Oberhausen.
Die stark expandierende, der Rethmann-Familie gehörende Lüner Remondis-Gruppe ist eines der weltweit größten Unternehmen der Wasser- und Abfallwirtschaft, beschäftigt mehr als 30.000 Mitarbeiter in 29 Ländern und strebt für 2012 einen Jahresumsatz von sechs Milliarden Euro an.
2001 gelang den Rethmännern aus heutiger Sicht ein echtes Schnäppchen: Mit überwältigender Mehrheit genehmigten die Räte der Städte in Duisburg und Oberhausen den Verkauf von 49 Prozent der Anteile an der Gemeinschafts-Müllverbrennungsanlage GMVA Niederrhein in Lirich für nur 245.000 DM. Heute macht der Müllofen einen Jahres-Bilanzgewinn von 15,6 Millionen Euro (2010), von 20,1 Millionen (2009) oder von 24,2 Millionen (2008).
Der Kaufpreis geht aus der Beantwortung der Fragen des ZDF-Magazins „Frontal 21“ durch Remondis hervor.
Jahresverlust von 10 Millionen Euro im Jahr 2001
2001 machte die GMVA einen Jahresverlust von 10 Millionen Euro, die Kosten der Anlage drohten den Politikern aus dem Ruder zu laufen mit der Gefahr weiter steigender Gebühren. Deshalb war man dankbar, dass sich nach einer EU-weiten Ausschreibung für den Anteilskauf letztlich Rethmann dieses Problemfalls annahm - und sich zusätzlich zur Zahlung des Kaufpreises zu weiteren Leistungen verpflichtete: Für Preisstabilität zu sorgen; die aufgelaufenen Verlustvorträge durch Gesellschafterkredite von 75 Millionen Mark abzubauen; kommunale Bürgschaften von 650 Millionen Mark abzulösen; die Anlage mit bis zu 580.000 Tonnen durch Abfalllieferungen auszulasten - und Investitionen zu tätigen.
Denn die Anlage GMVA war nach Darstellung von Remondis damals „nicht mehr rentabel, technisch nicht hinreichend funktionierend und nicht ausgelastet“ - mit teuren Folgen für alle Gebührenzahler. Für die Übernahme der schwierigen Mission erhielt Remondis von Oberhausen und Duisburg quasi eine Entgelt-Garantie in einem über 20 Jahre laufenden Vertrag: Pro Tonne Hausmüll sind netto rund 170 Euro zu zahlen. Damals kein ungewöhnlicher Preis, heute jedoch angesichts eines Verfalls des Marktpreises für Abfallverbrennung auf 57 Euro pro Tonne recht hoch.
230 Tonnen Hausmüll jährlich
Jährlich werden derzeit 230.000 Tonnen Hausmüll aus Oberhausen und Duisburg im Jahr in der GMVA verbrannt - von insgesamt 700.000 Tonnen. Damals lag die Verbrennungsleistung bei 500.000 Tonnen. Diese Steigerung zur kostengünstigen Auslastung der Anlage hält sich Remondis zugute: Zwei Drittel der in GMVA verbrannten Abfälle stamme nicht aus Oberhausen und Duisburg, sondern von Drittanlieferern. Dafür habe Remondis gesorgt. Und erst ab 600.000 Tonnen pro Jahr erreiche der Müllofen die Gewinnzone, gibt Remondis an.