Der 74-jährige Sterkrader Manfred Assmacher ist seit vielen Jahrzehnten nicht nur Inhaber eines hochwertigen überregional bekannten Modegeschäfts auf der Steinbrinkstraße, sondern immer noch engagierter Kämpfer für eine Verbesserung des Einzelhandels in der Stadt. Ihm lässt der offensichtliche Niedergang der klassischen Zentren in Sterkrade, Osterfeld und Alt-Oberhausen keine Ruhe.

Von der örtlichen Politik fühlt sich Assmacher, langjähriges Mitglied im IHK-Einzelhandelsausschuss, im Stich gelassen. Er sieht eine zu starke Konzentration auf das Einkaufszentrum Centro. „Wenn die mit dem Finger schnippen, dann springt die Politik herbei“, sagt Assmacher.

Zwar hat sich der Textil-Fachmann für anspruchsvolle Mode mittlerweile mit dem gerade auf dem Bekleidungssektor starken Centro abgefunden („Das war ein Glücksfall für Oberhausen“), doch die nun im Herbst 2012 fertig werdende Erweiterung des Centro mit dem Ankermieter Peek&Cloppenburg zuzulassen, sei ein schwerer Fehler gewesen. Man hätte zumindest den Bekleidungsanteil im Centro begrenzen müssen.

„Die Einzelhandelskultur in dieser Stadt geht den Bach runter. Die Kunden wollen eine ausreichende Auswahl in den Stadtzentren, doch die gibt es kaum noch“, sagt Assmacher. Somit sinke die Kundenfrequenz. Von früher fünf guten Modegeschäften in Sterkrade sei sein Laden als einziger übrig. „Die Art der Modeläden prägt aber die Charakteristik einer Fußgängerzone.“

Fehler hätten zwar auch die Händler selbst gemacht, indem sich so mancher weniger auf Beratung konzentrierte und sich dafür auf Rabattschlachten eingelassen habe. Doch Hauptschuld habe die ungebremste Ausweitung der Handelsflächen im gesamten Ruhrgebiet.

Das oft gehörte Argument, die Kaufkraft für hochwertige Läden sei in Oberhausen nun mal nicht ausreichend, wischt Assmacher vom Tisch. „Dann dürfte ja auch kein Mercedes-Händler mehr in der Stadt existieren. Vor allem bei den Frauen ist zu beobachten: Wenn sie eine modische qualitätsvolle Jacke haben möchten, dann sparen die solange, bis sie die kaufen können.“

Als Ausgleich für die Konkurrenz im Centro hat Sterkrade die Bahnhofstraße in den 90er Jahren zur Fußgängerzone machen dürfen - mit viel Steuergeld. „Aus heutiger Sicht war das ein Fehler. Die Zone ist völlig überdimensioniert - wirkte die Bahnhofstraße früher bei 100 Leuten und Autoverkehr voll, so sieht sie jetzt menschenleer aus.“ Mit fataler Wirkung auf die Anziehungskraft der Einkaufsmeile .

In Sterkrade müsse deshalb die Fußgängerzone in einen nur verkehrsberuhigten Bereich mit Autoverkehr und zusätzlichen kostenlosen Parkplätzen direkt vor den Geschäften umgewandelt werden - so schnell wie möglich. Das Land solle auf die Rückzahlung von Fördergeldern für die Einrichtung der Zone verzichten. „Sollen wir noch weitere zehn Jahre warten, bis noch mehr Läden pleite gehen oder weg sind?“

Zudem sollten die Einzelhändler sich endlich auf einheitliche Öffnungszeiten einigen. Gut wäre auch ein täglicher Frischemarkt in Sterkrade. „Doch dies scheitert bisher an den Markthändlern.“ Auch die Anbindung des publikumsträchtigen Sterkrader Tor an die Sterkrader City müsse verbessert werden.

Die Politik müsse handeln, um den Niedergang zu stoppen. Im Rathaus fänden aber keine Treffen mehr mit den Geschäftsinhabern statt - und im Rat wie in den Bezirksvertretungen fehlten Leute, die Ahnung vom Handel hätten.