Oberhausen. .
Bei der ersten Oberhausener Fahrraddemo gegen Atomkraft warben die Mitglieder der Anti-Atom-Initiative um mehr Engagement vor Ort. Auch weniger politisch engagierte Bürger fuhren mit.
Fukushima, ist das nicht längst vorbei und der Atomausstieg 2022 beschlossene Sache? Irritiert reagierten einige Passanten, die am Samstag den Willy-Brandt-Platz überquerten. Hier startete die erste Fahrraddemo der Anti-Atom-Initiative Oberhausen.
Ausstaffiert mit Fahnen und Transparenten steuerten die rund 100 Radfahrer fünf verschiedene Haltepunkte an - jeder hat einen speziellen Bezug zur Atomenergie.
Stromanbieter wechseln
„Atomausstieg bleibt Handarbeit“, mahnte Klaus Roll, einer der Initiatoren. Er brachte auf den Punkt, was die Fahrraddemo zeigen sollte: Auch hier in Oberhausen sind die Bürger von der bundesweiten Atompolitik betroffen - und können dagegen aktiv werden.
Erste Station waren die Gleise des Hauptbahnhofs, über die im Schnitt einmal in der Woche ein Urantransport rolle. Dass weder Bürger, noch Stadt und Feuerwehr über diese Transporte informiert würden, bemängelte das Bündnis und forderte Transparenz und Schutz für die Bevölkerung.
Weiter ging es zur EVO, wo die „Ehe zwischen RWE und den Kommunen im Ruhrgebiet“ kritisiert wurde. Eine Aufforderung, den Stromanbieter zu wechseln, fehlte natürlich nicht.
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Weiter führte der Weg dann zur MAN-GHH in Sterkrade, wo sogar lobende Worte fielen. Schließlich stellte der Betrieb Ende der 70er Jahre den Bau von Reaktordruckbehältern und Dampferzeugern ein, mit dem zuvor Atomkraftwerke in ganz Deutschland beliefert wurden.
Vorletzte Station der Radtour war die Bilfinger Berger Power Service GmbH, deren Tochterfirma Babcock Noell GmbH noch immer für die Modernisierung und Nachrüstung von AKWs zuständig ist.
Nicht unsympathisch
Neben Mitgliedern und Freunden der Anti-Atom-Initiative, Grünen und Linken, nahmen auch weniger politisch engagierte Oberhausener am Fahrradkonvoi teil. Michael Jarzembowski (56) fuhr mit, weil er den Atomausstieg für eine gute Sache hält, dennoch findet er den Standpunkt der Initiative „einseitig, aber nicht unsympathisch“.
Andere sind da überzeugter: Marc (19): „Es geht um radikale politische und wirtschaftliche Veränderung.“ Der junge Mann befürchtet, dass im Zuge des Atomausstieges wieder auf Kohlekraftwerke gesetzt wird.
Für die Japanerin Wakako Obata hatte die Fahrraddemo eine besondere Bedeutung. Sie hat das ganze Jahr in Oberhausen verbracht und ein Praktikum im Friedensdorf absolviert - und das Unglück um Fukushima deshalb nur aus der Ferne erlebt. Nächste Woche steht für sie die Heimreise an. „Ich möchte gerne Ideen und Gedanken von hier mit nach Japan nehmen und auch dort aktiv gegen Atomkraft werden“, erklärt die 25-Jährige. Sie ist beeindruckt von dem Prostest vor Ort, hat auch schon an einer Demo in Dortmund teilgenommen. „In Japan ist diese Bewegung aber noch nicht so stark“, weiß sie von Freunden und Familie.
Die letzte offizielle Station war das Rathaus. Neben „Atomausstieg sofort“-Kreidebotschaften vor dem Eingang, wurde auch verbal noch einmal gegen die Oberhausener Parteien gewettert. Zu wenig werde für den Ausbau regenerativer Energien vor Ort getan; die Grünen seien zur „Abnicker-Partei“ geworden.