Mülheim.

Die Kreditaffäre der Sparkasse Oberhausen hat möglicherweise Auswirkungen auf das Sparkassengeschäft in Mülheim. Nicht unwahrscheinlich ist, dass ein Vorstand des Mülheimer Kreditinstitutes für eine Übergangszeit in die Nachbarstadt abkommandiert wird, um dort als unbelasteter Teil eines neuen Vorstandes die Aufarbeitung der dortigen Misswirtschaft mitverantwortlich zu leisten.

Wie im überregionalen Teil der WAZ berichtet, hat die Sparkasse Oberhausen mit einem wackligen Kreditgeschäft über 20 Mio Euro eine Bauchlandung hingelegt. Gegen den mittlerweile geschassten Vorstandsvorsitzenden Karlheinz Merzig ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue. Heute tagt erneut der Verwaltungsrat der Sparkasse Oberhausen und stellt sich die Frage, ob auch die übrigen Vorstände Thomas de Koster und Ulrich-J. Salhofen wegen vor die Tür zu setzen sind.

Angst um Imageschaden für Sparkasse

Um die Bankerlaubnis nicht entzogen zu bekommen, muss der Verwaltungsrat aber zwei fachlich geeignete geschäftsführende Vorstände benennen. Nach Informationen der WAZ gilt nun folgende Vorgehensweise als wahrscheinliche Lösung: Der Verwaltungsrat belässt einen der beiden Vorstände im Amt. Für den zweiten Posten greift man dann quasi auf „Amtshilfe“ aus Mülheim zurück. Der Vorstand des Mülheimer Institutes besteht, das kann nicht jede Sparkasse von sich behaupten, aus drei Führungskräften. Ein Vorstand könnte für eine von der Bankenaufsicht streng limitierte Zeit nach Oberhausen wechseln – quasi als unbelastete Instanz für die Ordnung sorgen, die der Verwaltungsrat dort wünscht. Entsprechende Sondierungsgespräche, so ist zu hören, soll es zwischen dem Oberhausener Verwaltungsratsvorsitzenden Wolfgang Große-Böhmer (SPD) und dem Vorstand der Mülheimer Sparkasse bereits im Vorfeld der entscheidenden Sitzung heute Morgen in Oberhausen gegeben haben.

„Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir uns nicht äußern“, ließ der Sprecher der hiesigen Sparkasse, Frank Hötzel, die WAZ gestern wissen. Verwaltungsratsvorsitzender Dieter Wiechering (SPD) wollte vor der Sitzung des Oberhausener Aufsichtsgremiums auch nicht umfassend Stellung beziehen. Man beobachte die aktuellen Geschehnisse in der Nachbarstadt und informiere sich „an geeigneter Stelle“, sagte er. Auch treibe ihn die Sorge um, dass die Kreditaffäre einen Imageschaden für das Sparkassenwesen insgesamt nach sich ziehe. Einen Vorstand von Mülheim nach Oberhausen zu entleihen, sei möglich, wenn zeitlich begrenzt. „Wir haben hier auch eine hoch qualifizierte zweite Ebene“, so Wiechering.

Gespaltene Meinungen

Auch Christian Mangen (FDP), Eva Weber (Grüne) und Hans-Georg Hötger (MBI) halten das für leistbar. „Unser Vorstand ist gut aufgestellt und belastbar“, so Hötger. Eine „Amtshilfe“ sei sogar sinnvoll, schließlich kooperieren die Sparkassen in drei Gesellschaften miteinander, unter anderem in der Bargeldlogistik. Hötger fragt sich, ob die Kreditaffäre hier möglicherweise Auswirkungen auf Mülheim hat. Allein deshalb würde er es begrüßen, wenn ein Vorstand aus Mülheim Einblick in die Oberhausener Geschäfte nehmen könnte.

Eine Fusion der Sparkassen Mülheim und Oberhausen ist aktuell kein Thema. Der Verwaltungsrat der Sparkasse Oberhausen soll gar vor kurzem noch einstimmig beschlossen haben, dass eine Fusion nicht in Frage kommt. In Mülheim erscheint die Sparkasse Oberhausen angesichts der möglichen Abschreibung von 20 Mio Euro Kreditmitteln wenig attraktiv. Eva Weber (Grüne) hält dagegen Fusionen im Sparkassen-Bereich „generell für begrüßenswert“.