Oberhausen. Seit an der Christian-Steger-Straße Schüsse fielen, schützt die Polizei Oberhausen verstärkt Personen und Gebäude.
Sicher, Kontrollen der Polizei im Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße sind nichts Ungewöhnliches. Aber dass jetzt Beamte stündlich durch den Sperrbezirk patrouillieren, ein- bis zwei Mal täglich sogar bis zu sechs Polizisten das Gebiet gründlich in Augenschein nehmen und gegebenenfalls Personenkontrollen durchführen, das ist neu. Es ist die Konsequenz aus dem neuerlich entflammten Konflikt zwischen Bandidos und Hells Angels und möglicherweise weiterer Rockergruppen wie dem gerade gegründeten MC Gremium Bosporus West.
Seit Sonntag hat die Polizei die Kontrollen an der Flaßhofstraße hoch gefahren. Da ging zum ersten Mal auch ein Polizeitrupp durch das Rotlichtviertel, um Personen und Gebäude zu schützen. Von den Bordellen werden sechs – beinahe die Hälfte – mittlerweile von einem hochrangigen Bandido betrieben. Die Polizeikontrollen, der Objekt- und Personenschutz, von dem Polizeisprecher Johannes Paus spricht, ist eine direkte Folge der Schüsse auf ein Haus an der Christian-Steger-Straße, in dem ein Bandido wohnt. Auch dort fahren nun stündlich Streifenwagen vorbei - genauso wie am Bandido-Vereinsheim an der Marktstraße.
Und wie reagieren die Menschen – besonders an der Flaßhofstraße – auf die ausgeweiteten Kontrollen? „Das stört hier die Abläufe natürlich erheblich“, sagt Johannes Paus. Zu viel Polizei könnte doch den einen oder anderen Freier von einem Besuch in einem der Häuser abhalten. Doch zum Schutz aller seien die Kontrollen unerlässlich.
Kontrollgang
Am Dienstagnachmittag sind gerade fünf Polizisten aus ihren Einsatzwagen gestiegen und machen sich bereit für ihren Kontrollgang: einmal die Flaßhofstraße rauf und wieder runter. „Die Damen haben schon nachgefragt, was wir hier eigentlich tun“, sagt einer der Polizeibeamten. Sie hätten ihnen erklärt, die Kontrollen seien ja auch zu ihrer eigenen Sicherheit.
Und die Freier? Die huschen wie eh und je durch die Straße. Allerdings sind es an diesem Dienstag nicht viele. Eigentlich sei am späten Nachmittag hier immer ordentlich Betrieb. Aber die Kälte, die ist wohl etwas kontraproduktiv fürs Geschäft.
Die Männer, die hier auf der Suche nach Sex sind, scheinen sich von den Polizisten jedoch nicht besonders gestört zu fühlen. Einer spricht sie sogar freundlich an. „Wir kennen ihn vom Fußball, da kümmern wir uns ja auch um die Fans“, sagt ein Polizeibeamter. Die Welt ist eben eine kleine.
Sicherheitsgefühl
Die Prostituierten hinter ihren Fenstern bleiben ebenso gelassen. Sie räkeln sich spärlich bekleidet auf ihren Stühlen, so dass es einem draußen in der Kälte schon beim Anblick von so viel nackter Haut Kälte-Schauer über den Rücken jagt.
Die Polizisten – unverkennbar in ihren neuen blauen Uniformen – marschieren die Straße einmal rauf, dann wieder zurück. Alles ist ruhig. Personenkontrollen bleiben aus. Wann die denn notwendig würden? „Wenn einer so aussieht, als würde er zum entsprechenden Klientel gehören“, sagt ein Polizeibeamter. Aber ob wirklich ein Hells Angel wohl so wahnsinnig wäre, sich auf Bandido-Gebiet zu wagen?
Die Polizei will jedenfalls mit ihren Einsätzen gewalttätige Auseinandersetzungen von vorneherein verhindern. „Wir wollen die Sicherheit von Personen und Objekten gewährleisten“, sagt Paus. Wichtig ist den Ordnungshütern aber auch, das Sicherheitsgefühl der Oberhausener Bevölkerung nicht nur zu erhalten, sondern auch zusätzlich zu stärken.
Also soll es zunächst bei den Personen- und Objektschutzmaßnahmen bleiben. Im Moment sind sie noch langfristig geplant.
Trio schweigt
Zwischen Bandidos und Angels scheint neuerlich ein gewalttätiger Konflikt zu entflammen, in dem es um sehr viel Geld gehen soll. „Gewalteskalationen werden wir nicht hinnehmen und alle strafprozess- und polizeirechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt Polizeisprecher Johannes Paus zu möglichen Revierkämpfen. So hat die Polizei auch schnell drei Männer ermittelt, die für die Schüsse auf die Bandido-Wohnung in Oberhausen verantwortlich sein könnten.
Die Männer im Alter von 21 bis 24 Jahren wurden in Mülheim festgenommen. In der Nachbarschaft durchsuchten Polizeibeamte auch fünf Wohnungen. Das verdächtige Trio schweigt allerdings. Es wird anwaltlich vertreten und musste wieder auf freien Fuß gesetzt werden. In der Rockerszene soll es übrigens üblich sein, dass mächtige Gruppen wie Bandidos oder Hells Angel sich für unangenehme Jobs der Dienste von Untergruppierungen, Supporters, bedienen.