Oberhausen. . Da hat die Journalistin Heike Anger tiefe Gefühle getroffen: Ihre Formulierung „Provinz in Oberhausen“ aus dem Handelsblatt schaffte es bis zur Leser-Umfrage der Woche bei DerWesten. Im Gast-Kommentar nimmt sie hier Stellung zu ihren Ausführungen.

Liebes Oberhausen!

Erst einmal vielen Dank für die Ehre, dass es die kleine Formulierung „Provinz in Oberhausen“ aus dem Handelsblatt bis zur Leser-Umfrage der Woche bei Der Westen schafft. Hier meldet sich der „arrogante Hauptstädter“ – wie es in der Umfrage so schön heißt – nochmals zu Wort. Ich habe als Berlin-Korrespondentin des Handelsblatts in einem Artikel über den möglichen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück geschrieben, derzeit laufe überall die große Steinbrück-Show – ob in der Provinz in Oberhausen oder auf der Berliner Hauptstadtbühne. Natürlich wollte ich den Stolz und die Gefühle der Oberhausener keinesfalls verletzen. Und schön zu sehen, dass es so viele Lokalpatrioten gibt.

Aber liebe Oberhausener, Ihr müsst Euch auch mal zusammenreißen und auf die Fakten schauen!

210.000-Einwohner-Großstadt Oberhausen? Ich selbst bin in Bezirk Berlin-Neukölln geboren und aufgewachsen. Der Stadtteil hat allein gut 300.000 Einwohner – wenn auch keine Eisenindustrie und natürlich auch keinen Sterne-Koch. Von der Stimmung dürften sich Neukölln und Oberhausen indes recht ähnlich sein, wenn von einer „depressiven Umgebung“ die Rede ist. Aber selbst Spandau, das wiederum nach den provinziellen Empfindungen mancher Berliner kaum als Teil der Hauptstadt zu werten ist und von den Bewohnern selbst gerne stolz als „Spandau bei Berlin“ bezeichnet wird, hat 225.000 Einwohner.

So groß wie Rüdersdorf bei Berlin

Und Oberhausen hat ein Stadtgebiet mit einer Fläche von 77 Quadratkilometern. Damit ist es in etwa so groß wie das kleine Örtchen Rüdersdorf bei Berlin, im Kreis Märkisch-Oderland. Dort gibt es zugegebenermaßen aber nur einen Aldi. Und ein kleines Kulturhaus, das die Einheimischen überschwänglich „Akropolis“ nennen. Aber hier mache ich mir schon wieder die nächsten Feinde…

Ein Wort zum Schluss, um die regionalen Animositäten noch ein bisschen anzuheizen: Für das Handelsblatt habe ich sechs Jahre in Düsseldorf – oder laut Leserumfrage D(umm)dorf – gearbeitet. Die schöne Stadt am Rhein fand ich anfangs auch recht provinziell. Also bitte keine Aufregung! Gegen eine Provinz mit Lokalpatriotismus ist überhaupt nichts einzuwenden!

Herzliche Grüße, Heike Anger