Oberhausen. . Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben. Durch die Arbeit der Sterbebegleiterteams des Ambulanten Hospizes Oberhausen wird dies vielen ermöglicht. Kein leichter Job - doch die Begegnungen sind für die Hospiz-Mitarbeiter auch bereichernd.
Die Zahlen lassen einen schlucken: „In Umfragen wünschen sich 80 bis 90 Prozent der Menschen, zu Hause zu sterben. Tatsächlich sterben hierzulande aber 90 Prozent im Krankenhaus“, sagt Anke Keller vom Ambulanten Hospiz.
Zu den Menschen, die es möglich machen, dass Schwerkranke – soweit medizinisch möglich – bis zum letzten Atemzug in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können, gehört Otti Hörnschemeyer. Seit sechs Jahren schon ist sie Teil des mittlerweile auf 120 Ehrenamtliche angewachsenen Sterbebegleiterteams des Ambulanten Hospizes.
"Leben bis zuletzt"
„In dieser Zeit habe ich immer wieder festgestellt, dass sehr viele Oberhausener gar nicht wissen, dass sie die Möglichkeit haben, sich in diesen schweren Zeiten kostenlos durch professionell geschulte Ehrenamtliche begleiten zu lassen“, erzählt Hörnschemeyer. „Schon oft hab’ ich von Angehörigen Verstorbener zu hören bekommen: Wenn wir das gewusst hätten, wäre uns sehr geholfen gewesen.“
Zehn bis zwölf Sterbende und deren Familien habe sie in dieser Zeit begleitet, mal nur wenige Tage, mal drei bis vier Monate lang. Die Koordinatorinnen des Ambulanten Hospizdienstes haben jeweils den Kontakt hergestellt. Sie schauen im Vorfeld, welche Sterbebegleiterin oder welcher Begleiter der jeweils richtige sein könnte: „Das hat immer gepasst, die Chemie hat immer gestimmt“, erzählt Hörnschemeyer. Zu manchen Hinterbliebenen hat sie noch heute sporadisch Kontakt.
Ein gegenseitiges Geben und Nehmen
Traurig findet die 54-Jährige, dass in den meisten Köpfen der Begriff „Hospiz“ immer erstmal ausschließlich mit dem Begriff „Sterben“ verknüpft sei: „Dem Sterben geht doch einiges voraus. Sterben gehört zu unserem Leben – genauso wie geboren werden. Und auch im Sterben ist noch Leben. Leben bis zuletzt – das ist das, worum’s uns in der Begleitung geht. Zum Beispiel Wünsche erfüllen, die noch erfüllbar sind, oder einfach zuhören“, erzählt Hörnschemeyer, die der Sterbebegleitung neben Familie und Beruf in ihrem Leben immer wieder Zeit einräumt – und das gar nicht als Opfer empfindet.
„Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich erlebe dabei, wie Menschen, die dem Tod nahe sind, etwas Besonderes ausstrahlen. Da geht’s nicht mehr um Belanglosigkeiten. Man bekommt durch diesen Dienst am Nächsten ein deutliches Gespür dafür, dass unser Leben endlich ist und dass man achtsam damit umgehen sollte“. Belastend seien die Hausbesuche schon dann und wann: „Man ist zwar professionell, aber schließlich nicht emotionslos. Meine Lebensfreude hat mir das jedenfalls nicht genommen.“ Eher im Gegenteil: „Die Begegnungen haben mein Leben oft sehr bereichert.“