Oberhausen. . Von Revierkämpfen, von einem „Rocker-Krieg“ zwischen Bandidos und Hell’s Angels ist nach den Vorfällen in NRW die Rede. „Wir leben also in einem Kriegsgebiet, da müssten wir doch die Miete mindern können.“ Sagen Bewohner des Hauses, in dessen Hinterhof sich die Bandidos einquartiert haben.
Von Revierkämpfen im Rockermilieu ist die Rede. Oft sogar von einem Krieg der rivalisierenden Banden. Auch in Oberhausen fielen Schüsse auf ein Haus, in dem ein hochrangiger Bandido wohnt. Weshalb Mieter des Hauses Marktstraße 188, in dessen Hinterhof sich das Domizil des Oberhausener Bandido Chapters befindet, nun messerscharf folgern: „Wir leben hier also in einem Kriegsgebiet, da müssten wir doch die Miete mindern können.“
„So lange aber nichts passiert, kann man nicht die Miete mindern“
Die Mieter befürchten, dass bei Angriffen auf die Rocker-Unterkunft Schäden am Haus entstehen, vielleicht viel Schlimmeres passieren könnte. „Wer garantiert mir, dass bei einem Schusswechsel nicht einer von uns getroffen wird“, fragt ein Haubewohner.
Anschläge, verletzte Menschen, Sachbeschädigungen – all das mögen mögliche Gefahren sein. „So lange aber nichts Konkretes passiert, kann man nicht einfach die Miete mindern“, sagt Thorsten Wenk, Rechtsanwalt beim Mieterschutzbund. Erst wenn etwas passiere, könnten die Mieter an den Vermieter herantreten. „Der müsste auf die Bandidos einwirken, dass Auseinandersetzungen künftig unterbleiben.“
Wenk bezieht auch zu den Schüssen auf das Haus an der Christian-Steger-Straße Stellung, verdeutlicht, wie schwierig das Thema ist: „Was soll der Vermieter dort machen? Der kann dem Bandido schlecht kündigen, weil auf ihn ein Anschlag verübt worden ist.“
Etwas anders sieht es aus, wenn sich Mieter konkret belästigt fühlen. So beschwert sich ein älterer Bewohner des Hauses an der Marktstraße über Motorradlärm: „Im Sommer können Sie hier nicht schlafen.“ Wenk: „Wenn die Rocker zu jeder Tages- und Nachtzeit ausfahren und dadurch eine Lärmbelästigung entsteht, sollten die Mieter wegen des Problems zunächst auf den Vermieter zugehen.“ Reagiere der nicht, könne möglicherweise die Miete gekürzt werden. Wenk rät, sich in jedem Fall immer an den Mieterschutzbund zu wenden.
Nachbar mit schusssicherer Weste
Einer der Mieter, der früher selber Motorrad gefahren ist und die Bandidos bisher als „freundliche Jungs“ erlebt hatte, hat das Lärm-Problem schon auf seine Art angesprochen: „Wenn ihr noch mal wie die gesenkten Säue über den Hof fahrt, schmeiß’ ich euch einen Blumenpott an den Kopf.“ Doch auch er überlegt sich: „Wir wissen nicht, was passiert, wenn sich einer von uns mal richtig mit einem von denen anlegt.“ Die „netten Jungs“ sehen ja auch alle recht auffällig aus mit „Irokesenschnitten“ und ordentlich „Muckis“.
Manche Veränderungen seit der vergangenen Woche sorgen die Anwohner zudem. „Ich habe kürzlich mit einem Bandido gesprochen, der trug eine schusssichere Weste. Er wird wissen, warum“, erklärt ein Hausbewohner. Dann hätten die Rocker plötzlich am Tor blaue Müllsäcke als Sichtschutz angebracht. „Das fanden wir nicht gut“, sagen die Bewohner. Jetzt schützen Schilfmatten am Zaun die Bandidos in ihrer Unterkunft vor neugierigen Blicken.
Neu seien auch die Polizeikontrollen. „Die Polizei passt auf, wer hier auf den Hof fährt“, sagen die Hausbewohner. Sie wissen auch, dass die Nachricht vom Rockerkrieg sogar bis nach Australien schwappte: „Eine ehemalige Nachbarin, die mittlerweile dort lebt, hat schon gefragt, was ist denn bei euch los? Ist da jetzt Krieg?“ – „Eigentlich wollten wir hier in Ruhe unsere alten Tage verbringen“, resümieren die Bewohner.