„Der Betrieb kann ordentlich durchgeführt werden“, sieht Reinhard Frind, der für die Bildung zuständige Dezernent, dem Start ins neue Schuljahr gelassen entgegen. Gudrun Mattern kam mit ihm ins Gespräch.
Gibt’s Lehrermangel?
Reinhard Frind: Für die Lehrerstellen bin ich nicht zuständig. Da müssen Sie sich an die Schulaufsicht wenden.
Hat Oberhausen Schwierigkeiten, Lehrer zu bekommen?
Frind: Lehrerstellen an weiterführenden Schulen und Berufskollegs zu besetzen, ist generell im Ruhrgebiet schwierig. Ich kann das zwar nicht belegen, bin aber der Meinung, dass Lehrermangel eher fach- als standortbezogen begründet ist. Nach meiner Kenntnis spielen auch die Standorte der Studienseminare eine Rolle. Hat jemand in Köln studiert, sucht er auch nach einer Stelle im Raum Köln.
Schulbücher waren durch den Wechsel von G9 auf G8 an einigen Gymnasien ein Problem?
Frind: Das war nur während der Umstellung. Die Verlage hatten Lieferschwierigkeiten. Die sind aber längst behoben.
Ist es ein Problem, wenn viele Schüler mit Migrationshintergrund in einer Klasse sind?
Frind: Migration kennen wir hier in Oberhausen seit Jahren. Wir wissen, dass es große Unterschiede gibt, zum Beispiel zwischen Schmachtendorf und Tackenberg. Das hat mit Wohnstandorten zu tun. Die betroffenen Schulen, in Alt Oberhausen St. Martin oder Brüder-Grimm, arbeiten mit der Situation, haben alle entsprechende Konzepte.
Gibt’s noch den zusätzlichen muttersprachlichen Unterricht?
Frind: Selbstverständlich. Ich kann’s aus dem Kopf nicht sagen, aber es gibt ihn in mindestens acht Sprachen.
Haben alle Grundschulen den offenen Ganztag?
Frind: Ja, alle 39 Grundschulen haben ihn mit unterschiedlichen Stärken. Eltern, die ihn wünschen, haben für ihr Kind einen Platz bekommen. Problematisch wird es mit den räumlichen Kapazitäten. Wir hatten mit einem Anteil von 25 Prozent gerechnet, an manchen Schulen besuchen aber mehr als 50 Prozent der Schüler den offenen Ganztag. Da müssen wir uns mit dem Land unterhalten.
Soll der Ganztag zur Regel werden?
Frind: Auch das steht im Konsenspapier der Landesregierung, dem alle Parteien zugestimmt haben. Mehr gebundener Ganztag ist Konsens, der Pflichtganztag hingegen nicht.
Zur Einschulung: Hat jeder den Platz bekommen, den er wollte?
Frind: Ja, ich habe nichts Gegenteiliges gehört. Das gilt nicht für die Gesamtschulen, aber das Problem haben wir ja schon im Oktober geregelt.
Gibt’s genug Plätze für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, an Berufsschulen?
Frind: Das wird im Dialog geregelt zwischen Arbeitsverwaltung, Regionaldirektion und dem Schulministerium. Zurzeit wird noch versucht, nach zu vermitteln. Alle, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, erhalten ein Alternativangebot.
Kommt die Sekundarschule doch noch für Oberhausen in Frage?
Frind: Auch das steht im Kompromiss: Sie kommt noch in Frage, wenn sie nachgefragt wird. Das gilt für alle Schulformen. Man kann eine Sekundarschule gründen, wenn der Bedarf da ist und Schulen, die sie gründen möchten - das sind in der Regel eine Haupt- und eine Realschule. Die Sekundarschule müsste mindestens drei-zügig sein und gemeinsames Lernen in den Jahrgängen fünf und sechs anbieten sowie Differenzierungsmöglichkeiten. Wir als Verwaltung würden jeden dabei unterstützen, aber ich habe von keiner Schule gehört, die es machen will.
Werden doch weniger Schulen geschlossen als zunächst vorgeschlagen war?
Frind: Wir sind noch dabei, die Planung zu machen. Wir sind noch im Beteiligungsverfahren, das noch bis zum 10. September läuft. Stellungnahmen gehen noch ein, von Betroffenen, von der Gewerkschaft, von Verbänden. Erst wenn alle Einwendungen vorliegen, werden wir darauf eingehen und aufschreiben, welche Konsequenzen die Vorschläge hätten. Außerdem wird es noch einige weitere Veranstaltungen geben. Wir sind noch mitten im Diskussionsverfahren.
Es besteht kein Zeitdruck?
Frind: Wir haben die Absicht, dem Rat und den Bezirksvertretungen im Oktober einen Entscheidungsvorschlag vorzulegen.
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