Oberhausen. Hans Schmitz, 45 Jahre lang der Chef von Fisch Schmitz, an der Marktstraße, hatte 2011 zwei schwere Schicksalsschläge zu beklagen. Doch jetzt feierte er seinen 86. Geburtstag.

Hans Schmitz hat es gepackt. Hat Schicksalsschläge der übelsten Art bewältigt. „Meine Schwester Ursula und meine Söhne Carsten und André haben mich wieder etwas aufgerichtet“, sagt Oberhausens berühmtester Fischhändler. Und so wollte Hans Schmitz auch nicht mit der Tradition brechen, seinen Geburtstag ganz groß in den eigenen vier Wänden zu feiern. Gestern war das der 86. Und das Haus wieder brechend voll, selbst Oberbürgermeister Klaus Wehling hatte sich angekündigt.

Da sitzt Hans Schmitz, ach was, residiert in seinem großen Ledersessel. In feinem dunkelblauen Zwirn ist er gewandet. „Mit Oberhausen-Krawatte“, wie ein Gast anmerkt. Klar, das ist so ein dezenter Wink. Hans Schmitz ist ein Sohn der Stadt, das Fischgeschäft führte er in der dritten Generation bis 2010. Dann dachte der Senior an Rente, vermietete den Laden an einen Hannoveraner Geschäftsmann und dessen Frau. Alles schien in Butter. Oberhausen hatte weiterhin sein exklusives Fischgeschäft. Hans Schmitz seinen wohlverdienten Ruhestand.

"Ich war sehr traurig"

Aber es kam das Jahr 2011 und damit alles anders. „Das Schlimmste, was mir 2011 passiert ist, war, dass ich meine Frau verloren habe“, sagt Schmitz mit einer Stimme voll brüchiger Trauer. Aber es passierte noch etwas Schreckliches: „Ich habe mein Geschäft durch einen Betrüger verloren“, sagt er jetzt voll Empörung. Seine Mieter machten sich nämlich Ende November 2011 bei Nacht und Nebel aus dem Staub, nachdem sie nur ein einziges Mal ihre Monatsmiete gezahlt hatten. „Durch all das war ich sehr traurig“, sagt Schmitz. Aber zum Glück waren da ja seine Schwester und die Söhne, die ihm Halt gaben.

Und so sitzt der imposante alte Herr jetzt in seinem Sessel und provoziert bei seinen Gästen ein Déjà-vu-Erlebnis, wenn er mit donnernder Stimme ruft: „Frau Wolf“! Frau Wolf antwortet sofort: „Ja.“ Frau Wolf war mal eine von Schmitz’ Angestellten. Und Hans Schmitz kannten alle Kunden genauso. Von einem Raum hinten im Laden, auf einem Stuhl thronend, hatte er stets alles im Blick und erteilte seinen Angestellten mit lauter Stimme Anweisungen.

Chef von der netten Sorte

Ein Chef eben, aber einer von der netten Sorte. „Wir sind alle zusammen alt geworden“, sagt Schmitz dann auch über seine langjährigen Mitarbeiter. Eine große Familie seien sie gewesen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Menschen, die an diesem großen Tag für das Wohl der Gäste sorgen, „alles meine Angestellten waren“, erzählt der Senior stolz.

Naheliegend ist auch, was den Gästen aufgetischt wird: Fischhäppchen, Aal, Lachs, Forellenfilets, Krabbencocktail. „Natürlich alles 1. Qualität von meinem alten Lieferanten“, schwärmt Schmitz. Da sitzt er, isst Fisch, genießt seine Party: „So eine Geburtstagsfeier will ich jedes Jahr.“

Nachfolger gesucht

Natürlich hätte Hans Schmitz gerne wieder einen Mieter für das Geschäft, das 1887 zunächst an der Stöckmann­straße von Großvater Josef Schmitz gegründet worden war. Doch für die Geschäftsräume, seit 1909 an der Marktstraße, konnte leider noch kein neuer Interessent gefunden werden. Schmitz sucht aber weiter nach einem Nachmieter, der gerne auch ein Fisch-/Feinkosthändler sein darf. Seine Söhne haben eigene attraktive Berufe.