Oberhausen. .

Im nächsten Jahr wäre das über die Stadtgrenzen hinaus für seine feinen Spezialitäten und frischen Produkte geschätzte Oberhausener Traditionsgeschäft „Fisch Schmitz“ an der Marktstraße 104 runde 125 Jahre alt geworden. Was für ein Jubiläum in diesen schnelllebigen Zeiten!

Doch der Laden ist plötzlich über Nacht geschlossen worden; das Gitterrost ist seit Ende November runtergelassen; das Geschäft liegt im Dunkeln - ein düsterer Anblick. Oberhausener Bürger, die seit Jahrzehnten bei Fisch Schmitz ihre Weihnachtsgans bestellt, können es nicht fassen: „Wie soll ich denn jetzt Weihnachten feiern?“, fragen sie.

Persönlich tief getroffen wurde durch die Schließung der heute 85 Jahre alte Hans Schmitz. 45 Jahre hat der Eigentümer der Immobilie an der Marktstraße 104 den Laden in der dritten Generation durch schwierige und schöne Zeiten geführt, beschäftigte zuletzt noch 14 Mitarbeiter, die mit ihm alt geworden sind. Dann wollte Schmitz endlich in die Rente gehen; seine beiden Söhne aber stehen mitten in anderen attraktiven Berufen, der eine ist Kultur-Staatssekretär in Berlin, der andere Essener Restaurant-Betreiber.

Mieter sind nicht mehr erreichbar

Voller Hoffnung vermietete Hans Schmitz deshalb vor gut einem Jahr seinen Laden mit Hilfe eines Maklers an den Hannoveraner Geschäftsmann Carsten Behrends und seine Frau Simone . Doch jetzt sind beide weg, sind nicht mehr erreichbar.

„Behrends hat meinen Laden systematisch heruntergewirtschaftet: Es gab immer weniger Waren, die Speisenangebote im Restaurant wurden immer dürftiger“, sagt Schmitz. „Ich bin sehr traurig, mein Herz ist gebrochen.“ Zudem soll Behrends bewährte Zulieferer von Fisch und Feinkostwaren verprellt haben. Am Ende seien im Laden nur noch drei Mitarbeiter beschäftigt gewesen, viele seien gekündigt worden. „Ich konnte niemanden entlassen, wir sind doch alle gemeinsam alt geworden.“

Schon seit August war der Laden nur noch von Donnerstag bis Samstag geöffnet, seit Ende November ist er ganz dicht.

Schmitz sieht sein Lebenswerk zerstört

Schmitz sieht nun sein Lebenswerk zerstört und hat das Gefühl, fast alle früheren Freunde, die bei ihm so oft zu Gast waren, hätten ihn verlassen. So sitzt dieser schwere große Mann nun öfter wie ein Häuflein Elend auf einem antiken Holzstuhl im Blumenladen „Ute Frensch“, der Nachbar von „Fisch Schmitz“, und sinniert über die merkwürdigen Zeitläufe nach.

Behrends hatte große Ankündigungen gemacht: Mit einem Fischwagen regelmäßig auf den Oberhausener Wochenmarkt wollte er stehen, auf der Marktstraße sollten Strandkörbe und ein Riesenleuchtturm neue Kunden anlocken; im Laden sollten Aquarien eine kauffreundliche Fisch-Atmosphäre schaffen.

Aber nach Darstellung von Schmitz blieb es bei Ankündigungen. Schlimmer noch: Der neue „Fisch-Schmitz“-Betreiber habe innerhalb eines Jahres nur ein einziges Mal seine Monatsmiete gezahlt. Deshalb sei Behrends Mietvertrag gekündigt worden. Zudem würden noch Löhne und Sozialabgaben ausstehen, heißt es.

Doch noch ist das Aus nicht endgültig: Sein Sohn sucht einen Nachmieter - es darf auch ein Fisch-/Feinkosthändler sein. „So etwas gibt es doch hier weit und breit nicht - damit kann man hier gute Gewinne machen“, ist Blumen-Fachhändlerin Ute Frensch überzeugt. „Familienbetriebe können in Oberhausen gut funktionieren, wenn man sich richtig hineinkniet und Kunden gut betreut.“