Oberhausen. . Der Oberhausener Sparkassenchef Karlheinz Merzig muss seinen Posten räumen. Damit zieht der Verwaltungsrat eine erste Konsequenz aus dem 20-Millionen-Euro-Kreditdebakel um die pleite gegangene Königshardter Firma „Sport-Concept“.
Karlheinz Merzig muss seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen räumen. Der Verwaltungsrat hat ihm am Montagabend mit sofortiger Wirkung außerordentlich und fristlos gekündigt. Merzig erhält keine Abfindung und auch kein Übergangsgeld, behält allerdings seinen rechtlichen Anspruch auf eine Altersversorgung. Er hat seit 2001 den Sparkassenvorstand angeführt; über seine Nachfolge werde noch entschieden, hieß es.
Zu diesem wohl einmaligen Schritt in der Geschichte der Oberhausener Sparkasse haben sich die Mitglieder des Aufsichtsgremiums einstimmig nach einer mehr als achtstündigen Sondersitzung entschieden. Sie ziehen damit eine erste Konsequenz aus dem 20-Millionen-Euro-Kreditdebakel um die pleite gegangene Königshardter Firma „Sport-Concept“.
Wackelig für alle Vorstandsmitglieder
Ob auch die beiden übrigen Vorstandsmitglieder, Thomas de Koster und Ulrich J. Salhofen, ihren Schreibtisch räumen müssen, soll noch in dieser Woche entschieden werden. Der Verwaltungsrat werde sich, so wird angekündigt, zu einer weiteren Sondersitzung am Freitag, 6. Januar, treffen. „Es wird für alle Vorstandsmitglieder wackelig“, heißt es aus dem Gremium. Insider beschreiben vor allem de Kosters Position als einen „Brennpunkt“ in der anhaltenden Personaldebatte.
Karlheinz Merzig stand zehn Jahre lang an der Spitze der Stadtsparkasse. Unter seiner Führung begann 2003 auch das Kreditengagement bei der „Sport-Concept GmbH“. Die Sportartikelfirma kaufte Markenwaren unter anderem bei italienischen Großhändlern ein, vertrieb diese vor allem an Discounter. Obwohl es bereits seit 2007 Hinweise gegeben haben soll, dass das Geschäft der GmbH auf äußerst unsicheren Beinen stand, hat die Sparkasse der Firma weiterhin Kredite bewilligt. Das Volumen war zuletzt auf 20 Millionen Euro angestiegen. Die Sparkasse wird wohl, so schätzen Insider, die komplette Summe verlieren. 2010 hatte das Institut einen operativen Gewinn von rund 18 Millionen Euro erzielt.
Unschön, aber notwendig
Das externe Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) hat die Kreditvergabe mehrere Monate lang untersucht. Auch die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf ermittelt seit August 2011 in dem Fall. Noch immer ist zwar unklar, ob der Vorstand betrogen wurde. In dem fast 300 Seiten umfassenden Gutachten soll PwC aber Belege anführen, dass die Spitze der Sparkasse in einigen Fällen pflichtwidrig gehandelt habe. Interne Warnungen seien ignoriert worden, Mitglieder der internen Revision sollen lautstark mit Merzig gestritten haben, weil sie das Kreditgeschäft mit „Sport-Concept“ für zu risikoreich hielten.
Der Umkehrschluss, dass der Verwaltungsrat die Vorwürfe von PwC teilt, sei zulässig, hieß es am Montag. „Sonst wäre man zu einem anderen Entschluss gekommen.“ Allerdings sei dieser nicht leicht gefallen. „Solche Entscheidungen sind immer unschön, aber notwendig.“ Man sei bemüht, alles sauber abzuwickeln, die Situation sei weiterhin heikel.
Die Handlungsfähigkeit der Sparkasse werde nicht beeinträchtigt. Alle Erfordernisse, um diese zu gewährleisten, seien abgedeckt.
Die Mitarbeiter der Sparkasse sollen per Intranet über die Kündigung informiert worden sein. Merzig selbst sei die Kündigung nach der Sitzung per Post zugeteilt worden. Kein Verwaltungsratsmitglied habe mit ihm gesprochen. „Wir haben ihn mehrfach eingeladen, schriftlich oder mündlich Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen, davon hat er keinen Gebrauch gemacht.“