Oberhausen. . Bei einem Vortrag zum Thema erneuerbare Energien in der Fabrik K14 in Oberhausen lieferte sich Grünen-Vorsitzende Bärbel Höhn eine hitzige Diskussion mit Atom-Gegnern, die beinahe mit dem Rausschmiss eines Atom-Kritikers endete.

Bärbel Höhn hatte den zweiten Satz ihres Vortrags noch nicht ganz ausgesprochen, da schlug der stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion auch schon der erste Zwischenruf entgegen: „Wenn du von der ‘Grünen Energiewende’ sprichst, warum wird dann unter rot-grüner Hand in Datteln ein Kohlekraftwerk gebaut?“, wollte ein junger Mann von der hiesigen Anti-Atom-Initiative wissen.

Damit war der Ton des Abends in der Fabrik K14 gesetzt: Was folgte, war ein hitziges zweieinhalbstündiges Wortgefecht zwischen zwei Polen und Generationen einer Bewegung und damit eine Diskussion, die mehrfach unsachlich wurde, mit dem Rausschmiss des jungen Wortführers zu enden drohte und letztlich in die Frage von Anti-Atom-Mann Klaus Roll mündete: „Wo sind denn die Grünen in dieser Stadt?“

Solaranlagen zu teuer

Über erneuerbare Energien wollte Bärbel Höhn sprechen, bis 2030, so das Anliegen der Bundes-Grünen, solle Strom zu 100 Prozent unter anderem aus Wind, Wasser oder Sonne gewonnen werden. „Wenn das euer Ziel ist, warum gibt es dann im rot-grün regierten Oberhausen kein Solarkataster?“, fragte sich Roll.

Im Juli hatte die Stadt einen solchen Atlas, der angibt, auf welchen Dächern sich Solaranlagen lohnen würden, als zu teuer abgewiesen; stattdessen wird derzeit ein Klimakonzept für öffentliche Gebäude in der Stadt erstellt.

„Wer mit Leuten regiert, die über Jahrzehnte alles allein gemacht haben und die teils konservativer sind als so mancher Christdemokrat, muss viel Überzeugungsarbeit leisten“, sagte dazu Andreas Blanke, Vorstandssprecher der Oberhausener Grünen, am Freitagabend.

"Ihr habt euer Gesicht verloren"

Andere Anwesende aus der Gruppe der Anti-AKWler gaben sich als „enttäuschte Grünenwähler“ zu erkennen, man habe das Vertrauen in die Politik verloren, sagten sie, auch weil die Grünen dem Atomkonsens der Bundesregierung zugestimmt hatten. „Ihr habt euer Gesicht verloren“, rief einer. Höhn stimmte dagegen: „Eure Diskussion zwischen Schwarz und Weiß führt nur dazu, dass die Konservativen an der Macht bleiben. Auf diese Verräterdebatte habe ich keinen Bock.“ Wie im Kindergarten sei das ja, meinte dazu eine ältere Frau in der ersten Reihe.

Ruhiger wurde es mit Fragen anderer Bürger: Nach der Abwärmenutzung im heimischen Keller erkundigten sie sich, auch nach Nachtspeicherheizungen, Wärmespeichern, die sich nachts mit Strom aufheizen, der zwar günstiger ist, meist aber aus klimabelastenden Kohlekraftwerken und Atomkraftwerken kommt. Höhn lehnte die Speicher deshalb ab.

Im Publikum saß übrigens auch - bis kurz vor Schluss von vielen unerkannt - Bernd Homberg, seit September Technischer Vorstand bei der EVO. Noch lange nach dem Schlusswort vom Podium diskutierte er mit den Mitgliedern der Anti-Atom-Initiative.