Oberhausen. .
Oberhausen hat in diesen Wochen geschafft, wovon Städtemarketingexperten eigentlich träumen: Die 210 000-Einwohner-Stadt taucht nun regelmäßig in den überregionalen Medien auf. Das Problem: Leider wird praktisch keine einzige positive Seite dieser Stadt erwähnt.
Denn vor allem Negativrekordtitel „die pro Einwohner höchst verschuldete Stadt Deutschlands“ oder „die NRW-Stadt mit der höchsten Zahl an Glücksspielautomaten“ locken quasi naturgemäß deutschlandweit agierende Journalisten an. Und dann ist da ja auch noch der neue griechisch-stämmige Stadt-Finanzchef Apostolos Tsalastras. Und das mitten in der Griechenland-Krise. Was immer das heißen mag.
Merkwürdige Vergleiche
Doch komplexe Themen sind nicht so einfach auf den Punkt zu bringen und so klappern die Berichterstatter dankbar auf ihren Laptops über Oberhausen los.
Sie greifen unberührt von der wirklichen Lage zu merkwürdigen Vergleichen. Harmlos ist da noch die „Handelsblatt“-Einstufung von Oberhausen, immerhin eine der 35 größten deutschen Städte, als „Provinz“; erstaunlicher ist der Vergleich Oberhausens in der „Süddeutschen Zeitung“ mit den Zuständen in der früheren sozialistischen Diktatur-DDR. „Auch Tsalastras arbeitet schon wieder an der nächsten Sparrunde für Oberhausen und steht vor der Aufgabe, so zu kürzen, dass es die Menschen möglichst nicht merken. Sie merken es aber doch, wenn sie durch ihre Heimat fahren, die oft so aussieht, wie die DDR kurz nach der Wende.“
"Graue Häuser, bröckelnde Fassaden, Trostlosigkeit"
Und weil’s schön klingt, übernehmen die Dynamiker von „Spiegel-Online“ diese Sicht der Dinge. „Oberhausen sieht an vielen Stellen aus wie die DDR kurz nach der Wende: graue Häuser, bröckelnde Fassaden, Trostlosigkeit“, pusten die Internet-Journalisten in die Welt. Forsch geht es weiter: „Im Rathaus, einem rotgeklinkerten Behördenbunker im Herzen der Stadt, sitzt der Mann, der das Elend verwalten soll.“