Oberhausen. .

Die Händler an der Marktstraße in der Oberhausener City werden immer desillusionierter. Durch die Erweiterung des Centros fürchten sie, dass die Geschäfte noch schlechter werden als bisher. Von der Stadt fühlen sich die Händler im Stich gelassen.

Geschäftsleute klagen immer gerne, doch Machtlosigkeit, Anspannung, sogar Verzweiflung liegen in der Luft, wenn man die Händler an der Marktstraße in der Oberhausener Innenstadt über ihre Situation befragt. Nun wird auch noch die Erweiterung des Centros in der nächsten Woche mit der Grundsteinlegung Realität: Das 1996 eröffnete Einkaufszentrum mit gut 70 000 Quadratmetern Netto-Verkaufsfläche wird um ein Viertel vergrößert.

Viele Ein-Euro-Shops, noch mehr Klamottenläden – beim Gang über die Marktstraße fällt auf, dass es kaum Fachgeschäfte gibt. „Ausverkauf wegen Schließung“ künden die Banner im Schaufenster der Parfümerie Douglas an. Die Filiale an der Marktstraße schließt in den nächsten Tagen. Die Frequenz der Kunden sei einfach zu gering gewesen, erklärt Filialleiterin Ute Jung. „Wir hätten in der Mittagszeit den Laden locker schließen können. Zwei Stunden lang kommen zu dieser Zeit oft keine Kunden ins Geschäft.“ Zwei weitere Filialen gebe es aber noch in Oberhausen: in Sterkrade und – im Centro. „Wenn sich schon eine Kette wie Douglas aus der Innenstadt zurückzieht, kann man sich vorstellen, was mit der Stadt los sein muss. Nicht mehr viel nämlich.“

"Wenn noch mehr Kunden abwandern, ist hier bald gar nichts mehr los"

Auffällig ist: Für die anhaltende Misere der Marktstraße mit Mietrückgängen von 40 Prozent in den vergangenen Jahren machen die befragten Händler vor allem das Centro verantwortlich – weniger das Umfeld, die Vermieter oder die eigene Leistung.

Klaus Nienhaus ist einer der wenigen, der auf der Marktstraße mit seinem Käse- und Feinkostladen Spezialitäten anbietet. „Ich finde die Centro-Erweiterung nicht gut, denn wenn jetzt noch mehr Kunden abwandern, ist hier bald gar nichts mehr los. Für mich ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, wann es für mich hier uninteressant wird. Jeden Monat sind 1600 Euro Miete fällig, das Geld muss man aber erstmal verdienen. Alt-Oberhausen stirbt immer mehr aus. Man ist so machtlos“, ist Nienhaus verbittert.

Chance für Fachgeschäfte

Axel Schmiemann von Schmiemann design hält allerdings die Erweiterung des Centros für das Einkaufszentrum selbst für substanziell nötig. „Ich würde mich aber noch mehr freuen, wenn auch in der Innenstadt neue Impulse gesetzt werden“, meint der Inhaber.

„Die Erweiterung des Centros war nur eine Frage der Zeit. Traurig ist es, dass es hier bei uns in der Innenstadt kaum spezielle Lebensmittelgeschäfte gibt. Es gibt keinen Obstladen und auch keinen Gemüseladen. Hier müssten Fachgeschäfte her, die das Centro nicht hat“, findet Carsten Behrends, Geschäftsführer von Fisch Schmitz.

Positiv gestimmt ist Serdar Soylu, der erst vor zwei Wochen seinen Laden „Blumen, Blatt und Wein“ in der Fußgängerzone eröffnet hat. „Die Centro-Erweiterung ändert nichts daran, dass hier an der Marktstraße endlich etwas getan werden muss. Ich sehe das Problem bei den Vermietern. Sie sollten verstärkt darauf achten, welche Branche sie in ihre Immobilien einziehen lassen.“

Stadt lässt Händler im Stich

Dass die Erweiterung des Centros die Händler an der Marktstraße nicht mehr allzu sehr treffen wird, findet Oliver Weppelmann vom Audioland. „Die großen Schläge haben wir hinter uns. Schlimmer kann es fast gar nicht mehr kommen“, sagt Weppelmann.

„Der Anbau am Centro stört mich nicht so sehr, wie die Tatsache, dass die Stadt nichts tut. Im Gegenteil: Da stellt man mir als Schuhverkäufer am verkaufsoffenen Sonntag einen Schuhstand direkt vor die Tür. Wie soll man da Umsatz machen? Dafür bekomme ich eine Rechnung über 130 Euro, weil ich am Sonntag geöffnet hatte“, ärgert sich Athanasios Selisios von „Synolo – Damenbekleidung“.

Sabine Hemsing von „Wohngefühl Hemsing“ fühlt sich von der Stadt allein gelassen: „Warum kümmert sich nicht jemand wirklich um die Marktstraße? Wir Geschäftsleute geben uns Mühe mit unseren Läden, legen viel Wert auf Kundenservice. Aber wir können einfach nicht mehr investieren – wir müssen gucken, dass wir überleben.“