Oberhausen.
In der Stadtsparkasse herrscht nach den letzten Personalentscheidungen des Verwaltungsrats eine bizarre Situation. Einerseits wird dem bisher dreiköpfigen Vorstand die Verantwortung am Kreditskandal um die Sportartikelfirma Sport-Concept zugeschrieben, anderseits bleibt mit Ulrich-J. Salhofen zumindest ein Vorstandsmitglied im Amt. Ist das Vertrauen nicht gestört?
Der Verwaltungsrat fordert vom bisher dreiköpfigen Vorstand in seiner Gesamtheit Schadensersatz für den möglichen 20-Millionen-Euro-Kreditausfall. „Die Ansprüche bleiben bestehen“, sagt Verwaltungsrats-Chef Wolfgang Große Brömer. „Allerdings glauben wir, dass wir ein gesundes Arbeitsverhältnis mit Herrn Salhofen haben werden. Natürlich ist seine Weiterbeschäftigung auch ein Vertrauensvorschuss.“
De Koster bleibt bis Juni bei der Sparkasse Oberhausen
Nach einer über sieben Stunden andauernden Sondersitzung am Freitag hatte das Kontrollgremium einstimmig entschieden, Salhofen zwar den Posten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden zu entziehen, sein Vertrag bis 2016 bleibt aber bestehen. Für Vorstandsmitglied Thomas de Koster war parallel zur Sitzung ein Auflösungsvertrag einvernehmlich ausgearbeitet worden. De Koster bleibt wohl bis zum 30. Juni bei der Sparkasse, ein Insider bezeichnet das als „zumindest problematisch“.
Mit den Entscheidungen in der letzten Woche ist die Aufklärung des Skandals noch lange nicht abgeschlossen. Kunden und Branchenkenner kritisieren vor allem die Kontrollgremien: Wieso waren die Ungereimtheiten bei der Kreditvergabe an Sport-Concept nicht früher aufgefallen?
"Kontrollsystem der Sparkassen funktioniert gut"
Umso wichtiger sei es nun, interne Prozesse auf Mängel zu prüfen, sagt Professor Stephan Paul, Inhaber des Lehrstuhls für Kredit- und Finanzwirtschaft an der Ruhruniversität Bochum. „Lücken etwa im Berichtssystem sollten offen diskutiert werden.“
Grundsätzlich würde das Kontrollsystem der Sparkassen zwar gut zu funktionieren, sagt Paul. „Neben Politikern sollten aber auch Kenner wichtiger lokaler Branchen in dem Gremium sitzen, zudem Finanzexperten und Wirtschaftsprüfer. Je kleiner ein Kreditinstitut, umso geringer ist ihr Anteil.“ Im Oberhausener Verwaltungsrat sitzen zehn Lokalpolitiker und fünf Sparkassen-Mitarbeiter.
Die Verwaltungsräte bekleiden zudem oft mehrere Ämter. Bleibt da Zeit, der Kontrollfunktion gewissenhaft nachzugehen? Prof. Paul: „Das ist sicherlich kritisch zu sehen, ich halte es aber für schwierig, den Umfang der einzelnen Ämter zu vergleichen. Wo also will man die Grenze ziehen?“