausscheidet. In Düsseldorf fielen vor allem seine heftigen Attacken auf den politischen Gegner auf: Seine Lieblingswaffe ist der grobe Degen, nicht das feine Florett.
Hannelore Kraft schätzt Groschek
Die Landes-SPD-Vorsitzende Hannelore Kraft schätzt Groschek jedenfalls. „Er hält mir den Rücken frei“, hatte sie mal seinen unermüdlich Einsatz bei Ortsvereinen in ganz NRW gelobt. In Berlin war Groschek für sie ihr „Brückenkopf“, ihr vertrauter Verbindungsmann.
Groschek selbst sieht sich als Diener seiner Partei. Dass er irgendein Amt selbst angestrebt hat, kommt ihm nicht über die Lippen: Er wurde stets gefragt und ist sich dann seiner Verantwortung bewusst, lässt er verlauten.
So weicht er der Antwort aus, ob er nächster Oberbürgermeister werden will. „Ich werde den Kandidaten der SPD verkünden“, sagt er nur. Als Parteichef selbstverständlich, doch heißt dies auch: Er hat hier das letzte Wort.