Oberhausen.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: „Monsieur“, der Herrenausstatter an der Wörthstraße, gibt auf. Für Mode im internationalen Stil ist die Alte Mitte unserer Stadt zu arm? Wir fragten Frank Hakes (41), der das Geschäft 2001 von seinen Eltern übernahm.

„Die Stadt stirbt“, ist Hakes überzeugt. „Den Inhaber-geführten Einzelhandel gibt es in fünf Jahren nicht mehr.“ Dass er kein Schwarzseher sei, hatte er noch im Mai diesen Jahres gesagt, als sein Geschäft in unserer Reihe der besonderen Läden vorgestellt wurde. Dann kam die Nachricht von der Schließung des Kaufhofs. Die erleichterte die Entscheidung „einen Schnitt“ zu machen. Erwogen hatte Hakes ihn bereits zuvor.

Oberhausens Mitte wird leerer

Das Klagelied, eines Geschäftes, das gehobene Qualität bietet, erklingt nicht zum ersten Mal. „Monsieur“ ist kein Einzelfall, sondern ein Beispiel dafür, dass sich ein Fachgeschäft in Oberhausens Mitte nur dann halten kann, wenn es im eigenen Haus betrieben wird, wenn keine Miete gezahlt werden muss. Und: „Das Einzige, was uns hat überleben lassen ist, dass wir ein Familienbetrieb sind und kein Verkaufspersonal brauchen“, so Hakes, der den Laden zusammen mit seinen Eltern führt.

2001, sagt Hakes, sei das Geschäft noch gut gelaufen. Dann kam der Euro und mit ihm die Erkenntnis der Kundschaft, dass es sich um einen Teuro handelte. Vier Jahre Sparkassen-Umbau verschlechterten die Lage. Hakes: „2007 hat man uns den Bürgersteig aufgerissen, ausgerechnet während des Weihnachtsgeschäfts“.

Wirtschaftkrise beeinflusst die Kauflust

Die Wirtschaftskrise habe ebenfalls negative Wirkung gezeigt. „Früher wollten die Leute Neues, hatten Lust darauf, sich einzukleiden.“ Zu viele Menschen hätten heute Angst, Geld auszugeben, würden lieber sparen. Wer anders denke, würde nicht unbedingt in Oberhausen einkaufen, sondern sei auch bereit, zum Beispiel nach Düsseldorf zu fahren.

Ein sehr großes Übel sei die Verlegung der Bushaltestelle direkt vors Geschäft. Hakes: „Vormittags stehen dort die älteren Menschen mit ihren Einkäufen und verdecken die Schaufenster, mittags sind es die Schüler. Sie glauben ja nicht, was dadurch für ein Dreck entsteht.“ Noch schlimmer sei die Tatsache, dass die Haltestelle die letzten Parkstreifen raubte. Hakes: „Früher sind die Männer rangefahren, haben eben mal ein bis zwei Teile gekauft - dieser Umsatz ist komplett weggefallen.“

Fehlende Parkplätze verschlechtern das Geschäft

Mit der Klage über fehlende Parkplätze steht Hakes nicht allein. Bei keiner Diskussion, bei der es um die Entwicklung der City geht, bleibt sie aus. Letztlich vermisst der Kaufmann im Einzelhandel einheitliche Öffnungszeiten. Nicht einmal an verkaufsoffenen Sonntagen werde erreicht, dass alle Läden mitmachen.

Ob große Ketten oder Billigshops sie verdrängen, Fachgeschäfte, die den Kunden noch beraten, verschwinden - nicht nur aus unserer Alten Mitte. „Am Ende sehen alle Städte gleich aus“, fürchtet Hakes, der in Duisburg wohnt. Dort habe man - im Gegensatz zum Centro - das Einkaufszentrum Forum wenigstens nicht aus der Innenstadt ausgelagert.

Sang- und klanglos möchte sich „Monsieur“-Inhaber Frank Hakes nicht verabschieden. Das Geschäft bleibt noch bis zum Jahresende geöffnet. „Alle unsere Kunden werden persönlich von mir angeschrieben“, so Hakes. „Ich möchte nicht, dass unsere Kunden es nur aus der Zeitung erfahren.“ Zum Ausklang plane er noch attraktive Aktionen. Auch darüber werde er die Kunden noch informieren.