Oberhausen. . In Oberhausen kam bereits vergangenes Jahr auf nur 200 Einwohner ein Spielgerät – größer ist die Dichte der Daddelmaschinen nirgendwo sonst in NRW. Laut der Landesstelle Glücksspielsucht wurden 2010 allein in Oberhausen knapp 19 Millionen Euro verzockt. Nun eröffnet am Centro eine weitere Groß-Spielhalle, in der bis zu 144 Geräte aufgestellt werden dürfen.

Abgehoben ist der halbrunde, einem Ufo nachempfundene Bau nur von außen. Im Inneren lenkt kein architektonischer Schnickschnack von der wenig glanzvollen Beschäftigung ab, um die es hier geht: Glücksspiel am Automaten. Kommenden Monat soll die Spielhalle beeindruckenden Ausmaßes in Oberhausen eröffnen. Doch der Start des „Ufos“ steht unter keinem guten Stern. Ginge es nach den Plänen der Länder für eine neue Gesetzgebung, müsste diese Spielhalle in spätestens fünf Jahren wieder dicht machen.

Bei den großen Automatencasinos handelt es sich – rechtlich gesehen – um mehrere Spielhallen unter einem Dach. Im Fall der Neueröffnung am Centro hält der Betreiber sogar zwölf Konzessionen, die je zum Aufstellen von zwölf Automaten berechtigen. – unterm Strich also bis zu 144 Apparate. Solche Mehrfach-Genehmigungen sollen nach dem Willen der Länder künftig nicht mehr gestattet sein. Für bestehende Spielhallen will man eine Übergangsregelung finden. Binnen fünf Jahren müssten sie verkleinert oder geschlossen werden. Die Ministerpräsidenten reagieren mit ihrem Vorstoß auf den Europäischen Gerichtshofs, der den deutschen Glücksspielstaatsvertrag für ungültig erklärt hatte. Süchtige würden nicht ausreichend geschützt.

In Oberhausen dürfte mancher die Neuigkeiten mit Genugtuung vernommen haben, hatte es über das „Ufo“ doch reichlich Diskussionen gegeben. In der strukturschwachen Stadt kam bereits vergangenes Jahr auf nur 200 Einwohner ein Spielgerät – größer ist die Dichte der Daddelmaschinen nirgendwo sonst in NRW. Laut der Landesstelle Glücksspielsucht wurden 2010 allein in Oberhausen knapp 19 Millionen Euro verzockt.

„Unverantwortlich“ – die Opposition im Rathaus schimpft und beklagt eine verfehlte Stadtplanung. Die Verwaltung winkt ab. Es gebe eine „klare Strategie, Spielhallen aus zentralen Lagen herauszuhalten“, so Dezernent Peter Klunk, der den Groß-Bauten etwas Positives abgewinnen kann: Vielleicht verdrängten sie einige der vielen anderen, kleineren Spielhöllen.

Begriff „Casino“ soll tabu sein

Auch an die Öffnungszeiten wollen die Länder ran. Bislang dürfen Spielhallen rund um die Uhr öffnen, abgesehen von der einen vorgeschriebenen „Reinigungsstunde“ – deshalb die weit verbreitete Spielhallenlosung: „Wir haben 23 Stunden geöffnet.“ Gemäß der Pläne der Ministerpräsidenten müssten sie künftig drei Stunden am Tag schließen. Außerdem sollen die Werbung eingedämmt und der Begriff „Casino“ für Spielhallen verboten werden.

Auf zusätzliche Kundschaft hoffen freilich die Betreiber. Der weithin sichtbare Landeplatz des „Ufos“ am Centro etwa ist für sie vor allem wegen seiner guten Autobahnanbindung und des hohen Verkehrsaufkommens interessant. Es ist bereits die zweite große Eröffnung, die die Coesfelder Schmidt-Gruppe in diesem Jahr in Oberhausen verbucht: An der B 223, neben der Disko „Turbinenhalle“, entstand ein baulich weniger auffälliges, mit sieben Konzessionen aber ebenfalls beachtliches Center. „Spielstationen“ nennt der Betreiber die Hallen, die mit ihren großen Reklameschildern auch Zufallsgäste von der Straße locken sollen – ähnlich wie Schnellrestaurants.

Branchenprimus kündigt „Prozessflut“ an

Das schnelle Geschäft mit dem Glück werden sich die Firmen nicht so einfach nehmen lassen. An den Schaltstellen der Politik dürfte nach der Kampfansage der Länder nun die Zeit der Lobbyisten anbrechen. Branchenprimus Gauselmann aus dem westfälischen Espelkamp kündigte zudem gleich nach Bekanntwerden der Pläne eine „Prozessflut“ an. Das Vorgehen der Länder sei unlauter, sie wollten sich nur Konkurrenz vom Hals halten. Die Schmidt-Gruppe, die in Oberhausen die Spielhallenkrone aufhat, zeigt sich unbeeindruckt. „Wir werden auf jeden Fall eröffnen“, so die neue Unternehmenssprecherin. Ihr Vorgänger ist jetzt „Beauftragter für Politik und Medien“.