Oberhausen. .

Mit der Aussetzung des Wehrdienstes, fällt auch der Zivildienst weg. Als Ersatz gibt es ab Juli den Bundesfreiwilligendienst. Hilfsorganisationen in Oberhausen wollen zudem künftig vermehrt auf FSJler setzen -und vor allem auf die Freiwilligkeit.

Die Aussetzung des Wehrdienstes ist beschlossene Sache. Und somit auch die des Zivildienstes. Hilfsorganisationen schlagen Alarm und sehen das Pflegesystem nun bedroht. Als Ausgleich für den Zivildienst beschloss das Bundeskabinett am 15. Dezember die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes als Ersatz für den Zivildienst. „Mit dem Bundesfreiwilligendienst haben wir ein überzeugendes Konzept erarbeitet, mit dem wir die Freiwilligendienste in Deutschland stärken und den Wegfall des Zivildienstes zumindest teilweise kompensieren können“, sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder Anfang der Woche in Berlin. Dieser neue Dienst soll zum 1. Juli 2011 beginnen und sich an Menschen jeden Alters richten.

Doch was taugt der neue Freiwilligendienst und wie bereiten sich die örtlichen Hilfsorganisationen auf die Situation vor? Ein kurzer Überblick:

Rund 180 Zivildienstleistende in Oberhausen

Nach Angaben des Bundesamtes für Zivildienst leisten zum Anfang dieses Jahres rund 180 junge Männer ihren Zivildienst in Oberhausen. „Das sind nicht weniger als sonst“, sagt Antje Mäder, Pressesprecherin des Amtes. „Wir werden jedoch in den kommenden Monaten nur jene einberufen, die entweder einen Einberufungsbescheid erhalten haben und diesen auch nicht ohne triftigen Grund widersprechen können, oder diejenigen, die ihren Zivildienst noch freiwillig antreten wollen.“ Bis zum Ende des Jahres seien alle Zivildienstleistenden abgezogen.

Für die Oberhausener Hilfsorganisationen und sozialen Trägerschaften scheint dies jedoch kein Problem darzustellen. „Wir forcieren seit Jahren den Ausbau unserer Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und ersetzten dadurch kontinuierlich die Zivildienststellen“, sagt Jörg Fischer, Referatsleiter für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dies sei der ständigen Verkürzung der Dienstlaufzeiten geschuldet. Auch andere Hilfsorganisationen wie die Caritas, die Lebenshilfe, die Johanniter-Unfall-Hilfe oder das Diakonische Werk folgen diesem Beispiel. „Um die Zivildienstleistenden entsprechend auszubilden, brauchen wir rund ein bis zwei Monate. Hinzu kommen gesetzliche Urlaubstage und manchmal sogar krankheitsbedingte Ausfälle“, sagt Christine Wegener von der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Effektiv hätten wir somit nur noch sechs Monate etwas von den Zivildienstleistenden.“ Schnell habe man erkannt, dass FSJler hingegen eine entsprechende Alternative darstellen.

FSJ-ler sollen Lücken stopfen

Andere Träger wie zum Beispiel die Lebenshilfe oder die Diakonie, wollen erst in diesem Jahr mit der flächendeckenden Etablierung von FSJ-Stellen beginnen. „Für unsere Arbeit waren Zivildienstleistende unabdingbar. In den Bereichen der Werkstätten und Betreuung von Menschen mit Behinderungen ganz besonders“, sagt Rainer Lettkamp, Geschäftsführer der Lebenshilfe. „Wir werden nun versuchen mit den FSJlern und dem neuen Bundesfreiwilligendienst diese Lücke zu stopfen.“

Auch die Hilfsorganisationen sehen in dem neuen Bundesfreiwilligendienst eine Alternative zum Zivildienst. Insbesondere, weil nicht nur jüngere Bürger und die Auflösung der Gender-Strukturen berücksichtigt werden. Ein breites Spektrum an möglichen Helfern wird somit bereit gestellt. „Wir müssen nur darauf achten, dass sich die Systeme, FSJ, Ehrenamt und Bundesfreiwilligendienst nicht untereinander ausspielen“, sagt Reinhard Messing, Pressesprecher des Caritas-Verbandes und verweist auf die finanziellen Auswirkungen für die Organisationen.

Das neue System kann kommen und die örtlichen Trägerschaften und Organisationen scheinen auf das Ausbleiben der Zivis gut vorbereitet. Jedoch setzt das Konzept aus Freiwilligendienst und Freiwilligen Sozialen Jahr eben genau auf das: Freiwilligkeit.