Oberhausen. .
Nach etlichen Rückschlägen zu Beginn des Projekts soll der Interkulturelle Frauengarten „Rose“ am Kaisergarten dieses Jahr in voller Pracht erblühen. Eine Kaninchenplage, belasteter Boden und eine unklare Finanzierung hinderten die Kleingärtner lange Zeit, ihre Arbeit zu beginnen. Obwohl das Projekt bereits seit 2009 besteht, erzielten die Beteiligten erst im vergangenen Jahr größere Erfolge. Im Februar 2011 gründeten die Frauen einen gemeinnützigen Verein.
„Wir haben 2012 viel vor“, sagt Vorsitzende Ellen Diederich. Neben einem Backofen, den die Frauen bauen wollen, soll ebenfalls eine Komposttoilette aufgestellt werden. Besonders ihr 2011 angebauter Heilkräutergarten liegt den Vorsitzenden Ellen Diederich und Saniye Özkaya am Herzen. Saadet Celik, Mitglied im Frauengarten-Verein, und Vorsitzende Özkaya beginnen in diesem Jahr eine Ausbildung zu Heilkräuterexpertinnen. „Davon profitieren wiederum die Frauen, die wir mit unserem Wissen weiterbilden können“, erklärt Saniye Özkaya. Sie hofft außerdem, medizinische Kräuter zu ziehen, die helfen sollen, kleinere Beschwerden zu lindern.
Gärtnerin gesucht
Der Interkulturelle Frauengarten „Rose“ ist nicht bloß eine reine Freizeitbeschäftigung. Viel mehr möchte der Verein unter anderem berufsspezifische Perspektiven aufzeigen: „Wir bieten nebenbei auch berufliche Orientierung an. Beispielsweise suchen wir derzeit eine erwerbslose Gärtnerin, die unsere Teilnehmer ausbildet“, sagt Vorsitzende Diederich. „Außerdem wollen wir in diesem Jahr Seminare anbieten“, berichtet sie weiter. Natürlich soll der Spaß nicht zu kurz kommen. „Uns geht es vor allem darum, dass sich Frauen und Männer aus verschiedenen Kulturen austauschen können. Dass sich die Teilnehmer bei der Arbeit mit Pflanzen entspannen und den oft stressigen Alltag vergessen“, erklärt Saniye Özkaya.
Nebenbei verbessert sich auch die Lebensmittellage der Mitglieder des Frauengartens: „Viele Teilnehmer verfügen nur über ein sehr geringes Einkommen und haben keine Möglichkeit, sich gesund zu ernähren. Durch den Eigenanbau im Interkulturellen Frauengarten verbessert sich die Lebensmittellage der Familien“, beschreibt Vorsitzende Diederich einen der vielen Gesichtspunkte des Gartens. Weltweit gibt es zahlreiche Interkulturelle Frauengärten.
Stiftung „Interkultur“
Die Stiftung „Interkultur“ unterstützt die Projekte finanziell. Dieses Jahr soll Interkultur den geplanten Backofen bezuschussen. Von anderer Seite fließen ebenfalls Spendengelder. Das Programm „Stärken vor Ort“ fördert speziell das Heil- und Wildkräuterprokjekt. Aber auch die Stadt beteiligt sich, indem sie das Grundstück zur Verfügung stellte: das Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei. Die Vorsitzenden hoffen auf weitere Unterstützung: „Es ist noch viel zu tun“, sagt Ellen Diederich.
„Es war ein langer Prozess bis hierhin und auch in der Zukunft werden wir zu kämpfen haben.“ Entmutigen lassen sich die Vorsitzenden und Teilnehmer aber nicht. Von allen Seiten erhält die „Rose“ Zustimmung. Oberhausens Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki schenkt dem Garten eine Weinrebe und auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, hat ihren Besuch angekündigt.
Interne Stimmen sind ebenfalls begeistert: „Der Frauengarten ist etwas Wunderbares. Ich fühle mich so wohl hier, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Das gemeinsame Ernten und Kochen ist wie eine Therapie“, sagt Saadat Celik. Auch Amina Efetürk gefällt besonders die Gemeinschaft.
Erst gärtnerte nur ihre Mutter Fatima, aber irgendwann fand auch sie Gefallen an der gemeinsamen Arbeit. Haifaa Ahmad freut sich ebenfalls über den Zusammenhalt: „Hier wird ein ‘Wir’-Gefühl geschaffen. Vor allem, weil unterschiedlichste Kulturen zusammenhalten.“ Obwohl sich das Projekt Frauengarten nennt, freuen sich alle auch über männliche Unterstützung.