Oberhausen.

Menschen, die Hilfe brauchen, gibt es viele. Menschen, die freiwillig helfen, gibt es zum Glück auch. Doch es dürfen gern noch viel, viel mehr sein. Sagt Markus Hönicke, Koordinator für das Ehrenamt im Diakonischen Werk Oberhausen. Insofern habe der Tag des Ehrenamtes am heutigen Montag seine Berechtigung.

„Das Ehrenamt hat schon jetzt einen riesigen Stellenwert in unserer Gesellschaft“, sagt Hönicke, der davon ausgeht, dass diese Bedeutung weiter zunehmen wird. Angesichts immer leerer werdender Kassen bei Staat, Land und auch bei der Kirche. „Das Ehrenamt ist ja eigentlich so alt wie der christliche Glaube“, schmunzelt er. Freiwillige Hilfe findet er auch heute zeitgemäß.

Das bestätigt Christel Nisbach, die seit 20 Jahren als freiwillige Helferin im Auftrag der Diakonie arbeitet. Die 58-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder und fand immer Zeit, sich auch um andere zu kümmern: „Ich hatte als 14-Jährige meine ersten Besuchsdienste in Krankenhäusern.“

Sie wollte Krankenschwester werden. Tatsächlich aber lernte sie den Beruf der Feinmechanikerin in der Elektronik. Den Wunsch Menschen zu helfen, erfüllte sie sich im Ehrenamt.

Bei der hauswirtschaftlichen Pflege bei einem Ehepaar - der Mann war schwerst pflegebedürftig, die Frau dement - lernte Nisbach mit den Ängsten des Paares und ihren eigenen Ängsten ebenso umzugehen wie mit Schmerzen und allen möglichen Krisen.

Lebensbegleitung bis zum Sterben

„Eine solche Arbeit ist immer ein Geben und Nehmen. Ich habe sehr viel gelernt über mich. Auch darüber, was ich alles kann. Ich kann mit Ärzten umgehen, ich kann Grenzen setzen, um nicht ausgenutzt zu werden. Ich kann aber auch menschliche Wärme geben“, schildert Christel Nisbach die Bedeutung der freiwilligen Hilfe für sie.

So habe eine pflegebedürftige alte Dame ihr gesagt, sie sei wie eine Tochter: „Jetzt ist die Dame dement und für sie bin ich tatsächlich ihre Tochter.“

Es entstehe in dem intensiven, oft jahrelangen Umgang mit den Patienten eine enge Bindung: „Fast wie eine Familie oder Freundschaften. Es ist auch eine Lebensbegleitung bis hin zum Sterben.“

Einschätzen, was man zu leisten im Stande ist

Jeder, der sich ehrenamtlich in der Pflege engagiere, müsse sich darüber klar sein, was er zu leisten im Stande ist: „Man muss einschätzen, ob man das kann.“ Es gebe ja noch so viele weitere Möglichkeiten, freiwillige Hilfe zu leisten, ergänzt Markus Hönicke: „Wenn Untersuchungen recht haben, engagieren sich derzeit rund 30 Prozent der Bürger ehrenamtlich und weitere 30 Prozent könnten sich das gut vorstellen. Wenn wir die erreichen könnten.“

Für Hönicke sind die Ehrenamtlichen auf Augenhöhe mit den hauptamtlich Beschäftigten: „Die haben doch heute gar keine Zeit mehr, einfach nur mal da zu sein, zuzuhören und jemanden in den Arm zu nehmen. Es geht im Ehrenamt vor allem um Menschlichkeit.“ Ehemals funktionierende Strukturen wie Familie und Nachbarschaft bieten immer weniger Geborgenheit. So sei wichtig, Zeit zu spenden, sagt Christel Nisbach.

"Reiche Schätze"

Als „reiche Schätze“ bewertet Markus Hönicke das Potenzial der freiwilligen Helfer auch hinsichtlich ihrer Qualifikation: „Sie bringen oft wichtige Kenntnisse aus ihrer Berufszeit mit.“

Wichtig ist ihm der Austausch mit den freiwilligen Helfern. Darum findet jeden Monat ein Stammtisch statt, an dem alle Ehrenamtlichen teilnehmen können. Nisbach: „Wir kommen aber nicht nur zusammen, wenn wir verzweifelt sind. Es ist doch nicht immer Leid und Elend. Die pflegebedürftigen Menschen geben mir so viel zurück.“